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25.04.2017 11:38

123. Kongress der DGIM: Medizinische Versorgung von Flüchtlingen im Fokus

Janina Wetzstein Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    Medizinische Versorgung von Flüchtlingen im Fokus: Was kann und darf die Migrationsmedizin leisten?

    Mannheim – In den vergangenen zwei Jahren sind rund eine Million Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Diese müssen nicht nur akut versorgt, sondern auch langfristig in das deutsche Gesundheitssystem integriert werden.
    Aber nicht immer ist klar, welche Leistungen von welchem Kostenträger übernommen werden und ob etwa vor der Behandlung eine Kostenzusage eingeholt werden muss.

    Diese und weitere Fragestellungen rund um die medizinische Betreuung geflüchteter Menschen beleuchtet Dipl.-Med. Petra Albrecht von der Sächsischen Landesärztekammer in Dresden auf der Pressekonferenz der Korporativen Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) am 30. April in Mannheim. Sie findet im Rahmen des 123. Internistenkongress vom 29. April bis 2. Mai in Mannheim statt.

    „Die medizinische Versorgung von geflüchteten Menschen ist in Deutschland gesetzlich stark reguliert“, sagt Bianca Wittig, Sprecherin der Korporativen Mitglieder der DGIM aus Wiesbaden. Dennoch gebe es große Interpretationsspielräume und die Regelungen würden regional sehr unterschiedlich umgesetzt. „Die vor Ort geltenden Regelungen – etwa dazu, welche Behandlung wo vorgenommen werden sollte und welcher Kostenträger zuständig ist – können oftmals nicht rasch geklärt werden“, nennt Petra Albrecht von der Sächsischen Landesärztekammer ein Beispiel. In Sachsen haben sich daher verschiedene Ministerien, die Landesärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenhausgesellschaft auf eine landesweit gültige Interpretationshilfe zum Asylbewerberleistungsgesetz verständigt.
    In dieser wird dargelegt, auf welche Leistungen Flüchtlinge Anspruch haben und in welchen Fällen eine Kostenzusage notwendig ist.

    Oft geht wertvolle Zeit auch dadurch verloren, dass Vorbefunde oder die Ergebnisse der Erstuntersuchung nicht vorliegen. Hier könnten die Abläufe nach Albrechts Ansicht noch wesentlich verbessert und der bürokratische Aufwand reduziert werden. Eine zentrale Stellung kommt dabei den Gesundheitsämtern zu. „Sie führen nicht nur die Erstuntersuchung durch, sondern kontrollieren auch die Unterbringungseinrichtungen, beurteilen die Anträge auf Kostenübernahme und übernehmen teilweise die Impfungen der Flüchtlinge“, zählt Petra Albrecht auf.

    Ein zentrales Problem bei der Behandlung von Migranten sind Kommunikationsprobleme. „Die Kosten für Dolmetscher werden von den Kostenträgern jedoch nur im ambulanten Bereich und auf Antrag übernommen“, erläutert Amtsärztin Albrecht. Für Kliniken, in denen viele Flüchtlinge behandelt werden, ist es daher wichtig, die Logistik zu klären und zum Beispiel Dolmetscher, Flüchtlingslotsen oder auch mehrsprachige Informationsbroschüren zur Verfügung zu stellen.

    Die Behandlung leichterer Fälle direkt in den Erstaufnahmeeinrichtungen ist oft eine sehr ressourcenschonende Möglichkeit, zumal dort auch Dolmetscher vor Ort sind. Bundesweit gibt es daher immer noch viele, zumeist ehrenamtlich organisierte Sprechstunden und Erstaufnahmeeinrichtungen. Auch die Einrichtung spezieller Flüchtlingspraxen mit fest angestellten Dolmetschern trägt dazu bei, Kosten zu senken und Behandlungsabläufe zu beschleunigen. „Solche Praxen sind aber abhängig von finanzieller Unterstützung durch die betreffenden Kreise und kreisfreien Städte und die Landesregierung“, sagt Petra Albrecht. Leider werde in diesem Bereich – ebenso wie bei der personellen Ausstattung der Gesundheitsämter – oft an der falschen Stelle gespart.

    Auch wenn viele bürokratische Abläufe noch verschlankt und die Behandlungskriterien noch weiter vereinheitlicht werden könnten – insgesamt sieht die Amtsärztin die Migrationsmedizin auf einem guten Weg. „Wir beobachten, dass sich zunehmend eine geordnete Zusammenarbeit zwischen Kliniken, niedergelassenen Ärzten und Gesundheitsämtern etabliert“, sagt sie.

    Die Versorgungslage geflüchteter Menschen, noch bestehende Probleme und Lösungsmöglichkeiten sind ein Thema auf der Pressekonferenz am 30. April in Mannheim. Weitere Informationen zum Kongress finden Interessierte hier: www.dgim2017.de.

    *******************
    Terminhinweise:

    Mittags-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Termin: Sonntag, 30. April 2017, 11.30 bis 12.30 Uhr
    Ort: Dorint Kongress Hotel Mannheim, Saal 12 (Johann Sebastian Bach)
    Zugang über: Congress Center Rosengarten
    Adresse: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Vorläufige Themen und Referenten:

    Rechtlicher Versorgungsrahmen der Flüchtlingsmedizin – Die Tücke liegt im Detail
    Dipl.-Med. Petra Albrecht
    Vizepräsidentin der Sächsischen Landesärztekammer, Dresden

    Medizinische Herausforderungen in der Flüchtlingsmedizin: Zahlen, Fakten, Perspektiven Ergebnisse erster Registerauswertungen und praktische Erfahrungen
    Privatdozent Dr. med. Joachim Seybold
    Stellvertretender Ärztlicher Direktor Charité–Universitätsmedizin Berlin

    Sprachbarrieren, seltene Krankheiten, Traumata: Wie kann die Versorgung von Flüchtlingen im internistischen Praxisalltag gelingen?
    Professor Dr. med. Dr. h. c. Ulrich R. Fölsch
    Generalsekretär der DGIM, Kiel

    Frühjahrssymposium der Korporativen Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Termin: Sonntag, 30. April 2017, 14.30 bis 16.30 Uhr
    Ort: Dorint Kongress Hotel Mannheim, Saal 10
    Zugang über: Congress Center Rosengarten
    Adresse: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Programm:

    Vorsitz:
    Dr. Matthias Mahn (Berlin)
    Dr. Markus Mundhenke (Leverkusen)

    14.30 Uhr
    Der rechtliche Versorgungsrahmen
    Dr. med. Patricia Klein
    Sächsische Landesärztekammer, Dresden

    15.00 Uhr
    Unklare Schmerzen, unklare Anämie bei Migranten – haben Sie an die Hämoglobinopathien gedacht?
    Ein Update über Sichelzellkrankheit und Thalassämie
    Dr. med. Regine Grosse
    UKE Hamburg

    15.30 Uhr
    Optimierung der Versorgung von Migranten mit Hämophilie
    Dr. med. Susan Halimeh
    Gerinnungszentrum Rhein-Ruhr, Duisburg

    16.00 Uhr
    Medizinische Herausforderungen in der Flüchtlingsmedizin – Ergebnisse erster Registerauswertungen
    Privatdozent Dr. med. Joachim Seybold
    Stellvertretender Ärztlicher Direktor Charité–Universitätsmedizin Berlin

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    Pressekontakt für Rückfragen:
    Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Pressestelle
    Anne-Katrin Döbler
    Janina Wetzstein
    Dr. Adelheid Liebendörfer
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-457
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: wetzstein@medizinkommunikation.org
    http://www.dgim2017.de

    **********************************************************


    Weitere Informationen:

    http://www.dgim2017.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Politik
    überregional
    Pressetermine
    Deutsch


     

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