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09.05.2017 12:56

TU Berlin: Neue Erkenntnisse der Antisemitismusforschung

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

    Vortrag innerhalb des Forschungskolloquiums „Alte und Neue Rechte“ am 10. Mai 2017

    Prof. Dr. Werner Bergmann und Dr. Juliane Wetzel vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin sind Mitglieder im vom Deutschen Bundestag eingesetzten Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus, der kürzlich seinen nach 2011 zweiten Bericht rund um das Thema Antisemitismus vorstellte. Der vorgelegte Bericht beschäftigt sich auf rund 300 Seiten mit aktuellen Entwicklungen des Antisemitismus in Deutschland in Gesellschaft, Medien, Politik, politischen Bewegungen, Sport, Religion sowie im Bereich Flucht und Migration und verknüpft wissenschaftliche Analysen mit Forderungen und Handlungsempfehlungen für Akteure aus Politik und Gesellschaft.

    Innerhalb des Forschungskolloquiums „Alte und Neue Rechte“ des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin stellen Prof. Dr. Werner Bergmann und Dr. Juliane Wetzel den Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus vor und laden herzlich zur Diskussion ein:

    Zeit: Mittwoch, 10. Mai 2017, 18.15 Uhr
    Ort: TU Berlin, Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin, TU-Hochhaus,
    8. Etage, Raum TEL 811

    Der zweite Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus setzt – neben einer Zusammenfassung der aktuellen Situation des Antisemitismus in Deutschland – eine Reihe von Schwerpunkten. Neu sind in diesem Bericht vor allem die Perspektive der Betroffenen sowie erste Erkenntnisse zu einem möglichen Antisemitismus bei Geflüchteten. Eingehend betrachtet werden auch die Entwicklungen im Internet und in Social Media, die zum zentralen Verbreitungsinstrument von Hassbotschaften und antisemitischer Hetze geworden sind. Besonders in den Blick genommen hat der Expertenkreis das Thema Prävention, wobei neben Projekten, die sich an Jugendliche richten, auch die Erwachsenenbildung eine Rolle spielt.

    In der Öffentlichkeit steht die Gruppe der Muslime als vermeintliche Hauptverursacher des Antisemitismus im Fokus, mit der Flüchtlingswelle haben solche Zuschreibungen noch zugenommen. Dies hat dazu geführt, dass der Rechtsextremismus als zentrales Milieu antisemitischer Inhalte in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um Antisemitismus in Deutschland in den Hintergrund getreten ist. Insbesondere muslimische Verbände und Moscheegemeinden werden undifferenziert als Hort antisemitischer Agitation gesehen und Imame als „Hassprediger“ charakterisiert. Untersuchungen zu antisemitischen Einstellungen in muslimisch geprägten religiösen Milieus, die diese Vermutungen untermauern könnten, gibt es bisher jedoch kaum. Die bisher vorliegenden Studien für Deutschland – die sich ausnahmslos auf Jugendliche beziehen - zeigen deutlich, dass die Sozialisation in den Herkunftsländern eine wesentlich größere Rolle spielt als die Religion. Im Vergleich zu anderen Ländern fällt der Unterschied zwischen Muslimen und Christen deutlich geringer aus. Eine vom Expertenkreis in Auftrag gegebene Pilotstudie zur Haltung von Imamen konnten keine radikalen antisemitischen Stereotype identifizieren, eine Gleichsetzung des Holocaust mit der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern jedoch schon.

    Eine zentrale Rolle spielt heute der israelbezogene Antisemitismus. Der Expertenkreis hat versucht, die häufig auftretenden Schwierigkeiten der eindeutigen Zuordnung mit dem Rückgriff auf das Konstrukt der „Grauzonen“ zu erfassen. Es kommt immer auf den Kontext der Aussagen an, etwa wer, was, wann sagt und ob die Kritik an Israel ohne Zuschreibungen an ein unterstelltes jüdisches Kollektiv erfolgt, mit stereotypen Merkmalen belegt wird oder im Sinn einer „Umwegkommunikation“ Israel nur an die Stelle „der Juden“, quasi als Legitimierung antisemitischer Einstellungen und Positionen, tritt.

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
    Dr. Juliane Wetzel
    TU Berlin
    Zentrum für Antisemitismusforschung
    Tel.: 030 314-21397
    E-Mail: juliane.wetzel@tu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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