idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.08.2003 11:02

Heißer Tipp: Transfer-Agenten schicken Experten in Betriebe

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Wer strategisch planen oder die Kommunikation im Betrieb verbessern will, braucht Zeit, Geld und Expertenwissen. Alles zusammen können sich kleine und mittelständische Betriebe oft nicht leisten. So werden dringende Fragen vertagt oder Konzepte mit der heißen Nadel gestrickt. Dabei liegt die Lösung manchmal gar nicht fern: auf dem Schreibtisch eines Wissenschaftlers. tranet-ruhr und nrw.wissenstransfer.de bringen Betriebe und Experten aus den Hochschulen zusammen.

    40 Grad im Schatten können Betriebsrat Benno Bargmann nichts anhaben. Hauptsache, die Temperatur in den Öfen stimmt. Einer härtet gerade bei 900 Grad ein Stahlrohr. Der andere macht dann daraus bei 450 Grad zähes, tragfestes Material - für den Tunnelbau, für Bohrer, Kräne oder Windräder.

    Mit der Wärmebehandlung von Stahl hat sich die Bochumer Eisenhütte Heintzmann ein neues Standbein geschaffen. "Damit sind wir unabhängiger von der Auftragslage im Steinkohlebergbau", sagt Benno Bargman, und fügt stolz hinzu: "30 Arbeitsplätze wurden so gesichert." Ganz zufrieden war er damit noch nicht. Könnten mehr Kunden gewonnen werden? Würde es sich sogar lohnen, die Anlage zu erweitern? Das Problem war nur: Wegen der guten Auftragslage hatte keiner Zeit, gründlich zu recherchieren. Gefragt war ein Experte, der sich auskennt mit Stahl und Betriebswirtschaft.

    Szenenwechsel von Bochum nach Lünen

    Über der Eingangstür des Baudenkmals aus der großen Zeit des Bergbaus ist die Tradition in Stein gemeißelt: "Westfalia Gewerkschaft, 1826" steht dort. In der Eingangshalle hat die Moderne Einzug gehalten: Vor konkreter Kunst an den Wänden stehen elegante Sitzmöbel. Die Zentrale der DBT Automation im westfälischen Lünen ist ein High-Tech-Gehirn der deutschen Bergbauindustrie. Das Unternehmen ist weltweit Marktführer für die Steuerung von Ausbauschilden im Bergbau, aber auch erfolgreich mit Messgeräten, die den Verbrennungsprozess in Kraftwerken optimieren.

    Vor sechs Jahren entstand DBT Automation aus der Verschmelzung verschiedener Bergbauzulieferer. Mitarbeiter, die früher Konkurrenten waren, mussten plötzlich zusammenarbeiten. Dass sie hochqualifizierte Soft- und Hardwareentwickler sind, "eher stille Typen, die mit ihrem Computer reden", so der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Gerald Kohl, "macht die Sache nicht einfacher".

    Wie also das Wir-Gefühl verbessern? "Einem Unternehmensberater wollten wir das nicht anvertrauen", sagt Frank Leveque-Emden, kaufmännischer Leiter bei DBT-Automation. "Lieber einem Experten, der sich wissenschaftlich damit befasst hat. Doch Kontakte zu entsprechenden Lehrstühlen fehlten".

    Freie Auswahl unter Fachleuten

    Inzwischen haben beide Unternehmen ihre Experten gefunden. Ein Ingenieur mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen analysiert die Nachfrage für die Wärmebehandlung von Stahl im Auftrag der Bochumer Eisenhütte Heintzmann. Ein Arbeitswissenschaftler kümmert sich zusammen mit Beschäftigten, dem Betriebsrat und Führungskräften um die Verbesserung der Unternehmenskultur bei DBT Automation. Beide Betriebe konnten sich unter mehreren Bewerbern verschiedener Hochschulen sogar einen aussuchen. tranet-ruhr und nrw-wissenstransfer.de machten es möglich.

    nrw-wissenstransfer.de ist ein Internet-Portal, das Kompetenzen sowie Kooperationsangebote der Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen präsentiert, und gleichzeitig ein Vermittler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Unternehmer auf der Suche nach Kooperationspartnern müssen nicht mehr bei einzelnen Hochschulen oder Transferagenturen recherchieren. Mit einer anonymen Online-Anfrage bei nrw-wissenstransfer.de können sie alle relevanten Experten in Nordrhein-Westfalen erreichen. Wenn nötig, kümmern sich die Mitarbeiter persönlich darum, dass ein Kontakt zustande kommt.

    Richtig fragen will gelernt sein

    "Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Anfragen von nrw-wissenstransfer.de breit gestreut werden", sagt Angelika Satzer, Leiterin von tranet-ruhr. Sie und ihre drei Mitarbeiter wollen mehr, als nur Kontakte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft vermitteln. Die Zusammenarbeit soll Arbeitsplätze sichern. Expertenwissen allein reicht dazu nicht aus, meint Angelika Satzer: "Dieses Wissen muss auch richtig abgefragt werden. Wissenstransfer scheitert häufig daran, dass Unternehmen ihre Probleme und Anforderungen nicht adäquat formulieren." Zudem scheuten viele den zeitlichen und administrativen Aufwand. Deshalb moderiert tranet-ruhr bei der Themenfindung und der Auswahl der Wissenschaftler, kümmert sich um die Verträge und die Finanzierung. Die Transferberatungen sind für die Unternehmen kostenlos.

    Die Idee zu diesem Projekt stammt von der Technologieberatungsstelle des DGB NRW, bei der auch die Organisation liegt. Das Düsseldorfer Ministerium für Wirtschaft und Arbeit und die Europäischen Union finanzieren tranet-ruhr. Gefördert werden Unternehmen im Ruhrgebiet mit weniger als 1000 Beschäftigten. Unter einer Bedingung: Bei der Wahl des Themas und des Wissenschaftlers müssen sich Betriebsrat und Geschäftsführung einig sein. "Schließlich", so Projektleiterin Angelika Satzer, "sind die Beschäftigten Experten in eigener Sache. Ihnen fertige Lösungen vorzusetzen, hieße Know How verschenken."

    Seit 2001 haben tranet-ruhr und nrw-wissenstransfer.de 18 Wissenschaftler an acht Unternehmen vermittelt. In den meisten Fällen hatten die Betriebsräte die Initiative ergriffen. So auch bei der Bochumer Eisenhütte Heintzmann und bei DBT Automation. Die Interessensvertreter der Beschäftigten dort finden das ganz normal: "Wir müssen doch alle an einem Strang ziehen."

    Kontakt
    tranet-ruhr begleitet die Transferberatung und vermittelt Experten aus den Hochschulen für die Lösung betrieblicher Probleme bei der Arbeitszeitorganisation, der Personalentwicklung, der Krisenvermeidung, sowie bei der Einführung neuer Technologien, Produkte und Dienstleistungen.

    Projektleitung: Angelika Satzer, Lothringer Str. 62, 46045 Oberhausen, Telefon (0208) 820 76 24, Fax (0208) 820 76 41
    E-mail: tranet@tbs-nrw.de, Internet: www.tranet-ruhr.de

    www.nrw-wissenstransfer.de präsentiert im Internet Kooperationsangebote von über 300 Forschungseinrichtungen in NRW. Unternehmer können dort auch aktiv Kooperationspartner suchen.

    Projektleitung: Michael Asche, Ute Konz, Baroper Str. 283, 44227 Dortmund, Telefon (0231) 755 24 25, -64 06, Fax (0231) 755 23 27, E-mail: info@nrw-wissenstransfer.de, Internet: www.nrw-wissenstransfer.de

    Bochumer Eisenhütte Heintzmann GmbH & Co. KG, Klosterstr. 46, 44787 Bochum, Betriebsleiter: Klaus Lyding, Telefon (0234) 911 81 00, Fax (0234) 911 8105, E-mail: lyding@be-heico.de, Internet: www.be-heico.de

    DBT Automation GmbH, Industriestr. 1, 44534 Lünen, Kaufmännischer Leiter: Frank Leveque-Emden, Telefon (02306) 578 21 18, Fax (02306) 578 21 10, E-mail: frank.leveque-emden@dbt.de, Internet: www.dbt.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).