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21.07.2003 11:36

Minijobs, Dienstleistungsagenturen und Steuerabzug gegen die Schwarzarbeit im Haushalt

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Zwischenbilanz des Instituts Arbeit und Technik: Gute Chancen für neue Arbeitsplätze, aber die Entwicklung eines professionellen Marktes braucht Zeit und weiter Subventionen

    Die Förderung legaler Beschäftigung im Haushalt zeigt gute Ansätze, tatsächlich neue Arbeitsplätze schaffen. Die kurzfristig erzielbaren Beschäftigungswirkungen sollten jedoch nicht überschätzt werden. Das zeigt eine Zwischenbilanz des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) zu den neuen Förderkonzepten haushaltsbezogener Dienstleistungen. "Die professionellen Angebote von Dienstleistungsagenturen können auch bei Subventionierung mit Schwarzmarktpreisen nicht mithalten", stellt die IAT-Arbeitsmarktforscherin Dr. Claudia Weinkopf fest. Und bisherige Erfahrungen aus der Praxis deuten darauf hin, dass viele Frauen wenig Interesse daran haben, die Schwarzarbeit aufzugeben und ein offizielles Beschäftigungsverhältnis einzugehen. Auch scheuen nach wie vor viele Haushalte den damit verbundenen Verwaltungsaufwand.

    Bundesweit beschäftigten im Jahr 2000 rund 3,6 Millionen Privathaushalte eine Haushaltshilfe, aber nur 40 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse waren in diesem Bereich registriert. Auch die offizielle geringfügige Beschäftigung im Privathaushalt - nach Schätzungen bis zu 1,1 Millionen - liegt weit darunter, so dass auf einen riesigen Schwarzmarkt zu schließen ist. Eine Alternative zu Schwarzarbeit und ungesicherter Beschäftigung sind Dienstleistungsagenturen. Zeitweilig gab es rund 100 Agenturen bundesweit. Mit Auslaufen der öffentlichen Förderung mussten jedoch viele Projekte ihre Arbeit einstellen, da sich mit Preisen je Dienstleistungsstunde zwischen 12 und 16 Euro nicht alle tatsächlich anfallenden Kosten (Arbeitsplatz- und Managementkosten) abdecken lassen. Preise von ca. 20 Euro je Stunde wären erforderlich, lassen sich bei den Kund/innen aber kaum durchsetzen.

    Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht spricht vieles für eine Ausweitung des Ansatzes der Dienstleistungsagenturen: Denn nur durch die Bündelung von Einsätzen in Privathaushalten können in größerem Umfang neue Beschäftigungsmöglichkeiten auch für Arbeitslose und Sozialhilfebeziehende, die eine eigenständige Existenzsicherung benötigen bzw. wünschen, erschlossen werden. Dies spart einerseits Transferleistungen und erschließt andererseits zusätzliche Einnahmen bei Sozialversicherungen und Steuern. Aus der Sozialbilanz der drei NRW-Dienstleistungsagenturen für das Jahr 2002 geht hervor, dass es sich hierbei um keineswegs geringe Beträge handelt. Vielmehr liegt die Summe der Einsparungen bzw. zusätzlichen Einnahmen bei den öffentlichen Haushalten und bei der Sozialversicherung deutlich höher als die Mittel, die den Agenturen vom Arbeitsministerium NRW im Jahr 2002 als Zuschüsse gewährt worden sind.

    Mit den Gesetzen für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt wird jetzt erstmals auch die Inanspruchnahme von Dienstleistungsagenturen steuerlich gefördert. "Das verbessert aber keineswegs deren Marktchancen - im Gegenteil!", kritisiert Weinkopf. "Die finanzielle Förderung von Arbeitsverhältnissen, die von Privathaushalten selbst begründet werden, fällt im Ergebnis deutlich höher aus als die Entlastung der Kund/innen von Dienstleistungsagenturen". Dieses angesichts der unterschiedlichen Fördersätze - 10 % bei Minijobs, 12 % bei sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und 20 % bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungsagenturen - überraschende Ergebnis kommt dadurch zustande, dass die im Vergleich zur Schwarzarbeit zusätzliche Kostenbelastung bei Minijobs fast vollständig durch die steuerliche Entlastung kompensiert wird, während Kund/innen von Dienstleistungsagenturen trotz der steuerlichen Förderung einen deutlich höheren Preis zahlen müssen - u.a. auch, weil für professionelle Dienstleistungen 16 % Mehrwertsteuer entrichtet werden müssen.

    Damit droht auch den letzten noch bestehenden Dienstleistungsagenturen das Aus, wenn nicht die Politik ein Einsehen hat und den Ansatz der Agenturen stärkt, statt Minijobs einseitig zu bevorzugen, was aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sowohl kurzsichtig als auch teuer ist.

    Für weitere Fragen steht
    Ihnen zur Verfügung:
    Dr. Claudia Weinkopf
    Durchwahl: 0209/1707-142

    Pressereferentin
    Claudia Braczko
    Munscheidstraße 14
    45886 Gelsenkirchen
    Tel.: +49-209/1707-176
    Fax: +49-209/1707-110
    E-Mail: braczko@iatge.de
    WWW: http://www.iatge.de


    Weitere Informationen:

    http://www.iatge.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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