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05.08.2003 15:24

Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht an der MLU

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Am Institut für Wirtschaftsrecht der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Sachsen-Anhalt) wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Tietje, LL.M. (Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Europarecht und Internationales Wirtschaftsrecht sowie geschäftsführender Direktor des Instituts für Wirtschaftsrecht an der Juristischen Fakultät) die interdisziplinäre Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht (Transnational Economic Law Research Center - TELC) errichtet.

    Gemäß einem Beschluss des Akademischen Senats der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) vom Mai dieses Jahres wurde am Institut für Wirtschaftsrecht der Juristischen Fakultät der MLU die Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht (Transnational Economic Law Research Center - TELC) errichtet.

    Leiter der Forschungsstelle ist Prof. Dr. Christian Tietje, LL.M., Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Europarecht und Internationales Wirtschaftsrecht sowie geschäftsführender Direktor des Instituts für Wirtschaftsrecht an der Juristischen Fakultät der MLU.

    Die Gründung der Forschungsstelle ist von dem Gedanken getragen, wirtschaftsrechtliche Zusammenhänge in ihrer die moderne Gesellschaft kennzeichnenden übergreifenden Struktur im Mehrebenenbereich von internationalem, europäischem und innerstaatlichem Recht zu erforschen. Zielsetzung der Forschungsstelle ist es, die Regelungsstrukturen des sich zunehmend als Netzwerk darstellenden transnationalen Wirtschaftssystems zu untersuchen. Entscheidende Rolle spielt hierbei die Untersuchung der verschiedenen Steuerungsakteure und Steuerungsinstrumentarien, die mit grenzüberschreitenden Wirtschaftstransaktionen in Verbindung stehen und auf sie Einfluss nehmen. Die Forschungsstelle beschränkt sich dabei bewusst nicht auf die Untersuchung des autonomen, von der staatlichen Zivilrechtsordnung losgelösten Rechts des internationalen Handels als Rechtsmaterie, die vereinzelt auch als transnationales Recht aufgefasst wird (so genannte lex mercatoria). Vielmehr wird bewusst ein fachübergreifender Ansatz verfolgt, der sich an Gedanken anlehnt, die der US-amerikanische Rechtswissenschaftler Philip C. Jessup bereits in den 1950er Jahren erstmals in aller Deutlichkeit formuliert hat. Jessup verstand unter transnationalem Recht "das gesamte Recht, das Sachverhalte und Handlungen regelt, die über nationale Grenzen hinausgehen". Er konkretisierte dies dahingehend, dass "das Völkerrecht und das internationale Privatrecht hierzu ebenso gehören wie sonstige Regeln, die sich nicht ohne weiteres in diese beiden klassischen Kategorien einordnen lassen".

    Auf das Wirtschaftsrecht übertragen ist der transnationale Ansatz daher so zu verstehen, dass die Gesamtheit der Rechtsregeln und des praktischen Rechtslebens erfasst wird, die sich auf das internationale Wirtschaftssystem insgesamt beziehen. Das betrifft u. a. Rechtsregeln und Rechtsentwicklungen in der Welthandelsorganisation (WTO), der Weltbank, dem Weltwährungsfond (IMF), der UNCTAD, UNIDROIT, UNCITRAL und der OECD sowie die private und gemischte (Staat-Investor) Schiedsgerichtsbarkeit, das internationale Investitionsschutzrecht, das Recht des internationalen Warenkaufes, die internationale Bankenaufsicht und das internationale Medien- und Telekommunikationsrecht.

    Um ihrem fachübergreifenden Ansatz gerecht zu werden, arbeitet die Forschungsstelle eng zusammen mit Prof. Dr. Gerhard Kraft, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (Halle), Prof. Dr. Reinhard Rode, Institut für Politikwissenschaften (Halle), und Prof. Dr. Rolf Sethe, LL.M., Juristische Fakultät (Halle). Das transnationale Wirtschaftsrecht in seiner dargelegten Struktur ist damit erstmals interdisziplinär und umfassend in Deutschland als Forschungsgegenstand institutionell verankert. Aufgrund der intensiven internationalen Verflechtungen der deutschen Wirtschaft liegt es auf der Hand, welche Bedeutung einer fundierten diesbezüglichen Forschung zukommt. Die Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht dient aber auch der Förderung des studentischen und wissenschaftlichen Nachwuchses. Kenntnisse im transnationalen Wirtschaftsrecht, die deutlich über den bereits zu engen Bereich des EG-Rechts hinausgehen, müssen heute unabdingbarer Bestandteil der juristischen Ausbildung sein. Auch hierzu dient der laufende Ausbau des Bibliotheksbestandes der Forschungsstelle, insbesondere im Bereich des fremdsprachigen Schrifttums zum internationalen und transnationalen Wirtschaftsrecht.

    Seit ihrer Gründung hat die Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht bereits mehrere Vortragsveranstaltungen mit ausgewiesenen Wissenschaftlern und Praktikern des deutschen und europäischen Außenwirtschaftsrechts durchgeführt. Überdies werden laufend die "Beiträge zum Transnationalen Wirtschaftsrecht" (ISSN 1612-1368) veröffentlicht, von denen bislang 16 Hefte zu aktuellen wirtschaftsrechtlichen Themen vorliegen (verfügbar auf der TELC-Homepage). Für die nächste Zeit sind mehrere größere Publikationsprojekte und internationale Fachtagungen zum Transnationalen Wirtschaftsrecht in Vorbereitung. Weitere Informationen zur Arbeit der Forschungsstelle, zu ihren Publikationen sowie Veranstaltungshinweise finden sich auf der Homepage des TELC.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Christian Tietje, LL.M.
    Juristische Fakultät
    Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
    Universitätsplatz 5
    06108 Halle (Saale)
    Tel.: 0345 55-23180
    E-Mail: tietje@jura.uni-halle.de


    Weitere Informationen:

    http://www.telc.uni-halle.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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