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10.03.2017 07:22

UDE: Die Angst vorm Scheitern - Warum aus vielen Existenzgründungen nichts wird

Ulrike Bohnsack Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Sie haben eine vielversprechende Geschäftsidee. Doch geben angehende Gründer oft schon auf, bevor sie überhaupt angefangen haben. Wirtschaftswissenschaftler der Universität Duisburg-Essen (UDE) wollten wissen warum. In experimentellen Studien haben sie belegen können, dass die Angst zu scheitern viele lähmt. Die amerikanische Management-Zeitschrift „Journal of Business Venturing“ hat die Untersuchung jetzt veröffentlicht*.

    Wer sich selbstständig machen möchte, braucht nicht nur einen guten Plan und eine sorgfältige Vorbereitung, sondern auch Biss und starke Nerven, um Fehlschläge auszuhalten und Risiken zu tragen. Denn dass man mit der eigenen Firma baden geht, ist nicht unwahrscheinlich: Von 10 Startups überleben lediglich zwei die ersten fünf Jahre.

    Allerdings kommen viele erst gar nicht in die Phase, etwas aus ihrer Idee zu machen; sie verlässt der Mut schon vorher, bedauert Tobias Kollmann. Als Professor für E-Business und E-Entrepreneurship erforscht und unterstützt er die Gründerszene. Was hält die potenziellen Existenzgründer ab? Sind es die bürokratischen und finanziellen Hürden? Welche Rolle spielt die Psyche? Das hat Kollmann und seine Mitarbeiter Dr. Christoph Stöckmann und Julia Kensbock interessiert.

    In experimentellen Studien haben sie über 550 angehende Gründer aus Deutschland befragt. „Sie waren hundertprozentig von ihrer Idee überzeugt und wurden dann mit verschiedenen Hindernissen konfrontiert, die typischerweise im Gründungsprozess auftreten können – etwa, dass finanzielle Ressourcen wegfallen oder die soziale Unterstützung nachlässt“, beschreibt Kollmann das Vorgehen. Fast alle Teilnehmer ließen sich verunsichern und bewerteten ihre Geschäftsidee auf einmal schlechter. „Dass sie Hindernisse wahrnahmen, aktivierte ihre persönliche Angst vorm Scheitern.“

    Diese Angst ist ein so genanntes Vermeidungsmotiv, das man aus früheren Erfahrungen – beispielsweise in Prüfungen oder im Sport – entwickelt hat. Ist ein Versagen wahrscheinlich, entzieht man sich der Situation.

    „In früheren Studien wurde die Angst vorm Scheitern vor allem als statische Charaktereigenschaft angesehen, die entweder hoch oder niedrig ausgeprägt ist“, erläutert Kollmann. Diese traditionelle Sicht erklärt zwar, warum manche Leute für sich eine Unternehmensgründung prinzipiell ausschließen bzw. erwägen. „Sie betrachtet den Menschen dennoch zu isoliert. Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass man das dynamisch sehen muss: Die Angst vorm Scheitern ist ein psychologischer Prozess, eine Reaktion darauf, dass sich in der eigenen Umgebung Gefahren anbahnen.“

    Fazit: Personen im Gründungsprozess sollten stärker auf psychologische Empfindungen achten – diese können wichtige Warnsignale sein, um die Situation realistisch einzuschätzen. Andererseits sollten sie sich von der Angst zu scheitern nicht lähmen lassen. Denn selbst, wenn das Startup schiefläuft, ist das nicht das Ende. Wer aus Fehlern lerne, könne mit einer zweiten Chance durchstarten, so Professor Kollmann: „Hier muss jedoch auch unsere Gesellschaft offener werden. Scheitern hat leider immer noch ein negatives Image.“

    *Tobias Kollmann, Christoph Stöckmann, Julia M. Kensbock: „Fear of failure as a mediator of the relationship between obstacles and nascent entrepreneurial activity – An experimental approach”, in: Journal of Business Venturing, Februar 2017,
    http://dx.doi.org/10.1016/j.jbusvent.2017.02.002

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Tobias Kollmann, E-Business und E-Entrepreneurship, Tel. 0201/183-2884, tobias.kollmann@uni-due.de


    Weitere Informationen:

    http://dx.doi.org/10.1016/j.jbusvent.2017.02.002


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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