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Er ist gewiss einer der bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren und zugleich einer der unbekanntesten: dem 1927 in München geborenen Paul Wühr wird am kommenden Dienstag, dem 29. Juli, um 16.00 Uhr im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld die Würde eines "Doctor philosophiae honoris causa" verliehen. Wühr war von Beginn an Mitglied des renommierten Bielefelder "Colloquiums Neue Poesie" und hat in Jahrzehnten ein komplexes Werk von herausragender literarischer Qualität geschaffen. Seine Arbeiten verlangen allerdings auch einen konzentrierten, intellektuell angespannten Leser, und das hat nicht gerade zu ihrer Verbreitung beigetragen. Obendrein ist Wühr nicht bereit, das eigene Werk und sein Denken um des publizistischen Effektes willen durchschlagend medienwirksam zu präsentieren. Umso höher wird er aber bei Kennern der Gegenwartsliteratur geschätzt, die sich nicht nach Tages-Vorlieben des Literaturbetriebs richten. Wühr erhielt den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und im letzten Jahr den Literaturpreis des Kulturkreises im Bunderverband der deutschen Industrie.
Als Hörspielautor erkundete Wühr seit Ende der 60er Jahre die Möglichkeiten des Originalton-Hörspiels und erhielt für seine Arbeit "Preislied" 1972 den renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden. 1970 erschien mit "Gegenmünchen" das ungewöhnlichste Großstadt-Buch der deutschen Nachkriegsliteratur - der Entwurf des literarischen "Röntgenbildes" einer Stadt, das bizarr absticht von dem Bild, das die Stadt ohne kritische Durchleuchtung bietet und bieten möchte. Auch in "Das falsche Buch" von 1983 nimmt Wühr das München-Thema wieder auf.
Größte Beachtung fand Wühr als Lyriker und mit der Entwicklung ungewöhnlicher Gedicht- und neuer Strophen-Formen. In seinen Gedichtbänden "Grüß Gott ihr Mütter ihr Väter ihr Töchter ihr Söhne" (1976), "Rede" (1979), "Sage" (1988), "Salve res publica poetica" (1997) und "Venus im Pudel" (2000) entwirft er ein Panorama von Möglichkeiten, wie Gedichte heute mit größter sprachlicher Ökonomie politische, historische und religiöse Sachverhalte und Denkstrukturen aufnehmen können. Zudem bezieht sich Wühr in seinen Arbeiten immer wieder auf die Wissenschaften und dies in einem breiten Spektrum von Literaturwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Philosophie über Gesellschaftstheorie bis hin zu Gentechnik und Astrophysik.
Die Veranstaltung am Dienstag beginnt mit Begrüßungen durch den Rektor der Universität, Prof. Dr. Dieter Timmermann, und den Dekan der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Prof. Dr. Reinhard Meyer-Hermann. Die Laudatio hält der bekannte Literaturwissenschaftler und -kritiker Prof. Dr. Jörg Drews. Nach der Überreichung der Urkunde durch den Dekan schließt der offizielle Teil mit einer Dankesrede und einer Lesung von Paul Wühr ab.
Kontakt: Prof. Dr. Jörg Drews, Universität Bielefeld, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Tel.: 0521/106-3683 oder 106-6921
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
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