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20.04.2017 11:45

Psychologie-Professorin Tanja Michael hält Vortrag zur Traumaforschung

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Wer einen Terroranschlag erlebt hat oder Opfer von physischer oder sexueller Gewalt wurde, leidet häufig unter einem Trauma. Wie man dieses behandeln kann, erforscht Tanja Michael, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität des Saarlandes. Sie leitet auch die Lehr- und Forschungsambulanz für Psychologische Psychotherapie der Saar-Uni. Am Mittwoch, 26. April um 18 Uhr hält Tanja Michael einen öffentlichen Vortrag zum Thema "Traumaforschung: Alle Erinnerung ist Gegenwart – wenn die Vergangenheit nicht vergeht“. Der Vortrag findet im Rahmen des Wissenschaftsforums der Universitätsgesellschaft in der Aula auf dem Saarbrücker Uni-Campus statt (Gebäude A 3 3).

    Für Interviews im Vorfeld des Wissenschaftsforums steht die Psychologie-Professorin Tanja Michael am Montag, 24. April und Dienstag, 25. April zur Verfügung. Interviewanfragen bitte per Mail an: t.michael@mx.uni-saarland.de

    „Ein Trauma ist ein Ereignis, das entweder lebensbedrohlich war oder die körperliche Unversehrtheit bedroht hat und in dem gleichzeitig Angst und Hilflosigkeit erlebt wurden“, erklärt Tanja Michael, die für ihre Forschungen in diesem Bereich bereits mehrere internationale Preise erhalten hat. Besonders belastend für die Betroffenen sei es, dass bei der posttraumatischen Belastungsstörung Flashbacks an das Trauma auftreten – Schreckensbilder, die ohne Vorwarnung ins Bewusstsein schießen: Der durchschnittliche Trauma-Patient erlebe das fürchterliche Ereignis jeden Tag drei Mal wieder.

    Epidemiologische Studien zeigten, dass die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ein gravierendes Problem darstellt. „Sexuelle Übergriffe, Kampfhandlungen, Naturkatastrophen, Verkehrsunfälle oder kriminelle Straftaten sind leider keine Seltenheit. Bei fast allen Traumatisierten treten im unmittelbaren Anschluss an das Trauma Symptome wie ungewollte belastende Erinnerungen, Vermeidung traumarelevanter Stimuli, Schlafprobleme oder Schreckhaftigkeit auf“, erläutert Tanja Michael. Oft sind diese Symptome vorübergehend, aber bei einem beachtlichen Anteil der Trauma-Patienten bleiben sie bestehen und es entwickelt sich eine chronische posttraumatische Belastungsstörung. Kampfhandlungen oder sexuelle Übergriffe erzeugen mit 50 bis 60 Prozent Wahrscheinlichkeit sehr hohe PTBS-Raten, wohingegen „nur“ 3 bis 11 Prozent der Opfer von schweren Verkehrsunfällen eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln.

    Zusätzlich zu den Kernsymptomen der Störung fühlen sich Betroffene von anderen und der Welt um sie herum entfremdet. „Wurde das Trauma mit anderen geteilt, und kamen andere dabei ums Leben, kann es zu schmerzlichen Schuldgefühlen bei den Überlebenden kommen“, sagt die Psychologie-Professorin Tanja Michael. Des Weiteren führe nichtbehandelte PTBS zu höheren Raten von Familien- und Partnerschaftsproblemen, erhöhten Scheidungsraten sowie höheren Raten von Arbeitsproblemen oder Arbeitslosigkeit. „Das Suizidrisiko von Personen mit unbehandelter PTBS ist bis zu 15-mal höher als bei nichttraumatisierten Personen“, ergänzt Tanja Michael. Zusätzlich zu den psychosozialen Problemen sei empirisch eindrucksvoll belegt, dass erlebte Traumata und PTBS auch das Immunsystem negativ beeinflussten und zu mehr physischen Erkrankungen sowie einer erhöhten Sterblichkeitsrate führten.

    „Erfreulicherweise ist die auf Traumata fokussierte Psychotherapie sehr wirksam, die gemittelte Effektstärke für diese Therapie ist ähnlich hoch wie die einer Antibiotika-Behandlung bei Lungenentzündung“, erläutert Tanja Michael. Allerdings dürfe die gute Effektstärke nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Interventionen nicht allen Menschen helfen, etwa 30 bis 40 Prozent profitierten nur teilweise. Die Entwicklung und Erforschung wirksamerer Traumatherapien ist daher ein zentrales Anliegen von Psychologie-Professorin Tanja Michael.

    Die Universitätsgesellschaft des Saarlandes lädt mehrmals im Jahr zu kostenlosen Vorträgen im Rahmen des Wissenschaftsforums ein. Die Vorträge sind offen für Studentinnen und Studenten, Uni-Mitarbeiter, Mitglieder der Universitätsgesellschaft und alle interessierten Bürger. Im Anschluss an die Vorträge kann jeder bei einem kleinen Empfang mit den Referenten und Vertretern der Universitätsgesellschaft weiter diskutieren.

    Weitere Informationen:
    Zur Universitätsgesellschaft : www.uni-saarland.de/unigesellschaft
    Webseite von Psychologie-Professorin Tanja Michael:
    www.uni-saarland.de/lehrstuhl/michael/team/tanja-michael.html

    Fragen beantwortet:
    Prof. Dr. Tanja Michael
    Tel. 0681 302-71000
    E-Mail: t.michael@mx.uni-saarland.de

    Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern und Gästen der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-3610).


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-saarland.de/unigesellschaft
    http://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/michael/team/tanja-michael.html


    Bilder

    Psychologie-Professorin Tanja Michael
    Psychologie-Professorin Tanja Michael
    Oliver Dietze
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, jedermann
    Gesellschaft, Psychologie
    regional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Psychologie-Professorin Tanja Michael


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