IAT-Report dokumentiert: Weniger Beschäftigte mit selbständigen und kreativen Tätigkeiten, seltenere Einführung neuer Verfahren
Das Ruhrgebiet hat im Bereich der beruflichen Weiterbildung einen deutlichen Rückstand zu verzeichnen. Die Teilnahme der Erwerbstätigen an beruflicher Weiterbildung ist im Ruhrgebiet geringer als in Nordrhein-Westfalen, Lernen in Eigeninitiative hat beim Erwerb beruflichen Wissens geringeres Gewicht als im übrigen NRW. Eine Ursache könnte sein, dass die betrieblichen Arbeitsanforderungen weniger kreativ und lernförderlich sind. Das geht aus Untersuchungen hervor, die das Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) mit der Universität Essen-Duisburg im Auftrag der Projekt Ruhr GmbH durchgeführt hat. Die Ergebnisse sind im aktuellen IAT-Report unter http://www.iatge.de/iat-report/2003/report2003-06.html veröffentlicht.
Nach einer Sonderauswertung des Mikrozensus nehmen rund 5 Prozent der Erwerbstätigen im Ruhrgebiet an beruflicher Weiterbildung teil, in NRW sind es 6 Prozent. Das entspricht einem Rückstand von umgerechnet 15 Prozent. Die im Ruhrgebiet lebenden Erwerbstätigen schätzen auch ihren Weiterbildungsbedarf geringer ein als diejenigen in NRW. Informelle und eigeninitiative Lernformen wie Teilnahme an "Fachvorträgen, Präsentationen" und "Fachmessen, Kongressen" sowie "regelmäßige Lektüre von Fachzeitschriften/ Fachliteratur" werden weniger genutzt. Höhere Teilnahmequoten als im übrigen NRW gibt es dagegen bei betrieblichen Maßnahmen wie Schulungen und Qualitätszirkeln. Wie die Untersuchung weiter zeigt, fördern selbständige, kreative Tätigkeiten und betriebliche Innovationen die Weiterbildungsbereitschaft der Beschäftigten. Der Anteil derjenigen, die ihre Arbeitssituation als "selbständig, kreativ" bezeichnen, liegt im Ruhrgebiet allerdings um 10 Prozentpunkte unter dem übrigen NRW. Bei der Einführung neuer Produktionstechniken beträgt der Abstand immerhin noch 4,5 Prozentpunkte.
Da in der allgemeinen Weiterbildung kein Rückstand des Ruhrgebietes festzustellen ist, scheint eine Erklärung durch eine individuell geringere Weiterbildungsbereitschaft der Ruhrgebietsbewohner nicht überzeugend. Die Ursachen scheinen eher in der betrieblichen Sphäre zu liegen. Der Modernisierungsrückstand bei den Arbeitsanforderungen im Betrieb kann zumindest einen Teil des Ruhrgebiets-Rückstands bei der beruflichen Weiterbildung erklären. Darüber hinaus scheint es jedoch weitere Defizite in der betrieblichen Lernkultur zu geben. Die Weiterbildungsformen im Ruhrgebiet sind traditioneller und offenbar aktuellen Lernbedürfnissen weniger angepasst. Die IAT-Wissenschaftler empfehlen deshalb integrierte Ansätze, in denen betriebliche Modernisierung und berufliche Weiterbildung gleichzeitig gefördert werden. Die schwierige Aufgabe besteht darin, solche Betriebe zu erreichen, die eine unterdurchschnittliche Weiterbildungsteilnahme aufweisen - also vorrangig kleine und mittlere Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes und des Handwerks.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht, Wirtschaft
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Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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