Das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung e.V. (DNVF) sieht große Lücken in den derzeitigen Konzepten zur qualitätsorientierten Versorgungssteuerung im Gesundheitswesen. Während des 5. DNVF-Forums, das unter dem Titel "Quality Improvement im Gesundheitswesen von morgen" am 10.5.17 in Berlin stattfand, diskutierten führende Wissenschaftler aus dem Bereich der Qualitäts- und Patientensicherheitsforschung die derzeitigen Ansätze. Diese reichten von der Offenlegung von Qualitätsdaten (Qualitätsberichte der Krankenhäuser) über die qualitätsorientierte Vergütung (P4P), die Qualitätsverträge bis hin zur qualitätsorientierten Krankenhausplanung.
Besondere Aktualität erhielt die Diskussion, die vom Vorsitzenden des DNVF Herrn Prof. Neugebauer aus der Medizinischen Hochschule Brandenburg geleitet wurde, durch die kürzlich vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) veröffentlichten Qualitätskriterien zur Krankenhausplanung und die derzeit diskutierte Umsetzung von P4P, die Mitte des Jahres erwartet wird. Allen Vorträgen gemeinsam war, eine skeptische Haltung zu den derzeitigen Entwicklungen. Bereits der überkommene Begriff der Qualitäts"sicherung" spiegelte eine fehlende Perspektive wider. Es gehe nicht mehr nur um Qualitätssicherung sondern um Qualitätsverbesserung, so der Qualitätsforscher Herr Prof. Schrappe von der Universität Köln.
Herr Prof. Geraedts von der Universität Marburg legte dar, dass die vorhandenen Daten kaum Anlass dazu geben, dass die derzeit erhobenen Qualitätsdaten wirklich zu einer Verbesserung führen. Man war sich auf dem anschließenden Podium dann auch einig, dass der sog. "Qualitätsoffensive" der Bundesregierung in erster Linie eine sinnvolle Zielvorstellung fehle, denn die jetzige Qualitäts"sicherung" stamme aus der Mitte der 90er Jahre und sei für die zukünftigen Probleme der Gesundheitsversorgung, insbesondere der Betreuung der älter werdenden Bevölkerung mit Mehrfacherkrankungen, nicht mehr relevant. Herr Prof. Stausberg, Universität Essen, äußerte besonders Zweifel an der Wirksamkeit von P4P. Herr Prof. Schmitt, Universität Dresden, hob im Besonderen die Bedeutung der individuellen Ebene zwischen Arzt und Patient hervor, die in der Qualitätsdiskussion zu kurz komme. Frau Dr. Sens aus der Ärztekammer Niedersachsen berichtete über eine Befragung zur Bewertung der gesetzlichen Qualitätsinitiativen auf Ebene des Managements von Krankenhäusern, wonach ungefähr die Hälfte der Krankenhausmanager diese positiv einschätzen. Frau Prof. Drösler, Hochschule Niederrhein, betonte die Notwendigkeit eines systematischen Qualitätsverständnisses unter Berücksichtigung regionaler Versorgungsunterschiede. Die abschließende Podiumsdiskussion unter Leitung von Herrn Prof. Schrappe, wurde von Frau Dr. Klakow-Franck, Unparteiisches Mitglied und Vorsitzende des Unterausschusses Qualitätssicherung des G-BA, eröffnet. Sie betonte, wie wichtig aus Sicht des G-BA die Etablierung einer Improvement Science, also einer wissenschaftlichen Betrachtung der Verbesserungsstrategien im Gesundheitswesen, sei. Diese Ansicht wurde von allen Diskutanten uneingeschränkt geteilt.
Das Qualitätsverständnis, das die Diskussion der letzten 20 Jahre dominierte (seit Einführung der Sonderentgelte und Fallpauschalen im Jahr 1993), ist überkommen. Das DNVF ist hier mit gefordert, Vorschläge für eine in die Zukunft gerichtete Qualitätsverbesserungsstrategie zu machen.
Weitere Bilder in höherer Auflösung können von der DNVF-Geschäftsstelle zur Verfügung gestellt werden.
http://www.netzwerk-versorgungsforschung.de/index.php?page=5-dnvf-forum-vf (Veranstaltungsseite und Folienvorträge)
http://www.netzwerk-versorgungsforschung.de/uploads/DNVF_043-Flyer%205.%20DNVF-F... (Programmflyer)
v.l.n.r. Schrappe, Geraedts, Stausberg, Drösler, Sens, Klakow-Franck, Schmitt
chickster.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik
überregional
Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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