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01.10.1998 00:00

Ein Ingenieur zwischen Computern und Mähdreschern

Detlef Bremkens Dez. 3 KIT Kommunikation, Innovation, Transfer
Fachhochschule Bochum

    Für die deutsche Wirtschaft wie für die Hochschulen scheint die Situation besorgniserregend: während immer mehr Studienanfänger überlaufene Disziplinen wie Medizin wählen und so der sicher nicht so leicht abklingenden Medizinerschwemme weitere Flutwellen verschaffen, studieren immer weniger ein ingenieurwissenschaftliches Fach. Ihre Absolventen sind auf Jahre hinaus gefragte Leute.
    Dabei ist die Arbeit und Werdegang eines Ingenieurs meist mindestens ebenso abwechselungsreich und interessant wie der Beruf eines Arztes oder Juristen. Zum Beispiel Mechatronik, zum Beispiel Holger Thiemann...:

    Auch menschlich ist er ein Pionier-Typ: Holger Thiemann ist Neuem und Unbekanntem immer aufgeschlossen. Das sieht man an seinem Beruf und das sieht man an seiner Ausbildung. Holger Thiemann ist Mechatronik-Ingenieur. "Mecha-was?" hat er schon oft gehört. Na, Mechatronik: Ein Ingenieurfach mit den "Zutaten" Elektrotechnik, Maschinenbau und Informatik. Und Holger Thiemann war der erste Bochumer FH-Absolvent mit dem französischen "Titre d'Ingénieur-Maître". Heute arbeitet er als Entwicklungsingenieur und einer von fast 6.000 Mitarbeitern bei Europas größtem Hersteller von Landmaschinen, der CLAAS-Gruppe in Harsewinkel. Ein echter Traumjob, sagt er!

    Wer ihn kennenlernt, denkt sicher nicht zuerst an einen Spezialisten. Er ist einer, mit dem man gern plaudert und ein Bierchen trinken ginge. Groß, geduldig, entspannt und nett zu seinen Mitmenschen.
    Dabei ist der Mechatronik-Ingenieur auf drei angewandten Fachgebieten zu Hause. Und alles High Tech-Gerät, das heute sowohl eine mechanische Komponente als auch eine Computersteuerung hat, ist bei ihm in guten Händen.
    Und Holger Thiemann ist nicht nur Biertrinker. Als einer von zwei ersten Studenten der Mechatronik hat er 1996 und 1997 einen Teil seiner Ausbildung in Frankreich gemacht. Dort hat er auch einen guten Wein noch mehr schätzen gelernt ...
    Gleich 1994, als die FH Bochum als erste deutsche Hochschule einen Studiengang Mechatronik einrichtete, war er mit dabei. Ihn reizte die Chance, an der Entwicklung aller wichtigen Komponenten von modernen Maschinen, also Mechanik, Elektronik und Steuerungssoftware, gleichermaßen beteiligt sein zu können. Und auch als 1996 die praktische Erprobung der Kooperation der Mechatroniker mit der französischen Université Blaise Pascal anstand, war er einer der ersten, die sich mitmachten. Zusammen mit seinem Studienkollegen Hauke Ortmann ging er im August '96 als "Versuchskaninchen" nach Frankreich zum Institut Universitaire Professonalisé (I.U.P.) Genie des systèmes industriels der Universität in Clermont Ferrand. "Bei vielen Kommilitonen gab es nach dem Grundstudium einen Toten Punkt, sie mußten ihre Motivation zum Weiterstudieren neu finden. Für mich war das anders", erläutert Thiemann. "Durch den Aufenthalt in Clermont Ferrand stand ich unter Hochspannung wie nie vorher in meinem Leben."
    Beinahe genau 1000 Kilometer von Bochum entfernt kämpften er und Hauke Ortmann sich zusammen mit ihren französischen Studienkollegen des letzten Studienjahres im Studiengang "Commande des systèmes" ein halbes Jahr lang durch 500 Zeitstunden Unterricht.
    Nach dieser "Pflicht" kam aber auch die "Kür". Seine "Stage", ein mehrmonatiges Praktikum, machte Holger Thiemann beim "CEMAGREF" in Varennes-sur-Allier in der Auvergne. Das Cemagref ist ein staatliches Forschungsinstitut für Agrartechnik und Umweltschutz. In ländlicher Idylle gelegen, ist das Cemagref ausgestattet mit High-Tech-Technologien und modernsten Computern.
    Das Institut ist auf dem Gelände eines alten Chateaus untergebracht; Holger Thiemann bewohnte dort kostenlos eine Wohnung in einem alten Gesindehaus, das er sich mit drei weiteren französischen Studenten teilte. "Fünf Monate französisch aufstehen, französisch arbeiten, auf Französisch diskutieren, eben französisch leben: das hat mich verändert!" sagt Thiemann von sich und meint das durchweg positiv. "Je länger ich diese herrliche Landschaft genießen durfte, um so mehr verstand ich, was der Franzose mit ,Savoir vivre' meint", bewertet er die Freizeit seines Aufenthalts.
    Und auch die Arbeit dort war ein Erlebnis für ihn. Er arbeitete mit an Komponenten zur Automatisierung von Mähdreschern, also genau dort, wo ein Mechatroniker recht am Platze ist: Das Zusammenspiel von mechanischen und elektronischen Komponenten in der Steuerung ist ihre Spezialität. Eine neue Programmiersprache (Borland C++) mußte Holger Thiemann allerdings neu lernen. Und er hat gelernt, seine Ideen trotz Sprachbarrieren in das Entwicklungsteam einzubringen.
    Als Stagaire beim Cemagref bekam er auch Kontakt zu Ingenieuren der deutschen Firma Claas. Mit einer Entwicklungsarbeit für Claas schloß er sein französisches Studium ab und erhielt den Titel "Ingénieur-Maître". Auch für sein deutsches Diplom führte er dieses Projekt fort.
    Und dann hat Holger Thiemann alles auf eine Karte gesetzt. Mehrere Stellenangebote schlug er aus und wartete, bis auch Claas dem Mechatronik-Ingenieur einen Job anbot.
    "Bei Claas herrscht in der Entwicklungsabteilung ein optimales Arbeitsklima", schwärmt er. Als Mechatroniker kann er ein komplettes Testprojekt selbst abwickeln und weiß sich sowohl der Achtung der Maschinenbau-Kollegen als auch der Elektroniker gewiß. Und im Feldversuch können er und seine Kollegen ihre Entwicklungen selbst Tests unterziehen. "Diese Arbeitsweise stärkt meine Motivation", meint Thiemann. "Am Ende einer Neuentwicklung kann ich sagen ,Das habe ich gebaut, das kann ich sehen: ein konkretes Produkt, das anderen hilft, leichter ihre Arbeit zu machen.'" Eben ein Traumjob für Mechatronik-Ingenieure.
    Und in Zukunft? Da freut sich Holger Thiemann darauf, auch im Ausland eingesetzt zu werden, vielleicht in Ungarn, Korea oder in der Ukraine. "Ich liebe den Kulturschock", lächelt er augenzwinkernd, wenn er darüber spricht.


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    Job mit technisch anspruchsvollem Arbeitsfeld: Mechatronik-Ingenieur Holger Thiemann auf einem Claas-Feldhäcksler.
    Job mit technisch anspruchsvollem Arbeitsfeld: Mechatronik-Ingenieur Holger Thiemann auf einem Claas ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau
    überregional
    Organisatorisches, Personalia
    Deutsch


     


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    Job mit technisch anspruchsvollem Arbeitsfeld: Mechatronik-Ingenieur Holger Thiemann auf einem Claas-Feldhäcksler.


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