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05.08.2003 12:17

Wissenschaftliche Erkenntnisse Basis für weltweit geltende Bestimmung

Dipl.-Ing. Kerstin Baldauf Presse- und Informationsstelle
Hochschule Wismar, University of Technology, Business and Design

    Ende Juli 2003 kehrte die deutsche Delegation mit einer Erfolgsmeldung im Gepäck von der Londoner Sitzung des Sub-Commitee "Safety of Navigation" der internationalen Weltschifffahrtsorganisation (IMO) zurück. Der Chairman der von der IMO eingerichteten Korrespondenzgruppe, Dr.-Ing. Michael Baldauf vom Fachbereich Seefahrt der Hochschule Wismar, hatte die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie eines "Simplified Voyage Data Recorders" (S-VDR) vorgestellt. Die Ausweitung der VDR-Ausrüstungspflicht auf alle im Dienst befindlichen Handelsschiffe wurde von allen Mitgliedsstaaten anerkannt und schließlich auch der erarbeitete Standard für den S-VDR verabschiedet. Wenn die notwendigen Ergänzungen zu den geltenden Bestimmungen zur Ausrüstungspflicht verabschiedet worden sind, sollten dann auch nach Kollisionen zwischen älteren Schiffen die Unfallursachen auf der objektiven Basis aufgezeichneter Daten erfolgen können.

    Bis zu diesem Ergebnis war es jedoch ein weiter Weg, galt es doch mit wissenschaftlich fundierten Aussagen Mitglieder der IMO in aller Welt nicht nur von der Notwendigkeit, sondern auch von der praktisch möglichen Umsetzung zu überzeugen. Nach der bisher geltenden IMO-Regelung war die Ausrüstung mit einem VDR lediglich für alle nach dem 1. Juli 2002 gebauten Schiffe ab einer bestimmten Größe und alle Passagierschiffe international verbindlich. Dies ist ein an sich unhaltbarer Zustand, so zumindest die Ansicht der Forscher am Fachbereich Seefahrt der Hochschule Wismar, führte es doch u.a. dazu, dass man bei älteren Schiffen nach Unfällen nicht selten nur auf mündliche Aussagen der Beteiligten zurückgreifen muss. So z. B. geschehen vor gut acht Wochen, als in der Ostsee der chinesische Massengutfrachter FU SHAN HAI und das zypriotische Containerschiff GDYNIA kollidierten. Es herrschte schönstes Sommerwetter und vor allem klare Sicht. Trotzdem bleiben die Ursachen der Kollision ebenso wie die vieler anderer Schiffsunfälle zunächst unklar. Die Untersuchung von Seeunfällen und die Ermittlung der Ursachen von Kollisionen, Grundberührungen oder Bränden gestalteten sich prinzipiell sehr aufwändig, weil gesicherte Daten über den Situationsverlauf unmittelbar vor dem Unfall fehlen. Diese Situation sollte mit der Einführung von VDR, zu Deutsch so viel wie "Schiffsdatenschreiber", verbessert werden. Dieser VDR ist mehr oder weniger ein Pedant zur "Black Box" in der Luftfahrt, dementsprechend teuer und ein Grund für die nur partielle Ausrüstungspflicht. So sind z.B. die Installation und die Kapsel zum Schutz des Datenträgers, welche zum Beispiel Wasserdrücken in 6000m Wassertiefe standhalten soll, dabei besonders kostenintensiv.

    . . .

    Im Auftrag des Bundesministeriums für Transport, Bau und Wohnungswesen sollten deshalb Alternativen zur Vereinfachung des bestehenden VDR untersucht und aufgezeigt werden. Als Ergebnis der anderthalb jährigen Untersuchungen wurde im Juli vergangenen Jahres der Entwurf für einen modifizierten VDR-Leistungsstandard geliefert, welcher zum Zweck der Vereinfachung u.a. auf die Nutzung einer aufschwimmbaren Boje für den Datenträger orientierte. Eine realisierte technische bisher aber nicht zugelassene Lösung. Das Konzept wurde der internationalen Weltschifffahrtsorganisation auf der Sitzung des Schiffssicherheitssausschusses im vergangenen Jahr in London als Vorschlag für einen vereinfachten VDR präsentiert. Da noch keine Einigung erzielt werden konnte, richtete die IMO eine Korrespondenzgruppe ein, zu deren Leitung und Koordination sie Dr.-Ing. Michael Baldauf vom Fachbereich Seefahrt in Warnemünde berief. Unter seiner Führung wurde nun eine Studie zur Notwendigkeit und zur Machbarkeit eines vereinfachten VDRs erstellt, in welcher die vielen Ideen und Vorschläge aber auch die Vorbehalte und Einwände aller Seiten zu berücksichtigen waren und ein für alle akzeptabler Kompromiss gefunden werden musste. Die hartnäckige und harte Arbeit scheint sich nun auszuzahlen.

    Bildempfehlung: Linnemann/dpa, 1. Juni 2003, zur Kollision der "Fu Shan Hai" mit möglicher Bildunterschrift: Wie konnte es dazu kommen? Nach einer Kollision bei herrlichem Wetter und klarer Sicht sinkt die "Fu Shan Hai" Anfang Juni in der Ostsee. Die Ermittlung der Unfallursachen soll in Zukunft durch Datenaufzeichnungen mit einem VDR deutlich erleichtert werden.

    Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte direkt an Dr. Michael Baldauf, Tel.: (0381) 498 5844 bzw. E-Mail: m.baldauf@sf.hs-wismar.de.

    Kerstin Baldauf
    Pressesprecherin


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Verkehr / Transport
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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