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26.04.2017 13:16

Mehr Stabilität für den Mittelbau gefordert

Sebastian Hollstein Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Tagung zum Thema „Akademische Prekarität“ am 11. und 12. Mai an der Universität Jena

    Wer hierzulande eine wissenschaftliche Karriere einschlägt, muss sich meist auf eine entbehrungsreiche Zeit einstellen. Befristete Anstellungen, Teilzeitbezahlung bei vollem Arbeitsaufwand sowie prekäre und unsichere Lebensverhältnisse prägen den Weg des wissenschaftlichen Nachwuchses, der bei weitem nicht für alle zur ersehnten Professur führt. Doch zunehmend regt sich Widerstand in den Reihen des universitären Mittelbaus gegen diese schwierigen Bedingungen. Deshalb laden Soziologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena zur Tagung „Akademisches Prekariat: Entwicklungen, Hintergründe, Gegenmaßnahmen“ am 11. und 12. Mai ein. Organisiert wird die Veranstaltung von fünf Doktoranden, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Hilfskräften – also von den Betroffenen selbst.

    Die Situation verschärft sich

    „Das Problem der akademischen Prekarität ist nicht neu, bereits Max Weber hat vor 100 Jahren darüber gesprochen“, sagt Hans Rackwitz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie. „Doch der Trend zeigt, dass sich die Situation verschärft.“ Arbeitsverhältnisse würden immer instabiler, die Zahl der unbefristeten Vollzeitstellen sinke kontinuierlich. Viele junge Wissenschaftler strebten durch einen ziemlich engen Flaschenhals nach den wenigen Vollzeitstellen, die Sicherheit für die Lebens- und Forschungsplanung ermöglichen. „Das bedeutet aber nicht, dass der akademische Nachwuchs zu groß wäre“, sagt der Mitorganisator der Tagung. „Vielmehr müsse man endlich über die begrenzten Strukturen nachdenken.“

    Das sieht auch Rackwitz' Mitstreiterin Sophie Bose so: „Das Problem wird oft nur als ein individuelles wahrgenommen, was letztlich zur Selbstausbeutung der Betroffenen führt, die sich nicht mangelndes Engagement oder fehlende Leistungen vorwerfen lassen wollen, wenn die akademische Laufbahn vorzeitig endet. Deshalb möchten wir während der Tagung auf die strukturellen Missstände hinweisen, uns austauschen und auch über Lösungen diskutieren.“ Es gehe den Organisatoren nicht darum, sich nur zu beschweren. Vielmehr wollen sie die Arbeits- und Lebensbedingungen junger Wissenschaftler grundlegend verbessern, was insgesamt auch der Qualität von Forschung und Lehre zugutekommen sollte. „Wissenschaft ist ein öffentliches Gut, eine Dienstleistung an der Gesellschaft, die durch diese Verfahrensweise nicht entsprechend geschätzt wird. Das verschlechtert auch die Qualität der Forschung“, sagt Rackwitz. So fordert er etwa, Vollzeitstellen nicht nur auf die Professur zu beschränken, sondern entsprechende Jobs auch im Mittelbau zu schaffen. Rahmenbedingungen dafür muss aber nicht nur die Universität, sondern vor allem die Politik schaffen, indem sie die Hochschulen mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausstattet.

    Die Disziplinen vernetzen

    Während der Tagung wollen die Jenaer Soziologen Ursachen und Hintergründe für die prekären Beschäftigungsverhältnisse durchleuchten und davon ableiten, wie sich am besten für gute Arbeit in der Wissenschaft streiten lässt. Dafür haben sie Gäste aus der Universität, der Politik und den Gewerkschaften eingeladen. „In den vergangenen Jahren haben sich einige Initiativen an anderen Hochschulen gegründet, die organisiert gegen das Problem vorgehen wollen“, sagt Bose. „Vielleicht kann auch unsere Tagung zu einer stärkeren Vernetzung zwischen den einzelnen Gruppen beitragen.“ Die Veranstalter erhoffen sich außerdem eine rege Teilnahme von den Betroffenen selbst. „Wir können ja nur für unsere Fachrichtung sprechen und würden uns deshalb freuen, mehr aus anderen Disziplinen erfahren zu können“, sagt Sophie Bose.

    Die Tagung findet in der Villa am Paradies (Knebelstraße 3) in Jena statt und beginnt am 11. Mai um 14 Uhr, am 12. Mai um 9 Uhr. Alle Interessierte sind herzlich eingeladen.

    Kontakt:
    Sophie Bose / Hans Rackwitz
    Institut für Soziologie der Universität Jena
    Carl-Zeiß-Straße 2, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945535
    E-Mail: sophie.bose[at]uni-jena.de, hans.rackwitz[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.soziologie.uni-jena.de/Aktuelles/Veranstaltungen/Tagung+Akademische+P... - Informationen zum Programm.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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