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23.07.2003 14:51

Heidelberger Forschungsmagazin "Ruperto Carola 2/2003": Beistand für schwache Herzen

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Titelgeschichte über neue Konzepte zur Therapie der Herzinsuffizienz - Molekulare Pfadfinder: Wie Proteine Köpfe formen - Rituale des Rausches - Ein Bordcomputer für die Chirurgie - Schwerkraft, Quantenzustände und hüpfende Neutronen - Industrieregion der Bronzezeit: die Alpen

    Die Herzschwäche, medizinisch Herzinsuffizienz, ist eine schwere und häufig tödliche Erkrankung des Herzmuskels. Ursachen sind beispielsweise ein ständig erhöhter Blutdruck, eine mangelnde Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff und Nährstoffen oder Funktionseinbußen nach einem Herzinfarkt. Andrew Remppis und Hugo Katus aus dem Universitätsklinikum Heidelberg erläutern in "Ruperto Carola 2/2003" verständlich, was die Forschung heute über die Entstehung der Herzinsuffizienz weiß und welche neuen Behandlungskonzepte sich aus diesem aktuellen Wissen ergeben, um den Betroffenen zu helfen. Innovative Zellersatztherapien lassen sogar darauf hoffen, die Krankheit zu heilen, also dem Herzen seine verlorene Kraft zurückzugeben. Das Heidelberger Forschungsmagazin spannt einen weiten Bogen von der Entwicklungsbiologie über die Medizinische Psychologie, Chirurgie und Physik bis hin zur Ur- und Frühgeschichte.

    Editorial: Warum trat die Universität Heidelberg der "League of European Research Universities" bei?

    "Im Jahr 1937 identifizierte eine von Präsident Roosevelt eingesetzte Kommission die wichtigsten technologischen Erneuerungen der kommenden 30 Jahre. Unter den damals zu erwartenden Innovationen sucht man vergebens nach Computer, Xeroxmaschine, Radar, Sonar, Antibiotika, Laser und Nuklearenergie." Mit diesen Worten beginnt Prorektor Prof. Dr. Angelos Chaniotis das Editorial des Magazins. Wichtige Entdeckungen seien oft das Nebenergebnis von Forschungsarbeiten, die andere Ziele verfolgen. "Die Grundlagenforschung hat ein enormes innovatives Potenzial - gerade weil sie grundsätzlich für jede überraschende, unvorhergesehene und unbeabsichtigte Erkenntnis offen ist."

    Das Land Baden-Württemberg, das die Grundlagenforschung mit dem höchst dotierten deutschen Landesforschungspreis unterstützt, habe mehr Voraussicht gezeigt als die Autoren des europäischen Vertrags von Amsterdam: Dieser sehe nur die Unterstützung der angewandten Forschung als eine zentrale Aufgabe der Europäischen Union vor. "Diese Haltung hat beträchtliche negative Auswirkungen für die europäischen Universitäten", schreibt Chaniotis. "Zwölf europäische Universitäten reagierten auf diese Herausforderung und gründeten im vergangenen Juli in Leiden die 'League of European Research Universities' (LERU)." Mitglied ist auch die Universität Heidelberg.

    Chaniotis skizziert, welche Aufgaben sich die LERU gestellt hat und unterzieht den häufig geäußerten Vergleich zu amerikanischen Universitäten einer kritischen Kommentierung. "Wie oft in der Vergangenheit werden maßgebliche Unterschiede zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union kaum beachtet." Im vereinten Europa gebe es mehr Forschungsministerien als Mitgliedstaaten - in den Vereinigten Staaten "gibt es keins". Die amerikanischen Universitäten besitzen Autonomie bei Stellenausschreibungen und somit strategische Flexibilität. "Nur zehn Prozent der amerikanischen Universitäten sind staatlich; in einigen europäischen Ländern sind private Universitäten ein Fremdwort."

    Angesichts der uneinheitlichen Rahmenbedingungen für die Forschung in den europäischen Staaten "scheint zweifelhaft, ob der beste Weg, die europäischen Universitäten als Orte der Grundlagenforschung im Wettkampf mit den amerikanischen Universitäten zu unterstützen, darin besteht, Teile amerikanischer Modelle zu übernehmen, ohne darüber nachzudenken, worin die spezifischen europäischen Schwächen und Stärken liegen." Wie sich die Universität Heidelberg und die LERU hier positionieren, spricht Chaniotis in dem Editorial skizzenhaft an.

    Molekulare Pfadfinder: Wie Proteine Köpfe formen

    Wie entsteht aus einem einzigen Ei ein komplexes Lebewesen? Das Rätsel der Gestaltwerdung zu lösen, beschäftigt die Biologen schon seit der Antike. Einen ersten spektakulären Höhepunkt erlebte die Entwicklungsbiologie in den 1920er Jahren mit den Aufsehen erregenden Versuchen des deutschen Zoologen Hans Spemann. Verknüpft mit der Molekularbiologie zählt die Entwicklungsbiologie heute zu den aufstrebendsten wissenschaftlichen Disziplinen. Ihr Ziel ist es, die Wege der Gestaltbildung bis zur Ebene der Moleküle zu verstehen. Christof Niehrs erläutert in dem neuen Heft, was die Wissenschaft über die Funktion eines dieser Moleküle mit dem vielsagenden Namen "Dickkopf" weiß. Der Entwicklungsbiologe erhielt kürzlich den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

    Rituale des Rausches

    Zuschauen, offen sein für die Weltsicht der Studienteilnehmer, Theorien vorläufig zurückstellen - das prägt die Haltung der Wissenschaftler, die sich im neuen Sonderforschungsbereich "Ritualdynamik" mit dem Gebrauch und Missbrauch psychoaktiver Substanzen beschäftigen. Henrik Jungaberle und Rolf Verres beschreiben das ambitionierte Projekt, dessen zentrale Frage ist: Welche Bedeutung haben Rituale für den kontrollierten Gebrauch psychoaktiver Substanzen? Welche Faktoren sind entscheidend dafür, dass Drogenkonsum manche Menschen in Verelendung führt, während andere beim Genuss- oder Gelegenheitskonsum bleiben? Die vielschichtigen Untersuchungen dienen dazu, neue Präventionsstrategien zu finden.

    Ein Bordcomputer für die Chirurgie

    Wie ein modernes Navigationssystem im Auto dem Fahrer den richtigen Weg weist, kann auch ein eigens für diesen Zweck konstruierter "Bordcomputer" dem Chirurgen helfen, schwierige Operationen mit hoher Präzision durchzuführen. Stefan Hassfeld und Rüdiger Marmulla von der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg erläutern anschaulich, wie "Bordcomputer" und Roboter dazu beitragen, dass Operationen äußerst genau und sicher erfolgen. Letztlich trifft jedoch allein der menschliche Chirurg - wie der Fahrer im Wagen - die Entscheidung, welcher Weg eingeschlagen wird.

    Schwerkraft, Quantenzustände und hüpfende Neutronen

    Die Schwerkraft ist wahrscheinlich die alltäglichste Kraft, die wir kennen. Der nächste Text in "Ruperto Carola 2/2003" beschreibt vom Prinzip her ein Fallexperiment, wie es erstmals Galilei durchführte. Heute ist das Objekt der Wahl allerdings ein energiearmes Neutron, die Fallhöhe beträgt nur wenige Mikrometer, und zur Beschreibung der Ergebnisse ist die Quantenmechanik notwendig. Es ist das erste Mal gelungen, Quantenzustände im Schwerefeld der Erde zu beobachten. Das spannende Experiment, das Hartmut Abele aus dem Physikalischen Institut schildert, überprüft Superstringtheorien und ist ein Beitrag bei der Suche nach einer Vereinigung der Kräfte.

    Industrieregion der Bronzezeit: die Alpen

    Wo sich heute Skiläufer und Sommerfrischler der beeindruckenden Naturkulisse erfreuen, arbeiteten die Menschen vor rund 7000 Jahren in tiefen Stollen im Bergbau, bauten Erze ab, mauerten Röstbetten und Schmelzöfen und kunstfertigten vielfältige Produkte, die Händler bis nach Südschweden und Osteuropa brachten. Hubert Presslinger und Clemens Eibner vom Institut für Ur- und Frühgeschichte beschreiben, wie der urzeitliche Bergbau in den Ostalpen vonstatten ging und auf welche Weise unsere Vorfahren die Erze in den lange verlassenen bronzezeitlichen Kupferhütten aufbereitet haben.

    Rubriken schließen das Heft ab, beginnend mit den am höchsten dotierten neuen Drittmittelprojekten. "Kann man diesen Gott lieben?", fragt im Anschluss Joannis Mylonopoulos, der für seine Dissertation "Heiligtümer und Kulte des Poseidon auf der Peloponnes" mit dem Margarete Häcker-Förderpreis für Altertumswissenschaften ausgezeichnet wurde. Dass Tierversuche für die medizinische Forschung unverzichtbar sind, stellt Rainer Nobiling von der Abteilung experimentelle Chirurgie in seinem Meinungsbeitrag dar. In der Rubrik "Aus der Stiftung Universität Heidelberg" beschreibt Paul Kirchhof die Ruprecht-Karls-Preisträger 2002.

    Verlag des Forschungsmagazins ist der Universitätsverlag C. Winter Heidelberg. Ein Einzelheft kostet 5 Euro plus Versand. Es kann, ebenso wie das Förderabo für 30 Euro (vier Ausgaben), bestellt werden bei: Pressestelle der Universität Heidelberg, Postfach 10 57 60, 69047 Heidelberg. Kostenlose Ansichtsexemplare früherer Hefte liegen im Foyer der Alten Universität aus.

    Weitere Informationen und Volltexte früherer Ausgaben der "Ruperto Carola":
    http://www.uni-heidelberg.de/presse/publikat.html

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-heidelberg.de/presse/publikat.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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