idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.04.2017 10:09

Heilsamer Strom bei Depression und Schizophrenie: Psychiater setzen auf elektrische Hirnstimulation

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

    Leipzig – Bei manchen Menschen mit Depression oder Schizophrenie helfen weder Medikamente noch Psychotherapien in ausreichendem Umfang. Ihnen könnte eine zusätzliche Behandlung mit elektrischem Strom oder Magnetfeldern Linderung bringen. Das ist eines der Themen der Deutschen Gesellschaft für Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung anlässlich ihrer 61. Jahrestagung. Auch wenn die Studienlage für viele der Stimulationstechniken noch nicht eindeutig ist, sollte diese Behandlungsmöglichkeit bei schweren Krankheitsfällen genutzt werden. Über aktuelle Erkenntnisse zu Hirnstimulation bei psychiatrischen Erkrankungen berichten Experten auf einer Pressekonferenz am 27. April in Leipzig.

    Trotz eines reichhaltigen Angebots an Medikamenten und Psychotherapie leiden viele Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen wie beispielsweise einer Depression oder Schizophrenie noch sehr stark unter ihren Symptomen. „Bei beiden Erkrankungen ist die Aktivität der Nervenzellen in bestimmten Hirnarealen gestört“, erklärt Professor Dr. med. Andreas J. Fallgatter von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen. „Mithilfe eines schwachen elektrischen Stroms oder von Magnetfeldern versuchen wir, die Aktivität der betroffenen Hirnregionen entweder zu stimulieren oder zu hemmen“. Dazu können Ärzte auf verschiedene moderne Methoden, wie die Magnetstimulation und die Gleichstromstimulation in Ergänzung zur klassischen Elektrokonvulsionsbehandlung zurückgreifen. Anders als bei der Tiefen Hirnstimulation, bei der Chirurgen die Elektroden mit einer Operation dauerhaft ins Gehirn einsetzen, sind diese Techniken nicht invasiv: Die Elektroden haften nur für die Dauer der Therapiesitzung auf der Kopfhaut.

    Noch gehört die nicht-invasive Hirnstimulation in Deutschland nicht zur Standardtherapie bei psychiatrischen Erkrankungen. Die Studienlage sei noch nicht für alle Verfahren und bei allen genannten Erkrankungen ausreichend, um die langfristige Wirksamkeit dieser Methode zu bestätigen, so Fallgatter. „Dennoch wird beispielsweise die Magnetstimulation in vielen Kliniken schon zur Behandlung von Depressionen und Schizophrenien, bei denen schon eine überzeugende Datenlage besteht, eingesetzt.“ Bei dieser Methode werden die Gehirnzellen über ein rasch wechselndes Magnetfeld erregt oder gehemmt. Die antidepressive Wirkung der Magnetstimulation im linken Stirnlappenbereich wurde in mehreren Studien an über 3000 Patienten bestätigt. „Hier muss noch untersucht werden, ob die Magnetstimulation auch als Ersttherapie infrage kommt oder nur als Ergänzung zu Medikamenten und Psychotherapie“, sagt Fallgatter. In einigen Studien mit Schizophrenie-Patienten konnten akustische Halluzinationen – das Hören von Stimmen und Geräuschen – mithilfe der Magnetstimulation um bis zu 50 Prozent verringert werden. Ob die Stromtherapie auch gegen andere Symptome wie Emotionslosigkeit, sozialer Rückzug oder kognitive Störungen hilft, können Experten anhand der vorliegenden Daten noch nicht beurteilen. Gefährlich sei die Therapie aber sicherlich nicht, sagt Fallgatter: „Wenn die Symptome sehr stark sind und keine andere Behandlung hilft, bietet die Hirnstimulation also eine mögliche Alternative.“

    Wie die verschiedenen Techniken der Hirnstimulation funktionieren und bei welchen Erkrankungen sie helfen, erklären Neurophysiologen auf einer Pressekonferenz, die anlässlich der 61. DGKN-Jahrestagung in Leipzig stattfindet.

    Kongress-Pressekonferenz
    im Rahmen der 61. wissenschaftlichen Jahrestagung der DGKN
    Termin: Donnerstag, 27.April 2017, 13.30 bis 14.30 Uhr
    Ort: Kongresshalle am Zoo Leipzig, Bach-Saal
    Anschrift: Pfaffendorfer Straße 31, 04105 Leipzig

    Themen und Referenten:

    Depression: Wenn das Gehirn zu hochtourig fährt
    Neue EEG-Software VIGALL 2.1 hilft bei der Diagnose
    Professor Dr. med. Ulrich Hegerl
    Kongresspräsident der 61. Jahrestagung der DGKN, Präsident der DGKN, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Leipzig A. ö. R.

    Auch im hohen Alter fit im Kopf:
    Wege zum Hirn-Doping im alternden Gehirn
    Professor Dr. med. Stephan Zierz
    Kongresspräsident der 61. Jahrestagung der DGKN, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Halle (Saale)

    Nach der Ice Bucket Challenge:
    Krankheitsgene und Behandlungsansätze bei der ALS
    Professor Dr. med. Albert C. Ludolph, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Ulm

    Heilsamer Strom:
    Hirnstimulation verschafft Linderung bei Depression und Schizophrenie
    Professor Dr. med. Andreas Jochen Fallgatter
    Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen

    Moderation: DGKN-Pressestelle, Stuttgart

    ********Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.********

    Kontakt für Journalisten:

    Pressestelle DGKN
    Lisa Ströhlein
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-459
    Fax: 0711 8931-167
    stroehlein@medizinkommunikation.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).