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24.05.2017 10:00

Internationale Studie über agile Methoden an der Hochschule Koblenz abgeschlossen

Dipl.-Ing. (FH) Melanie Dargel-Feils RheinAhrCampus Remagen Pressestelle
Hochschule Koblenz - University of Applied Sciences

    agile Methoden als Alternative zum klassischen Projektmanagement sind in
    aller Munde. Die innovativen Ansätze und Vorteile wie etwa effizientere
    Abläufe und motivierte Mitarbeiter werden in zahlreichen Publikationen
    beschrieben und angepriesen. Eine objektive Bewertung bleibt dagegen oft
    aus. Mit der dritten Studie „Status Quo Agile“ hat die Hochschule
    Koblenz unter Leitung von Prof. Dr. Ayelt Komus erneut die tatsächliche
    Nutzung, Verbreitung und Erfolge von agilen Methoden untersucht.
    Erstmalig nimmt die Studie auch die Themen DevOps, Skalierung agiler
    Methoden und der agile Wandel an sich unter die Lupe.

    KOBLENZ. Agile Methoden als Alternative zum klassischen Projektmanagement sind in aller Munde. Die innovativen Ansätze und Vorteile wie etwa effizientere Abläufe und motivierte Mitarbeiter werden in zahlreichen Publikationen beschrieben und angepriesen. Eine objektive Bewertung bleibt dagegen oft aus. Mit der dritten Studie „Status Quo Agile“ hat die Hochschule Koblenz unter Leitung von Prof. Dr. Ayelt Komus erneut die tatsächliche Nutzung, Verbreitung und Erfolge von agilen Methoden untersucht. Erstmalig nimmt die Studie auch die Themen DevOps, Skalierung agiler Methoden und der agile Wandel an sich unter die Lupe. An der Studie in Kooperation mit Scrum.org und der GPM - Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. haben sich mehr als 1.000 Teilnehmer aus dem Projektmanagement-Umfeld beteiligt. Damit ist „Status Quo Agile“ die größte Studie zum Thema Agile Methoden im europäischen Raum.
    Beim herkömmlichen Projektmanagement werden bereits vorab alle Maßnahmen und zu entwickelnden Lösungen detailliert beplant. Dies erschwert in der Praxis oft eine agile Berücksichtigung aktueller Veränderungen und Lerneffekte und führt immer wieder auch zu Frustration und unbefriedigenden Ergebnissen. Bei der Nutzung der agilen Methoden werden die einzelnen Schritte jedoch nach und nach von einem interdisziplinären, sich selbst organisierenden Team entwickelt und umgesetzt. So lässt sich beispielsweise leicht auf Kundenwünsche oder geänderte Rahmenbedingungen eingehen – in Zeiten der Digitalisierung und disruptiver Marktveränderungen ein wichtiger Faktor.
    Nur noch wenige Teilnehmer verzichten auf agile Methoden – hybride oder selektive Nutzung ist der Standard
    Folgt man den Ergebnissen der Studie, ist das Bewusstsein und die Nutzung von agilen Methoden mittlerweile in der Breite angekommen. Nur noch 12% der Teilnehmer gaben an, komplett auf agile Methoden zu verzichten. Dies ist besonders beachtlich, da bei der ersten Studie aus dem Jahr 2012 noch 22% der Teilnehmer angegeben hatten, auf Agile Methoden komplett zu verzichten. Ein mögliches Ende des klassischen Projektmanagements lässt sich aus den Zahlen jedoch nicht prognostizieren, da bei 68% der Teilnehmer agile Methoden entweder hybrid oder selektiv eingesetzt werden. Nur 20% nutzen ausschließlich agile Methoden bei der Durchführung und Planung von Projekten und Entwicklungsprozessen.
    Erfolgsquote nach wie vor hoch – Enthusiasmus lässt ein wenig nach
    Der spürbare Enthusiasmus bei der Einführung von agilen Methoden als Heilmittel für das Projektmanagement ist oft sehr hoch. Doch lässt sich dieses Gefühl auch nachhaltig belegen? Fast die Hälfte der agilen Teilnehmer der aktuellen Studie geben an, dass Projekte und Entwicklungsprozesse unter agilen Methoden eine höhere Erfolgsquote als 79% haben. Mit diesem Ergebnis ist die Einschätzung der Erfolgsquote über die letzten zwei Jahre ein wenig gefallen, bleibt aber weiterhin deutlich über der Erfolgsquote der Teilnehmer, die klassisches Projektmanagement präferieren. Bei den Teilnehmern mit klassischen Projektmanagement-Methoden schätzten nämlich nur weniger als ein Drittel der Teilnehmer die Erfolgsquote höher als 79%. Zudem gaben 73% der Teilnehmer geben an, dass durch die Anwendung agiler Methoden Verbesserungen bei Ergebnissen und Effizienz eingetreten sind. Nur 12% stellen keine Verbesserungen fest und 15% machen keine Angabe.
    Srum bleibt Platzhirsch unter den agilen Methoden
    In vielen Fällen werden agile Methoden mit dem Framework von Scrum gleichgesetzt. Ein Grund hierfür könnte die weite Verbreitung sein: Bei 85% der Teilnehmer wird Scrum als eine mögliche Methode angewendet und ist damit weiterhin die meistgenutzte agile Methode. Auch Kanban, Lean und DevOps werden in immer mehr Unternehmen eingesetzt.
    Bei der Bewertung der einzelnen agilen Methoden ist Scrum ebenfalls führend: 87% der Teilnehmer bewerteten die gesamte Leistungsfähigkeit der Methode Scrum mit gut oder sogar sehr gut. Kanban (77%), Lean (68%), DevOps (63%) werden auch positiv bewertet. Bei klassischem Projektmanagement wird die Gesamtleistungsfähigkeit jedoch nur von 31% der Teilnehmer mit gut oder sehr gut bewertet
    Agile Methoden nicht trotz, sondern wegen hoher Qualitäts- und Risikomanagementanforderungen
    Gegenstand der Untersuchung waren auch die Motive zur Einführung agiler Methoden. Hier zeigte sich, dass immer noch artikulierte Vorbehalte bezüglich der Qualität der Ergebnisse bei der Arbeit mit agilen Methoden sich erneut nicht bestätigen ließen. Wie in den letzten Jahren schnitten agile Methoden bei der Ergebnisqualität besser ab als das klassische Projektmanagement. Auch werden Qualität und Risikomanagement von den Praktikern nicht als Argumente gegen, sondern für die Nutzung agiler Methoden gesehen. Die Optimierung der Qualität und die Reduktion von Risiken im Projekt sind immerhin zwei der Top 3-Gründe, warum Unternehmen sich zur Einführung agiler Methoden entschlossen.
    Weitere Erkenntnisse der Studie
    • Wieder verzeichnen die durchgängig agilen Anwender den höchsten Anteil sehr erfolgreicher Aktivitäten – auch im Vergleich zu hybriden oder selektiven Anwendern.
    • 91% sehen die Verbesserungen als (sehr viel) höher als den benötigten Aufwand zur Einführung der agilen Methoden an
    • Agile Methoden werden weiterhin vor allem in der Softwareentwicklung genutzt, aber bereits 40% bzw. 34% der Teilnehmer nutzen agile Methoden für „nur“ IT-nahe bzw. Nicht-IT-Aktivitäten. (mehrere Antworten waren möglich)
    • Bei agilen Teams dominiert die Teamgröße von 5-9 Personen deutlich.
    • Bei 39% der Befragten wird der Scrum Master durch einen Projektleiter ergänzt oder der Scrum Master agiert sogar eher wie ein Projektleiter.
    • Bei fast drei Fünftel der Befragten dauert der Scrum-Sprint zwei Wochen.
    • 69% der Kanban-Teams haben einen Product Owner.
    • 72% der Anwender agiler Methoden sehen in ihrem Umfeld Wandel als integralen Bestandteil der Unternehmenskultur. Bei Anwendern klassischen Projektmanagements liegt dieser Wert nur bei 50%.
    • Product Owner Shadow und Scrum Master Shadow sind nicht ungewöhnlich; insbesondere ein Product Owner Proxy wird vielfach eingesetzt.
    • Nur ein sehr kleiner Anteil (< 5%) der Teilnehmer sorgt sich um geringere Qualität oder fehlende Disziplin als Resultat agiler Methoden. Diese Einschätzung wird auch von den klassischen Teilnehmern geteilt (7%).
    • Die Top 3 Gründe für die Anwendung agiler Methoden sind eine kürzere Produkteinführungszeit, die Optimierung der Qualität und die Reduktion der Risiken des Projekts.
    • Nur ein Drittel der Teilnehmer sieht maßgebliche Gründe, agile Methoden nicht zu nutzen – bspw. zu hoher Aufwand oder Kosten. Ein Drittel plant sich mit dem Thema zu beschäftigen. Knapp 30% fehlt das Wissen über agile Methoden.
    Zitate von Prof. Komus zur Nutzung in Publikationen:
    „Agile Methoden sind gekommen, um zu bleiben. Auch die dritte internationale Studie zeigt, die weiter zunehmende Akzeptanz und Verbreitung agiler Methoden. Vor allem sehen wir, dass agile Methoden nun auch außerhalb der IT-Softwareentwicklung zunehmend erfolgreiche Anwendung finden.“
    „Weiterhin werden agile Methoden in der Mehrzahl der Fälle hybrid oder selektiv genutzt. So gelingt es in vielen Unternehmen, agile Methoden sehr erfolgreich in die bestehenden Rahmenbedingungen einzufügen. Gleichzeit stellen wir fest: Teilnehmer, die agile Methoden hybrid oder selektiv nutzen, sind weit erfolgreicher als die Anwender klassischen Projektmanagements; noch erfolgreicher sind aber die Teilnehmer, die agile Methoden durchgängig ‚by the book‘ nutzen.“
    „Wir freuen uns über mehr als 1.000 Teilnehmer aus über 30 Ländern. Die Kooperation mit der GPM – Gesellschaft für Projektmanagement e.V. und der vom Scrum-Erfinder Ken Schwaber gegründeten Organisation scrum.org hat dazu beigetragen, so viele und so internationale Praktiker zur Teilnehmer zur Teilnahme zu gewinnen.
    „Wieder einmal hat sich gezeigt, dass Vorbehalte bzgl. der Qualität bei agilen Methoden so pauschal nicht zu halten sind. Immerhin sind die Optimierung der Qualität und die Reduktion von Risiken zwei der Top 3-Gründe, warum Unternehmen mit agilen Methoden arbeiten.“
    Zur Studie
    Die Studie wurde in Form einer Online-Befragung im vierten Quartal 2016 von Prof. Dr. Ayelt Komus, Professor mit einem Team an der Hochschule Koblenz, in Zusammenarbeit mit Scrum.org und der GPM - Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V durchgeführt. Insgesamt nahmen über 1000 Personen an der Umfrage teil.
    Der Studienbericht mit erläuternden Graphiken steht auf Wunsch gerne zur Verfügung unter www.status-quo-agile.de oder per E-Mail an office@process-and-project.net. Für inhaltliche Rückfragen steht gerne zur Verfügung: Prof. Dr. Ayelt Komus, komus@hs-koblenz.de oder 0172 6868 697.


    Weitere Informationen:

    http://www.hs-koblenz.de


    Bilder

    Prof. Dr. Ayelt Komus
    Prof. Dr. Ayelt Komus
    Hochschule Koblenz
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Ayelt Komus


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