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30.07.2003 07:51

Wenn die Fahrt auf der Autobahn ein Horrortrip ist

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Panische Angst vor dem Autofahren - daran leiden vorwiegend Frauen. Manche bekommen Gefühle der Beklemmung oder schweißnasse Hände. Andere durchleben einen Horrortrip mit Herzrasen und Atemnot, wenn sie ans Steuer müssen. Betrachtet man die Stresshormone der Betroffenen, so lässt sich auch hier eine starke Reaktion feststellen. Das berichten Psychologen von den Universitäten Würzburg, Stanford und Michigan in der aktuellen Ausgabe der internationalen Zeitschrift "Psychosomatic Medicine".

    Dr. Georg Alpers hat untersucht, wie sich bei den Angstpatientinnen die Konzentration des Botenstoffs Cortisol ändert. Dieser gilt neben Adrenalin als klassisches Stresshormon: Er bereitet den Körper darauf vor, schnell Energien freisetzen zu können. Dem primitiven Menschen half er dabei, sich vor Gefahren in Sicherheit zu bringen, etwa vor wilden Tieren. Im modernen Leben schnellt der Cortisolspiegel aber auch schon in harmloseren Situationen nach oben, beispielsweise bei einem Studenten, der einen Vortrag vor seinen Professoren halten muss.

    Wie sich der Pegel dieses Stresshormons bei einem gesunden Menschen verändert, sei gut dokumentiert, sagt Dr. Alpers. Dagegen wisse man bisher so gut wie nichts über die Verhältnisse bei Angstpatienten, den so genannten Phobikern. Hierzu gebe es aus den vergangenen Jahrzehnten nur vier wissenschaftliche Studien, und die seien zudem widersprüchlich. Grund genug also, das Thema anzugehen - schließlich kann damit möglicherweise die Therapie verbessert werden.

    Dr. Alpers hat mit seinen Kollegen in den USA 11 Autofahr-Phobikerinnen und 13 Kontrollprobandinnen ohne diese Angst untersucht. Die Frauen absolvierten Fahrten auf der Autobahn und sammelten vorher und währenddessen Speichelproben, denn damit lässt sich im Labor der Cortisolspiegel feststellen. Der Würzburger Psychologe betont, dass die Fahrten für die Probandinnen keine unnötige Quälerei gewesen seien. Vielmehr helfe die Konfrontation mit der gefürchteten Situation dabei, die Angst zu überwinden.

    Ergebnis der Analysen: Eine chronische hormonelle Störung lag nicht vor, der Cortisolspiegel der Frauen verhielt sich an Tagen, an denen sie nicht fahren mussten, wie bei gesunden Menschen. Er stieg beim Eintritt in die Stress-Situation an, blieb dann zunächst hoch und sackte im Verlauf der Autofahrt ab. Auffällig jedoch: "Der Cortisolspiegel war schon etwa eine Stunde vor der Fahrt erhöht", sagt Dr. Alpers. Er spricht von einer "vorausschauenden Angst", die sich auch mit körperlichen Reaktionen äußere.

    Am Würzburger Lehrstuhl für Psychologie I weitet Alpers seine Studien nun aus. Er beobachtet den Cortisolspiegel von Menschen, die sich in engen Räumen fürchten, also an Klaustrophobie leiden. Diesmal wurden auch Männer einbezogen und die Stress-Situationen häufiger wiederholt - die Psychologen wollen wissen, ob es dann möglicherweise zu Gewöhnungseffekten kommt.

    Weitere Informationen: Dr. Georg Alpers, T (0931) 31-2840, Fax (0931) 31-2733, E-Mail:
    alpers@psychologie.uni-wuerzburg.de

    Georg W. Alpers, James L. Abelson, Frank H. Wilhelm, Walton T. Roth: "Salivary Cortisol Response During Exposure Treatment in Driving Phobics", Psychosomatic Medicine 65, Juli/August 2003, Seiten 679 - 687.

    Hinweis für Redaktionen/Journalisten: Sie können die Originalarbeit als pdf-Datei bei der Pressestelle der Uni Würzburg anfordern, T (0931) 31-2401, E-Mail:
    emmerich@zv.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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