idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.08.2003 10:01

Das Nervensystem beeinflusst Metastasenbildung

Kay Gropp Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Biowissenschaftler der Universität Witten/Herdecke finden auf molekularer Ebene Zusammenhänge zwischen Krebsverbreitung und Stress

    Die Wissenschaft weiß es seit Jahren: Bei Krebserkrankungen ist in 95 Prozent aller Fälle nicht der Primärtumor tödlich, sondern die Metastasenbildung, die ab einem bestimmten Zeitpunkt einsetzt. Bisher waren Wissenschaftler häufig davon ausgegangen, dass diese Metastasenbildung sich mehr oder weniger zufällig vollzieht.

    Forschungen der Fakultät für Biowissenschaft der Universität Witten/Herdecke (Arbeitsgruppe von Dr. Frank Entschladen) haben nun eine interessante Entdeckung gemacht. In Versuchen konnten sie nachweisen, dass die Metastasenbildung keineswegs ungesteuert und zufällig abläuft, sondern nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Forschungen mit Hilfe einer so genannten Chemotaxiskammer liefern eine Erklärung dafür, warum die schleichende und oft tödliche Metastasierung des Körpers je nach Art und Lage des Primärtumors vorhersehbar ist. Offenbar weisen so genannte Neurotransmitter den migrierenden Krebszellen den Weg: "Nach unseren Erkenntnissen werden die Krebszellen nicht zufällig im Körper verschwemmt, sondern durch Neurotransmitter gezielt an bestimmte Stellen gelockt", sagt Dr. Frank Entschladen. Neurotransmitter werden vom Nervensystem freigesetzt. Je nach Art können sie einen hemmenden oder einen stimulierenden Einfluss auf die Verbreitung von Krebszellen im Körper haben.

    Die Verbreitung von hemmenden oder stimulierenden Neurotransmittern im Körper hängt auch maßgeblich von psychosozialen Einflüssen ab. Stress erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Metastasierung fördernden Neurotransmitter durchsetzen und damit die Verbreitung des Krebses beschleunigen. "Damit konnten wir eine im Prinzip alte Beobachtung erstmals auf molekularer Ebene bestätigen", freut sich Entschladen: "Negative psychosoziale Einflüsse können die Verbreitungsgeschwindigkeit des Krebses im Körper unterstützen."

    Aus diesen Erkenntnissen leiten die Wittener Wissenschaftler die Hoffnung ab, in Zukunft über bestimmte Medikamente gezielt solche Neurotransmitter-Effekte stärken zu können, die die Verbreitung von Krebszellen im Körper von vornherein blockiert oder zumindest verlangsamt. Der so genannten Gamma-Aminobuttersäure wird z.B. eine solch hemmende Wirkung zugeschrieben.

    Bei einer zusammen mit der Universität in Palermo vom 24. bis zum 31. Oktober in Sizilien geplanten "International School oft Medical Science" will das Institut für Immunologie der Universität Witten/Herdecke diesen Phänomenen noch weiter auf den Grund gehen. Das Thema der Veranstaltung: "Signal Transduction and Communication of Cancer Cells." Die Tagung richtet sich vor allem an Nachwuchsforscher, denen die Wittener "Informationen aus erster Hand vermitteln wollen", so Entschladen.

    Kontakt: Dr. Frank Entschladen, Tel.: 02302/669-187

    Referenzen: Cancer Research Vol. 62, No. 11, S. 6467-6469, November 2003; Trends in Pharmalogical Science Vol. 24, No. 4, S. 151-154, April 2003. Breast Cancer Research and Treatment Vol. 80, No. 1, S. 63-70, Juli 2003.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).