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23.07.2003 10:25

Die Bibel erzählt Geschichten, keine Geschichte

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Neu an der Universität Jena: der Alttestamentler Prof. Dr. Uwe Becker

    Jena (23.07.03) Mathematik oder Theologie? Diese Frage entschied Prof. Dr. Uwe Becker (41) nach seinem Abitur in Oldenburg wegen seines Interesses an alten Sprachen zugunsten der Kirchenlehre. Doch es ist stärker die Wissenschaft als der Glaube, die den Theologen fasziniert, der seit diesem Semester den Lehrstuhl für Altes Testament an der Universität Jena innehat. Für ihn ist "Glaube ein anderer Bereich - aber nichts Getrenntes".

    Becker studierte Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel und der Uni Bonn, absolvierte sein Vikariat in Oldenburg und wurde 1992 zum Pastor ordiniert. Dennoch zog es ihn bereits früh an die Universität. "Kirche ist auf die Wissenschaft angewiesen - und umgekehrt", ist sich Becker sicher. Sein Interesse an der Bibel ist vor allem ein literaturwissenschaftliches. "Die Bibel ist ein Buch der Verkündigung, kein historisches Werk", sagt er und erforscht die "Differenz zwischen Geschichte und Heilsgeschichte" - mit besonderer Beachtung des Judentums in der Perserzeit und der Konstituierung der jüdischen Gemeinde.

    Bereits in seiner Bonner Dissertation untersuchte er die herrschaftskritischen Texte im Richterbuch. Seine Analyse beweist, dass diese Texte nicht zu jener Zeit geschrieben wurden, als sie vermeintlich spielten. Viel später, als die jüdische Gemeinde von den Persern beherrscht wurde, entstanden die Geschichten, um eine theologische Botschaft zu vermitteln. "Die Epoche wurde in den Texten konstruiert", bestätigt Becker eine Tendenz, die für das gesamte Alte Testament gilt. Seine Schriften werden im Verlauf der Zeit immer wieder "fortgeschrieben". Jede Epoche erweitert und aktualisiert die Geschichten, "daraus entstehen zum Teil sehr schwer verstehbare Endtexte", weiß Becker - und will gerade daher die jeweilige Botschaft entschlüsseln.

    Dass das Alte Testament keine Autoren-, sondern Fortschreibungsliteratur ist, begegnete Becker auch während seiner Habilitation, die er 1996 an der Uni Göttingen abschloss. Auf der literarhistorischen Spur des Jesaja-Buches rekonstruierte er die Entstehungsgeschichte der Prophetenbücher. "Ich will zeigen, was mit den Texten wirklich gemeint ist", lautet sein Motto, das er in Jena den Studierenden vermitteln will. Dabei ist er sich bewusst, dass er manche "festgefügte Vorstellung aufbrechen muss". Dennoch ist und bleibt es Beckers Ziel, "ein Verständnis der Bibel als einer Glaubensurkunde zu vermitteln". Dafür nutzt der Neu-Jenaer die interdisziplinäre Atmosphäre der Universität und sein pädagogisches Geschick, das auch der Verlag Mohr Siebeck entdeckt hat. Dieser beauftragte Becker, bis 2005 ein Methodenhandbuch zur Exegese des Alten Testaments zu erarbeiten - für die auflagenstarke Reihe UTB-Wissenschaft.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Uwe Becker
    Theologische Fakultät der Universität Jena
    Fürstengraben 6, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 941111
    Fax: 03641 / 941112
    E-Mail: Uwe.Becker@uni-jena.de


    Bilder

    Der neue Lehrstuhlinhaber für Altes Testament an der Universität Jena: Prof. Dr. Uwe Becker. (Foto: Günther/FSU-Fotozentrum)
    Der neue Lehrstuhlinhaber für Altes Testament an der Universität Jena: Prof. Dr. Uwe Becker. (Foto: ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Der neue Lehrstuhlinhaber für Altes Testament an der Universität Jena: Prof. Dr. Uwe Becker. (Foto: Günther/FSU-Fotozentrum)


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