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21.03.2017 15:52

Vertreiben-anlocken-töten

Dipl.-Biol. Stefanie Hahn Pressestelle
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

    Duftstoffe in Mikrokapseln sollen Insekten, die Obstkrankheiten übertragen, umweltschonend aus dem Verkehr ziehen. Partner erhalten von PSt Peter Bleser (BMEL) Zuwendungsbescheid für ihr Forschungsprojekt „Picta-Kill“

    Apfeltriebsucht, Birnenverfall und die Europäische Steinobstvergilbung sind Pflanzenkrankheiten, die durch winzige zellwandlose Bakterien (Phytoplasmen) hervorgerufen werden. Die Phytoplasmosen richten europaweit in Obstanlagen Schäden an. Erst vor wenigen Jahren wurde der Sommerapfelblattsauger, Cacopsylla picta, als Überträger (Vektor) der Apfeltriebsucht identifiziert. Auch die Vektoren der anderen Krankheiten sind inzwischen bekannt. Ihre Bekämpfung gestaltet sich allerdings problematisch. In Deutschland und in der Schweiz sind weder für den ökologischen noch für den integrierten Anbau Pflanzenschutzmittel gegen diese Blattsauger zugelassen. Abhilfe sollen nun Bekämpfungssysteme schaffen, die flüchtige Substanzen nutzen, die auf Insekten eine vergrämende oder anziehende Wirkung ausüben. In dem neuen Forschungsprojekt „Picta-Kill“ wird ein solches System entwickelt und möglichst bis zur Marktreife geführt. Am 21.3.2017 überreichte der Parlamentarische Staatssekretär Peter Bleser im Landwirtschaftsministerium in Berlin den vier Projektpartnern den Zuwendungsbescheid seines Hauses.

    Mit mehr als 690.000 Euro fördert das BMEL das Verbundvorhaben für die nächsten drei Jahre über sein Programm zur Förderung von innovativen Vorhaben für einen nachhaltigen Pflanzenschutz. Partner sind das Julius Kühn-Institut (JKI) in Dossenheim, die Fachhochschule Bielefeld, die Insect Services GmbH sowie die BIOCARE Gesellschaft für biologische Schutzmittel mbH. „Unser Ziel am Ende des Projektes sind völlig neuartige Formulierungen für verhaltensmanipulierende Duftstoffe. Sie sollen in Kombination mit insektenpathogenen Mikroorganismen zum Tod der Schadinsekten führen“, berichtet Dr. Jürgen Gross vom Julius Kühn-Institut. Das geplante Konzept sieht die biologische Bekämpfung von C. picta vor. Sowohl die Duftstoffe als auch die natürlichen Gengenspieler, die Mikroorganismen, werden dabei spezifisch auf den Schädling abgestimmt. Auf diesem Gebiet hat der Entomologe Gross aus Dossenheim jahrelange Erfahrung.

    Erste gemeinsame Versuche der Projektpartner haben gezeigt, dass C. picta mit verkapseltem β-Caryophyllen angelockt werden kann. Kombiniert man den Lockstoff mit den todbringenden Mikroorganismen, ergibt sich eine so genannte Attract-and-Kill-Strategie. Diese soll im Projekt zusätzlich um eine insektenvergrämende Komponente erweitert werden. Es ist vorgesehen, die Bäume mit Vergrämungsstoffen aus speziellen biologisch abbaubaren Kapseln einzunebeln, um die Schadinsekten zu den deutlich attraktiver duftenden tödlichen Lockstoff-Kapseln zu lenken. „Push-Pull-Kill“ heißt diese verfeinerte Strategie, also „Vertreiben-anlocken-töten“.
    Das Vorhaben entspricht den Zielen des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP), denn die Formulierungen wirken schädlingsspezifisch, präventiv und biologisch und reduzieren so die Risiken für Mensch, Tier sowie den Naturhaushalt.

    Kontakt:
    PD Dr. Jürgen Gross
    Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau
    Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
    Schwabenheimer Straße 101, 69221 Dossenheim
    Tel.: 06221/8680521
    E-Mail: juergen.gross@julius-kuehn.de


    Bilder

    Übergabe Zuwendungsbescheid für „Picta-Kill-Projekt“ durch PSt Peter Bleser (Mitte) am BMEL
    Übergabe Zuwendungsbescheid für „Picta-Kill-Projekt“ durch PSt Peter Bleser (Mitte) am BMEL
    Foto: Carsten Wernicke/BMEL
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Übergabe Zuwendungsbescheid für „Picta-Kill-Projekt“ durch PSt Peter Bleser (Mitte) am BMEL


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