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25.07.2003 10:46

Im Ferrari zur Professur

Dr. Eva-Maria Streier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Zweites Emmy Noether-Jahrestreffen in Potsdam

    Rund 150 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus allen Fachgebieten trafen sich am vergangenen Wochenende in Potsdam zum zweiten Emmy Noether-Jahrestreffen. Bei einer Podiumsdiskussion am ersten Abend hatten die Nachwuchsforscher Gelegenheit, mit der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, der brandenburgischen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Professor Dr. Johanna Wanka, und Abgeordneten der vier Bundestagsfraktionen über das Thema "Wissenschaftliche Elite in Deutschland - Entwicklung der Nachwuchskette" zu diskutieren.

    Mit dem Emmy Noether-Programm fördert die DFG seit 1999 den besonders qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs, derzeit insgesamt 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Etwa ein Drittel von ihnen sind Stipendiaten, die in der ersten, zweijährigen Phase des Programms im Ausland arbeiten. Die restlichen knapp 200 befinden sich in der zweiten Phase des Programms, während der sie für vier Jahre an einer deutschen Hochschule ihrer Wahl eine Nachwuchsgruppe leiten. Das Förderprogramm hat das Ziel einer zügigen Qualifizierung exzellenter Nachwuchswissenschaftler für wissenschaftliche Leitungspositionen in Deutschland. Für die große Akzeptanz des noch jungen Programms und die hohe Qualität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer spricht, dass mittlerweile schon neun von ihnen einen Ruf auf eine Professur erhalten haben.

    Zentrale Themen des Wochenendes waren die durch das Emmy Noether-Programm ermöglichte frühe Selbstständigkeit, das Verhältnis zur Juniorprofessur sowie die Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland. Angesichts der leeren Kassen in Bund und Ländern, weshalb manche Lehrstühle nicht nachbesetzt werden, äußerten die Teilnehmer des Jahrestreffens die Befürchtung, dass viele Forscher nach der Emmy Noether-Phase dauerhaft ins Ausland abwandern könnten. Im Hinblick auf eine wissenschaftliche Zukunft in Deutschland forderten sie ein transparentes Berufungsverfahren sowie die Einführung eines verlässlichen Karrierewegs, orientiert am amerikanischen Tenure track-System.

    Die Nachwuchsforscher bescheinigten der DFG, der Zeit voraus zu sein, die Strukturen an den Universitäten seien jedoch oft noch nicht so weit. Kritisch äußerten sich einige der Geförderten allerdings zur von der DFG festgelegten Altersgrenze für die Bewerber und zur Befristung der Nachwuchsgruppenphase auf vier Jahre. Die DFG werde diese Anregungen aufgreifen, versprach Vizepräsident Professor Helmut Schwarz, so wie sie nach dem ersten Emmy Noether-Jahrestreffen einen Mustervertrag ausgearbeitet habe, um den Nachwuchsgruppenleitern bei deren Verhandlungen mit den aufnehmenden Universitäten den Rücken zu stärken. In die Autonomie der Hochschulen könne und wolle sie aber nicht eingreifen.

    In Workshops wurden eine Reihe konkreter Themen behandelt, wie etwa Karriereplanung, Hochschulrecht und Fragen zur Mitarbeiterführung, zur Qualitätssicherung und zum Übergang von der Emmy Noether-Phase zur Professur. Fragen der jeweiligen Fachdisziplinen wurden in thematischen Workshops besprochen. Nicht nur bei den Frauen, auch bei den anwesenden Männern war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Thema. Deshalb soll beim nächsten Treffen ein Workshop hierzu angeboten werden. Zum Erfahrungsaustausch und zur Kontaktpflege haben die Geförderten auf dem Jahrestreffen eine Initiative gestartet, um ein Alumni-Netzwerk aufzubauen. Außerdem soll demnächst eine Emmy Noether-Site eingerichtet werden.

    Die in Potsdam versammelten Nachwuchswissenschaftler äußerten sich durchweg positiv bis enthusiastisch über das Emmy Noether-Programm. Der schon 2002 auf eine Professur in Marburg berufene Chemiker Gerhard Hilt bezeichnete Emmy Noether als das Beste, was ihm passieren konnte. Michael-Alexander Rübhausen, ein Physiker aus Hamburg, der wie viele Teilnehmer das Emmy Noether-Programm als wesentlichen Grund für seine Rückkehr nach Deutschland angab, sprach vom "Ferrari unter den Forschungsprogrammen".

    Auffallend beim Politischen Abend war der weitgehende Konsens der Bildungsexperten bei den wesentlichen Diskussionspunkten. Alle bekannten sich uneingeschränkt zur Förderung einer zukünftigen wissenschaftlichen Elite. Dass die frühe Selbstständigkeit ein hohes Gut sei, das es zu fördern gelte, war ebenso unbestritten. Forschungsministerin Bulmahn bezeichnete das Emmy Noether-Programm in diesem Zusammenhang als einen wichtigen Baustein, um ein nachwuchsfreundliches Klima zu schaffen, da es auf einzigartige Weise Exzellenzförderung mit früher Selbstständigkeit verbinde. Die Forderung von Ulrike Flach, der Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, nach einem Wissenschaftstarifvertrag war ebenfalls Konsens. In der Unterfinanzierung im Forschungsbereich sahen sowohl der Sprecher für Bildungs- und Forschungspolitik der SPD-Bundestagsfraktion, Jörg Tauss, als auch das Mitglied im Bundestagsausschuss für Bildung und Forschung, Michael Kretschmer (CDU), eine zentrale Problematik. Die daraus abgeleitete Forderung von Reinhard Loske, dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, nach mehr Unterstützung aus der Wirtschaft stieß gleichfalls auf breite Zustimmung.

    Aus den Reihen der Geförderten wurde vor allem eine Forderung erhoben: Die unterschiedlichen Qualifikationswege für eine Hochschullehrer-Laufbahn sollten erhalten bleiben. In ihren Äußerungen machten sowohl die beiden Ministerinnen als auch die Abgeordneten deutlich, dass sie alle die Vielfalt der Postdoktorandenausbildung beibehalten wollten. In diesem Punkt zeigte sich aber auch, dass die Idealvorstellungen der Politiker nicht immer mit der Realität an den Hochschulen übereinstimmten. Daraus ergab sich viel Gesprächsstoff, sodass der Meinungsaustausch zwischen Politikern und Geförderten noch lange nach Ende der Abendveranstaltung im informellen Rahmen lebhaft fortgesetzt wurde.

    Auch dieses zweite Emmy Noether-Jahrestreffen zeichnete sich durch eine gute Stimmung und engagierte Diskussionen aus. Die DFG wird die Jahrestreffen fortsetzen und das Programm im engen Zusammenwirken mit den Geförderten weiterentwickeln.

    Dr. Beate Scholz, Programmdirektorin Wissenschaftlicher Nachwuchs (E-Mail: beate.scholz@dfg.de), und Volker Kreutzer, Referent Qualitätssicherung und Verfahrensentwicklung (E-Mail: volker.kreutzer@dfg.de).
    Weitere Informationen zum Emmy Noether-Programm und zur Nachwuchsförderung der DFG sind im Internet abrufbar unter:
    http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/nachwuchsfoerderung/emmy_noether/


    Weitere Informationen:

    http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/nachwuchsfoerderung/emmy_noether/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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