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15.03.2017 14:25

Ein europäischer Erfolg

Vera Glaßer Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft

    In dieser Woche feiert der Europäische Forschungsrat (ERC) zehnten Geburtstag. 14 Forscherinnen und Forscher am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin haben bisher von seiner Förderung profitiert – teils mehrfach.

    Als die EU-Kommission im Jahr 2007 den Europäischen Forschungsrat (ERC) gründete, versprach sie nicht einfach eine Millionenförderung für Grundlagenforscher. Sie verpflichtete sich auf ein einziges Kriterium für die Auswahl: wissenschaftliche Exzellenz. Der ERC hielt Wort. Keine inhaltlichen, keine strategischen Vorgaben engen die Forscherinnen und Forscher ein, die einen ERC Grant bekommen. Als Pioniere identifizieren sie selbst lohnende Felder und bekommen genügend Geld, um eine Idee über Jahre zu verfolgen. Selbst wenn die Idee zunächst riskant erscheint.

    „Die ERC Grants sind ein Quantensprung in der Forschungsförderung in Europa. Hier geht es nicht um Konsortien, sondern um gute Ideen und ihre Umsetzung“, sagt Thomas Willnow. Er erhielt 2013 einen ERC Advanced Grant und ist einer von 14 Forscherinnen und Forschern am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, die bislang im Wettbewerb um die begehrte Förderung erfolgreich waren. Das MDC belegt damit Platz 17 von 128 deutschen Forschungsinstitutionen.

    Politiker sollten den ERC ohne Wenn und Aber unterstützen

    Das Alter der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist für den ERC unerheblich. Die ERC Starting Grants geben aufstrebenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern die nötigen Mittel, zum ersten Mal ein eigenes Labor aufzubauen und unabhängig zu arbeiten. Klaus Rajewsky hatte 2010 dank ERC-Grant die Möglichkeit, trotz seines fortgeschrittenen Alters von der Universität Harvard nach Deutschland zurückzukehren und am Max-Delbrück-Centrum weiter zu forschen.

    In den letzten zehn Jahren hat der ERC mehr als 7000 Forscherinnen und Forscher in ganz Europa unterstützt. Trotzdem wäre er 2015 beinahe Sparzwängen zum Opfer gefallen. 2,7 Milliarden Euro sollten aus dem Horizon-2020-Programm gestrichen werden, davon 221 Millionen Euro beim ERC. Der Protest war einhellig, die Gefahr wurde abgewendet. Vorerst. „Wir bitten Politiker aller EU-Mitgliedsländer und EU-Institutionen dringend, den ERC ohne Wenn und Aber zu unterstützen“, fordert EU-LIFE, eine Allianz 13 biomedizinischer Forschungsinstitute in ganz Europa, zu der auch das MDC gehört. „Dazu gehört, das Budget im nächsten Rahmenprogramm FP9 zu erhöhen und wissenschaftliche Leistung und Unabhängigkeit als Prinzipien des ERC zu bekräftigen.“

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    Statements von MDC-Forschern

    Thomas Jentsch, ERC Advanced Grant 2011:

    „Die ERC-Förderung hat es uns erlaubt, ein sehr komplexes und innovatives Projekt durchzuführen: die molekulare Identifizierung eines wichtigen Ionenkanals, an der sich seit mehr als 20 Jahren schon viele Gruppen die Zähne ausgebissen hatten. Dies war ein langwieriges und teures Unterfangen mit ungewissem Ausgang, mit dem inhärenten Risiko, dass auch wir daran scheitern oder andere Gruppen uns zuvorkommen. Die großzügige finanzielle Unterstützung durch den ERC und die relativ lange Förderperiode von fünf Jahren waren für unseren Erfolg essenziell. Vor allem aber die ‚Philosophie‘ des ERC, wirklich innovative und dabei riskante ‚high risk – high-gain‘-Projekte zu unterstützen, was bei vielen anderen wissenschaftlichen Förderorganisationen schwierig ist.“

    Klaus Rajewsky, ERC Advanced Grant 2010:

    „Der ERC Advanced Grant lieferte eine Perspektive langfristiger Produktivität und damit die Basis, noch in meinem Alter von Harvard an das MDC in Berlin wechseln – eine wahrlich einzigartige Chance!“

    Gaetano Gargiulo, ERC Starting Grant 2016:

    „Durch den ERC Grant haben wir alle Ressourcen zur Verfügung, die wir für unser Forschungsprojekts brauchen, sodass ich den Großteil meiner Zeit der wissenschaftlichen Arbeit widmen kann. Zeit ist ein entscheidender Faktor, wenn man ein Labor aufbaut. Zu den wichtigsten Aspekten zählt es, dass ich die Ressourcen dafür einsetzen kann, in einer führenden biomedizinischen Forschungseinrichtung mit den denkbar höchsten wissenschaftlichen Maßstäben Nachwuchswissenschaftler auszubilden. Damit schaffen wir einen Wert, der über die Grenzen dieses Projekts hinaus besteht. Eine klare Win-Win-Situation.“

    Zsuzsanna Izsvák, ERC Advanced Grant 2011:

    „Dank dem ERC Advanced Grant hatte ich die großartige Gelegenheit, am MDC meine eigene Forschungsgruppe aufzubauen. Der Grant fördert ganz einfach herausragende wissenschaftliche Leistungen und half mir so, hierarchische Hürden zu überwinden. Außerdem machte er meine Arbeit sichtbarer. Wissenschaftler aus der ganzen Welt begannen auf meine Forschung aufmerksam zu werden, sodass ich mein Netzwerk erweitern konnte und herausragende Kooperationspartner fand. Ich wurde in zahlreiche Konsortien aufgenommen und hatte das Vergnügen, viele Studierende zu betreuen. In diesen sehr produktiven und intensiven Jahren konnte ich mehrere Patente anmelden. Unser System „Sleeping Beauty“ befindet sich gegenwärtig in der klinischen Testphase. So schnell ist bisher kein Projekt in der Geschichte der Gentherapie-Vektoren so weit gekommen. Der ERC Grant bot mir auch die Möglichkeit, ungewöhnliche Ideen zu entwickeln und zu verfolgen. Natürlich braucht jedes Forschungsprojekt eine solide Grundlage, aber ich hatte dabei doch auch viel Freiheit.“

    Gary Lewin, ERC Advanced Grant 2011 und ERC Proof-Of-Concept Grant 2016:

    „Mein ERC Grant versetzte mich in die Lage, Experimente durchzuführen, die anders nicht finanzierbar gewesen wären. Ich wollte in Afrika viele interessante und ungewöhnliche Tierarten erforschen und Experimente machen, die manche vielleicht für verrückt halten. Der ERC Grant ermöglicht es uns, Forschungsschwerpunkte zu setzen, die viele nicht als biomedizinisch relevant betrachten, weil der Zusammenhang zwischen der Physiologie von Nacktmullen und menschlichen Erkrankungen nicht so offensichtlich auf der Hand liegt. Wir sind jedoch überzeugt, dass wir grundlegende Erkenntnisse zur Physiologie gewinnen können, die zu unserem Verständnis menschlicher Krankheiten beitragen können. Das ist allerdings etwas um die Ecke gedacht, mehr ins Blaue als normalerweise üblich.“


    Weitere Informationen:

    https://insights.mdc-berlin.de/de/2017/03/ein-europaeischer-erfolg/ – Pressemitteilung auf den Seiten des MDC


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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