idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.05.2017 12:00

VISTA blickt durch den staubigen Schleier der Kleinen Magellanschen Wolke

ESO Science Outreach Network (Dr. Carolin Liefke) Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Astronomie

    Bildveröffentlichung der Europäischen Südsternwarte (Garching) - Selbst mit bloßem Auge ist die Kleine Magellansche Wolke ein markantes Merkmal des südlichen Sternhimmels. Wolken aus interstellarem Staub blockieren jedoch einen Teil des sichtbaren Lichts, sodass nur Infrarot-Teleskope wie VISTA überhaupt eine Chance haben, einen klaren Blick auf das zu erhaschen, was innerhalb dieser kleinen Galaxie verborgen ist. Mit VISTA gelang es Astronomen nun, die unzähligen Sterne in der Nachbargalaxie so klar aufzulösen wie nie zuvor. Herausgekommen ist das größte Infrarotbild, das je von der Kleinen Magellanschen Wolke aufgenommen wurde.

    Die Kleine Magellansche Wolke (engl. Small Magellanic Cloud, kurz SMC) ist eine Zwerggalaxie und der kleinere Zwilling der Großen Magellanschen Wolke (engl. Large Magellanic Cloud, kurz LMC). Sie gehören beide zu den uns nächstgelegenen Nachbargalaxien im Weltraum — die SMC ist etwa 200.000 Lichtjahre von uns entfernt, was nur einem Zwölftel der Entfernung zur viel bekannteren Andromedagalaxie entspricht. Infolge von Wechselwirkungen untereinander sowie mit der Milchstraße selbst haben beide eine eher ungewöhnliche Form erhalten.

    Die vergleichsweise große Nähe zur Erde macht die Magellanschen Wolken zu idealen Kandidaten, um zu erforschen, wie Sterne entstehen und sich entwickeln. Zwar hat sich die Verteilung und Geschichte der Sternentstehung in solchen Zwerggalaxien als komplex herausgestellt, das größte Hindernis bei der Beobachtung der Sternentstehung in Galaxien ist jedoch der interstellare Staub. Riesige Wolken aus winzigen Staubkörnern streuen und absorbieren einen Teil der Strahlung, die von den Sternen innerhalb der Galaxien abgegeben wird – besonders das sichtbare Licht – so dass Teleskope auf der Erde nicht alles beobachten können. Diesen Effekt nennt man Staubextinktion.

    Die SMC enthält reichlich Staub, so dass das sichtbare Licht der in ihr enthaltenen Sterne zu einem nicht unerheblichen Teil der Extinktion zum Opfer fällt. Glücklicherweise wird aber nicht sämtliche elektromagnetische Strahlung in gleicher Weise vom Staub beeinflusst. Infrarotstrahlung kann den interstellaren Staub deutlich leichter durchqueren als das sichtbare Licht, sodass wir viel über die neu entstandenen Sterne innerhalb der Staub- und Gaswolken lernen können, wenn wir die Galaxie im Infraroten untersuchen.

    VISTA, das Visible and Infrared Survey Telescope, ist so konzipiert, dass es Infrarotstrahlung abbilden kann. Der VISTA Survey of the Magellanic Clouds (VMC) konzentriert sich auf die Kartierung der Sternentstehungsgeschichte der SMC und der LMC, sowie ihrer dreidimensionalen Struktur. Im Rahmen des VMC gelangen den Forschern bereits einmalige Aufnahmen von Millionen von Sternen, die im sichtbaren Licht nicht möglich gewesen wären.

    Alle Sterne, die in diesem gewaltigen Bild zu sehen sind, gehören zur Kleinen Magellanschen Wolke. Es enthält auch tausende Hintergrundgalaxien und mehrere helle Sternhaufen, einschließlich des Kugelsternhaufens 47 Tucanae, rechts im Bild, der der Erde deutlich näher ist als die SMC. Da man in das hochauflösende Bild hineinzoomen kann, lässt sich so die SMC besser erkunden als je zuvor!

    Die Fülle an neuen Informationen in diesem 1,6 Gigapixel (43.223 x 38.236 Pixel) großen Bild wurde von einem internationalen Team unter der Leitung von Stefano Rubele von der Universitätf Padua in Italien ausgewertet. Mithilfe innovativer stellarer Modelle erhielten sie überraschende Ergebnisse.

    Die VMC hat gezeigt, dass die meisten Sterne innerhalb der SMC jünger sind als die der größeren Nachbargalaxien. Diese ersten Ergebnisse sind nur ein Vorgeschmack auf die neuen Entdeckungen, die noch kommen werden, da der VMC noch weitere blinde Flecken der Magellanschen Wolke unter die Lupe nehmen wird.
    Weitere Informationen

    Die hier vorgestellten Ergebnisse sind Inhalt des Fachartikels „The VMC survey – XIV. First results on the look-back time star formation rate tomography of the Small Magellanic Cloud” aus der Fachzeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society.

    Die Europäische Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch 16 Länder: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO verfügt über drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist einer der Hauptpartner bei ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des Paranal errichtet die ESO zur Zeit das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit 39 Metern Durchmesser, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird.

    Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

    Kontaktinformationen

    Carolin Liefke
    ESO Science Outreach Network - Haus der Astronomie
    Heidelberg, Deutschland
    Tel: 06221 528 226
    E-Mail: eson-germany@eso.org

    Maria-Rosa Cioni
    Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP)
    Potsdam, Germany
    Tel: +49 331 7499 651
    E-Mail: mcioni@aip.de

    Richard Hook
    ESO Public Information Officer
    Garching bei München, Germany
    Tel: +49 89 3200 6655
    Mobil: +49 151 1537 3591
    E-Mail: rhook@eso.org


    Weitere Informationen:

    https://www.eso.org/public/germany/news/eso1714/ - Webversion der Bildveröffentlichung mit weiteren Aufnahmen und Videos (auch in höher aufgelösten Versionen)
    https://www.eso.org/public/germany/images/eso1714a/zoomable/ - Hochauflösende Version der Aufnahme mit Zoomfunktion
    https://www.eso.org/public/archives/releases/sciencepapers/eso1714/eso1714a.pdf - Fachartikel
    https://www.eso.org/public/germany/images/archive/category/surveytelescopes/?sea... - Fotos von VISTA


    Bilder

    Europäische Südsternwarte
    Europäische Südsternwarte

    None

    VISTA-Aufnahme der Kleinen Magellanschen Wolke
    VISTA-Aufnahme der Kleinen Magellanschen Wolke
    Bild: ESO/VISTA VMC
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Europäische Südsternwarte


    Zum Download

    x

    VISTA-Aufnahme der Kleinen Magellanschen Wolke


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).