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25.04.2017 00:01

Swiss TPH zu WHO-Kooperationszentrum für Expertise in Malaria ernannt

Sabina Beatrice-Matter Kommunikation
Swiss Tropical and Public Health Institute

    Am 25. April ist Welt-Malaria-Tag. Malaria stellt in vielen Ländern nach wie vor eine grosse Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar. Jedes Jahr werden über 200 Millionen neue Fälle diagnostiziert und über 400’000 Menschen sterben jährlich an Malaria. Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) trägt mit seinen Aktivitäten in Grundlagenforschung, Vektorkontrolle und Capacity Building zum Kampf gegen Malaria bei. Das Swiss TPH wurde nun in Anerkennung seiner bisherigen Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum WHO-Kooperationszentrum ernannt. Dabei wurden die formalen Rahmenbedingungen für künftige gemeinsame Aktivitäten geschaffen.

    Ein Expertenzentrum für Malaria
    Nach Jahren der erfolgreichen Zusammenarbeit wurde das Swiss TPH zum WHO-Kooperationszentrum für Modellierung, Überwachung und Training im Bereich Malariakontrolle und -beseitigung ernannt. «Das Swiss TPH ist eine hoch angesehene Schweizer Institution mit Weltruf im Bereich der Gesundheitsforschung und der Umsetzung von Gesundheitsprogrammen», so Pedro Alonso, Direktor des Globalen Malariaprogramms der WHO. «Die langjährige Erfahrung des Swiss TPH in der Erforschung, Kontrolle und Beseitigung von Malaria wird der WHO eine wertvolle Unterstützung sein bei ihren Bemühungen zur Malaria-Prävention und der langfristigen Vision einer Welt ohne Malaria.»
    Als WHO-Kooperationszentrum wird das Swiss TPH der WHO fachliche Inputs liefern, die als Basis für Richtlinienempfehlungen und Leitlinien der WHO dienen. Zum Beispiel werden die Experten des Swiss TPH eine Kombination verschiedener Methoden zum Schutz vor Malaria – etwa insektizidbehandelte Mückennetze oder das Versprühen von Insektiziden in Innenräumen – untersuchen, um die Entwicklung aktualisierter WHO-Richtlinien zu unterstützen.
    Die Vereinbarung anerkennt auch die Bemühungen des Swiss TPH, die Bekämpfung von Malaria durch Entwicklung, Validierung und Anwendung neuartiger Diagnosetechniken und innovativer Modellierungsansätze sowie durch den Einsatz von Ausbildungsmethoden voranzutreiben. «Wir freuen uns sehr, noch enger mit der WHO und unserem Netzwerk von Partnern zusammenzuarbeiten, um Malaria gemeinsam zu bekämpfen», so Jürg Utzinger, Direktor des Swiss TPH. «Die Ernennung ist auf unsere wichtigen Beiträge zur Arbeit der WHO sowie auf unser breites Fachwissen und unser grosses Engagement in diesem Bereich zurückzuführen.»
    Von der Forschung bis hin zur Anwendung
    Das Swiss TPH verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Armutskrankheiten. Die Malariaforschung ist seit der Institutsgründung im Jahr 1943 ein Schwerpunkt. Heute arbeiten rund 200 Spezialisten in Basel und im Ausland an verschiedenen Aspekten rund um das Thema Malaria. Die Aktivitäten reichen von der Grundlagenforschung zu den molekularen Eigenschaften von Wirt-Parasit-Interaktionen über die Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe sowie anderer Mittel bis hin zu neuen Strategien für ganzheitliche Programme zur Kontrolle und Bekämpfung der Erkrankung.
    Das Swiss TPH ist in vielen von Malaria betroffenen Ländern und Regionen aktiv. «No roots, no fruits – oder anders gesagt: Man muss die nötigen Anstrengungen unternehmen, um die Probleme der Menschen zu verstehen. Dann hat man auch die Möglichkeit, ihren Gesundheitszustand zu verbessern», sagt Marcel Tanner, emeritierter Direktor des Swiss TPH. «Die Anpassung ganzheitlicher Eliminierungsansätze an die jeweilige soziale, ökologische und kulturelle Umgebung ist der Schlüssel zur Ausrottung von Malaria.»
    Der Beitrag des Swiss TPH zur Malariabekämpfung
    «Wir sind in der Malariabekämpfung schon weit gekommen», sagt Christian Lengeler, Leiter der Health Intervention Unit beim Swiss TPH. «In den 1980er Jahren hatte ich meinen Arbeitsplatz in Tansania. Von meinem Büro aus konnte ich die Leichenhalle sehen, ständig wurden Körper von Kindern, die an Malaria starben, hineingetragen.» Seitdem wurden beträchtliche Fortschritte gemacht. Gemäss einer im Journal «Nature» veröffentlichten Studie, wurde beispielsweise die Infektionsprävalenz von Plasmodium falciparum – des weltweit vorherrschenden Malariaparasiten – im endemischen Afrika halbiert, und das Auftreten klinischer Erkrankungen sank zwischen 2000 und 2015 um 40 Prozent.
    Der weitverbreitete Einsatz von insektizidbehandelten Mückennetzen war bei Weitem die wichtigste Massnahme und spielte bei 68% aller verhinderten Fälle eine Rolle. Die Forschung und die Projektumsetzung des Swiss TPH haben zu diesen Errungenschaften beigetragen. Mit dem Projekt NETCELL unterstützt das Swiss TPH beispielsweise die tansanische Regierung bei der Verringerung der Malariabelastung im Land. Infolge der umfangreichen Verteilung von insektizidbehandelten Mückennetzen konnte Tansania bei Kindern im Alter von unter fünf Jahren zwischen 2000 und 2010 einen Rückgang der Gesamtmortalität von 48 Prozent verzeichnen. Mehr als 60’000 Kindertodesfälle werden jedes Jahr als direkte Folge dieses Programms abgewendet.
    Bekämpfung von Resistenzen
    Trotz dieser Erfolge bleibt Malaria eine Herausforderung für die Weltgesundheit. Im Jahr 2015 wurden schätzungsweise 212 Millionen neue Malariafälle diagnostiziert und 429’000 Menschen starben an der Krankheit – davon 303’000 Kinder unter fünf Jahren. Arzneimittel- und Insektizidresistenzen stellen neue Herausforderungen im Kampf gegen Malaria dar. Insbesondere in Südostasien traten erste Parasitenresistenzen gegen die effektivste Behandlung – die Kombinationstherapie auf Artemisininbasis (ACT) – auf.
    Daher sind neue Mittel und Wege erforderlich, um Malaria zu verhindern, zu kontrollieren und zu beseitigen. In Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie und Akademie arbeitet das Swiss TPH an der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen gegen Malaria. Beispielsweise hat sich kürzlich eine neue chemische Verbindung – ACT-451840 – als äusserst wirksam gegen die tödlichsten und resistentesten Malariaparasiten beim Menschen erwiesen.
    In ähnlicher Weise haben neue Erkenntnisse über das Protein CyRPA zu Fortschritten bei der Impfstoffentwicklung gegen Malaria beigetragen. Bis heute ist der Impfstoff RTS,S/AS01 der am weitesten fortgeschrittene Impfstoffkandidat, und Swiss TPH war, zusammen mit anderen Partnern, intensiv an seiner Entwicklung beteiligt.
    Internationale und schweizweite Zusammenarbeit
    Das Swiss TPH arbeitet bei globalen Plattformen mit und koordiniert beispielsweise die Arbeitsgruppen für Vektorkontrolle und Case-Management von Roll Back Malaria. «Die Schaffung starker Netzwerke mit der Beteiligung aller wichtigen Akteure wird uns bei der Beseitigung von Malaria helfen. Es besteht ein Bedarf an sektorenübergreifenden Massnahmen», so Konstantina Boutsika, Co-Leiterin des neuen Kooperationszentrums.
    Swiss TPH ist zudem Mitglied der Swiss Malaria Group, die Forschung und öffentliche Institutionen mit dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft zusammenbringt. Gemeinsames Ziel ist es, das Engagement der Schweiz zu erhalten und zu stärken, um Malaria zu besiegen. Anlässlich des Welt-Malaria-Tags gibt die Swiss Malaria Group die Gewinner ihres weltweiten Foto- und Videowettbewerbs bekannt. Eine Jury aus internationalen Fotografen und Experten wählte die aussagekräftigsten Fotos und Videos aus, die Alltagsgeschichten aus von Malaria betroffenen Regionen zeigen.
    Schliesslich sind Aus- und Weiterbildung sowie Capacity Building wesentliche Komponenten für die Erreichung des Ziels einer malariafreien Welt. Als Teil eines akademischen Konsortiums hat das Swiss TPH zusammen mit der Harvard University und dem Barcelona Institute for Global Health eine Reihe innovativer Programme ins Leben gerufen, um die nächste Generation von Führungskräften für die Bekämpfung und Beseitigung von Malaria zu schulen.

    Über die WHO-Kooperationszentren
    WHO-Kooperationszentren sind Institutionen wie Forschungsinstitute und Teile von Universitäten oder Akademien, die vom WHO-Generaldirektor mit Aktivitäten zur Unterstützung der Programme der Weltgesundheitsorganisation beauftragt werden. Derzeit gibt es über 700 WHO-Kooperationszentren in 80 Ländern, von denen 13 sich dem Thema Malaria widmen.
    Zusätzlich zu seiner Berufung als Kooperationszentrum für Malaria ist das Swiss TPH auch WHO-Kooperationszentrum für die Epidemiologie und Kontrolle von Helmintheninfektionen sowie WHO-Kooperationszentrum für Gesundheitstechnologiemanagement und E-Health.

    Über das Swiss TPH
    Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ist die grösste Institution der Schweiz im Bereich Public und Global Health. In Zusammenarbeit mit der Universität Basel verbindet das Institut Forschung, Lehre und Dienstleistungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Das Swiss TPH beschäftigt mehr als 700 Mitarbeitende und Studierende aus 70 Nationen, die an Projekten in über 100 Ländern arbeiten, und wird von Professor Jürg Utzinger geleitet.
    www.swisstph.ch

    Kontakte
    Prof. Dr. Christian Lengeler, Co-Leiter WHO-Kooperationszentrum, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH), Tel.: +41 79 257 4386, E-Mail: christian.lengeler@unibas.ch
    Dr. Konstantina Boutsika, Co-Leiterin WHO-Kooperationszentrum, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH), Tel.: +41 61 284 8142, E-Mail: konstantina.boutsika@unibas.ch
    Sabina Beatrice-Matter, Kommunikation, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH), Tel.: +41 61 284 8364, E-Mail: sabina.beatrice@unibas.ch


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Kooperationen
    Deutsch


     

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