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21.03.2017 14:23

Brexit-Folgen: Experten fürchten Ärzte-Exodus, Pflegemangel und weniger Forschung

Kerstin Ullrich Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie e. V.

    München – Der Austritt der Briten aus der Europäischen Union – der so genannte „Brexit“ – wirft nicht nur in Politik und Wirtschaft ernste Fragen auf. Auch unter den europäischen Ärzten und Pflegekräften herrscht Unruhe. Denn derzeit profitiert das medizinische Personal von der engen Kooperation, allen voran die Chirurgen: Etwa ein Viertel der britischen Herz-Thorax-Chirurgen haben ihre Ausbildung im europäischen Ausland gemacht, mehr als in jeder anderen Ärztegruppe.

    Welche Auswirkungen der Brexit für Europas Gesundheitssysteme hat, mit welchen Folgen die derzeitig rund 1 000 deutschen Ärzte in Großbritannien rechnen müssen und was auf die Patienten zukommen könnte, diskutieren Chirurgen auf einer Pressekonferenz anlässlich des 134. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) vom 21. bis 24. März 2017 in München.

    Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU gibt es viele offene Fragen, die das dortige Gesundheitssystem betreffen: Dürfen ausländische Ärzte und Pflegekräfte weiterhin in Großbritannien arbeiten? Werden sich die Arbeitsbedingungen ändern? Welche Folgen hat der Austritt auf Forschung, internationale medizinische Zusammenarbeit und Arzneimittelversorgung?

    Im gesamten britischen Gesundheitssystem arbeiten rund 57 000 Menschen, die aus anderen EU-Ländern kommen. Laut einer Umfrage der British Medical Association (BMA) unter fast 1 200 Ärzten überlegen bereits 42 Prozent der Befragten, das Land zu verlassen. „Das beträfe konkret etwa 4 000 Ärzte“, betont Dr. med. Gunda Leschber, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT). „Grund für die Abwanderungsüberlegungen sind vorwiegend Sorgen um die Stellung der ausländischen Ärzte und die öffentliche Einstellung ihnen gegenüber“, berichtet Professor Dr. med. Tim Pohlemann, Präsident der DGCH.

    Während also ein Ärzte-Exodus droht, ist ein dramatischer Rückgang von Bewerbungen ausländischer Krankenschwestern auf englische Jobangebote bereits Realität. „Es zeichnet sich ein Pflegemangel ab“, so Leschber. Zudem interessieren sich immer weniger ausländische Studenten für Ausbildungs- und Fortbildungsangebote in Großbritannien. Grund: Die rund 125 000 Studierenden aus dem EU-Ausland hätten nach dem Brexit kein Recht mehr auf ein britisches Darlehen.

    „Von Studenten über Pflegekräfte bis hin zu Chefärzten wird der EU-Austritt vermutlich einen ganzen Rattenschwanz an problematischen Veränderungen für die Medizin mit sich bringen, insbesondere für die Chirurgie“, befürchtet DGT-Präsidentin Leschber, zugleich Chefärztin für Thoraxchirurgie an der Evangelischen Lungenklinik Berlin gGmbH. Mittel- und langfristig dürfte dies auch negative Folgen für die Patientenversorgung haben. Schon jetzt hat das britische Gesundheitssystem mit einem Ärztemangel zu kämpfen: Zwischen 2013 und 2015 ist die Anzahl freier Stellen für Ärzte um 60 Prozent gestiegen. „Die Situation wird sich weiter verschärfen“, meint die Lungenchirurgin.

    Hinzu kommen Befürchtungen, dass die Forschung im Vereinigten Königreich unter dem Brexit leiden wird. Denn die Insel ist bisher der größte Empfänger von wissenschaftlichen Fördermitteln der EU. „Die Gelder sind wichtig für die Universitäten, und es besteht die Sorge, dass mit dem Verlust der Gelder auch die internationale Reputation und Attraktivität für Wissenschaftler nachlässt“, berichtet Leschber. Wird die Wissenschaftsförderung eingeschränkt, geht dies nicht nur zulasten der britischen Spitzenforschung. „Auch Patienten hätten infolgedessen weniger Zugang zu innovativen Therapien“, betont Leschber.

    Was der Brexit für ihr Fach, für die Gesundheitspolitik und für Patienten bedeutet, diskutieren Chirurgen auf dem Chirurgenkongress, der vom 21. bis 24. März 2017 im ICM München stattfindet. Dr. med. Gunda Leschber referiert auf der Kongress-Pressekonferenz am 21. März 2017 über dieses Thema.

    Weitere Infos zum Kongress: http://www.chirurgie2017.de.

    – Bei Veröffentlichung Beleg erbeten. –

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    Termine der Pressekonferenzen:

    Kongress-Pressekonferenzen
    Die Pressekonferenzen der DGCH finden während des Kongresses täglich in Saal 22b, ICM – Internationales Congress Center München statt.
    Anschrift: Messegelände, Am Messesee, 81829 München

    Mittwoch, 22. März 2017, von 12.00 bis 13.00 Uhr
    Donnerstag, 23. März 2017, von 12.00 bis 13.00 Uhr
    Freitag, 24. März 2017, von 12.00 bis 13.00 Uhr

    Organspendelauf:
    Mittwoch, den 22. März 2017, 16.30 Uhr, ICM, zwischen Haupteingang und Messeeingang

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    Programm:

    Pressekonferenz anlässlich des
    134. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH)

    Termin: Mittwoch, 22. März 2017, 12.00 bis 13.00 Uhr
    Ort: ICM – Internationales Congress Center München, Saal 22b
    Anschrift: Messegelände, Am Messesee, 81829 München

    Verantwortung, Vertrauen, Sicherheit – Chirurgie 2017

    Themen und Referenten:

    Terror in Deutschland: Notwendigkeit einer zivil-militärischen Zusammenarbeit
    Professor Dr. med. Tim Pohlemann
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) 2016/2017;
    Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg/Saar

    Qualitätsindikatoren in der Neurochirurgie
    Professor Dr. med. Volker Tronnier
    Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC); Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

    Thoraxchirurgie: Anspruch des Patienten auf Expertenstandard rund um die Uhr
    Dr. med. Gunda Leschber
    Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT); Chefärztin der Thoraxchirurgischen Klinik, Evangelische Lungenklinik Berlin – Krankenhausbetriebs gGmbH

    Spezialisierung und Mindestmengen – Voraussetzung für Verantwortung, Vertrauen und Sicherheit in der orthopädischen Chirurgie
    Professor Dr. med. Werner Siebert
    Zweiter Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC); Ärztlicher Direktor, Vitos Orthopädische Klinik Kassel gGmbH

    Interdisziplinäre Herzteams für bestmögliche Patientenbehandlung bei Herzklappenerkrankungen
    Privatdozent Dr. med. Wolfgang Harringer
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG); Chefarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Städtisches Klinikum Braunschweig

    Vorstellung des neuen Gedenkbandes „Deutsche Gesellschaft für Chirurgie 1933-1945. Die Verfolgten.“
    Professor Dr. med. Hans-Ulrich Steinau
    Senator auf Lebenszeit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
    sowie
    Dr. phil. Rebecca Schwoch
    Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

    Moderation:
    Anne-Katrin Döbler
    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Stuttgart

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    Pressekonferenz anlässlich des
    134. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH)

    Termin: Donnerstag, 23. März 2017, 12.00 bis 13.00 Uhr
    Ort: ICM – Internationales Congress Center München, Saal 22b
    Anschrift: Messegelände, Am Messesee, 81829 München

    Verantwortung, Vertrauen, Sicherheit – Chirurgie 2017

    Themen und Referenten:

    Wozu brauchen wir Vorbilder in der Chirurgie?
    Nachwuchssituation und Stimmung in der chirurgischen Weiterbildung
    Professor Dr. med. Tim Pohlemann
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) 2016/2017; Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg/Saar

    „Studiert bloß nicht Medizin“
    Professor Dr. med. Heinz-Johannes Buhr
    Sekretär der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e. V. (DGAV), Berlin

    Alterschirurgie: Herausforderungen in der chirurgischen Versorgung
    Professor Dr. med. Raymund Horch
    Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC); Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Traumanetzwerke – eine Erfolgsgeschichte mit immer neuen Herausforderungen
    Professor Dr. med. Ingo Marzi
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) sowie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU); Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt/Main

    Moderation:
    Anne-Katrin Döbler
    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Stuttgart

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    Pressekonferenz anlässlich des
    134. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH)

    Termin: Freitag, 24. März 2017, 12.00 bis 13.00 Uhr
    Ort: ICM – Internationales Congress Center München, Saal 22b
    Anschrift: Messegelände, Am Messesee, 81829 München

    Verantwortung, Vertrauen, Sicherheit – Chirurgie 2017

    Themen und Referenten:

    Mehr Vertrauen, mehr Transplantate:
    Warum wir eine Betreuung für Angehörige von Organspendern brauchen
    Professor Dr. med. Tim Pohlemann
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) 2016/2017; Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg/Saar
    sowie
    Marita Donauer
    Angehörige eines Organspenders wie -empfängers; Mitglied des neu gegründeten Vereins „Netzwerk Spenderfamilien“

    Operieren oder Abwarten: Wie sollen sich Männer nach dem Screening auf ein Aneurysma der Bauchschlagader entscheiden?
    Professor Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG); Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovascularchirurgie und des Universitären Wundzentrums, Universitätsklinikum Frankfurt am Main

    Ist eine „Choosing wisely“-Initiative auch in der Chirurgie wirklich notwendig?
    Professor Dr. med. Dr. h. c. Hans-Joachim Meyer
    Präsident des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen (BDC), Berlin; Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Berlin

    Moderation:
    Anne-Katrin Döbler
    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Stuttgart

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    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
    Kerstin Ullrich
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-641
    Telefax: 0711 8931-167
    E-Mail: ullrich@medizinkommunikation.org
    http://www.chirurgie2017.de, http://www.dgch.de


    Weitere Informationen:

    http://www.chirurgie2017.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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