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06.08.2003 11:05

Konsequenzen nach PISA: Sächsische Lehrer halten wenig von Ganztagsschulen

Alexander Friebel Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Was Lehrer nach der PISA-Studie für wichtig halten: eine bessere Freizeitgestaltung der Schüler und günstigere Rahmenbedingungen für Schulen

    Die Gründe für das schlechte Abschneiden deutscher Schüler bei der internationalen PISA-Studie im Jahr 2000 liegen nach Meinung sächsischer Lehrer vor allem im Freizeitverhalten der Schüler und in zu schlechten schulischen Rahmenbedingungen. Das ist das Ergebnis einer im Jahr 2002 vom Institut für Psychologie der Technischen Universität Chemnitz durchgeführten Befragung unter knapp 400 Lehrern sächsischer Gymnasien, Grund- und Mittelschulen. Während die befragten Lehrer sowohl die Schüler selbst als auch die Schulen in der Pflicht sehen, um die Kenntnisse in Deutsch und Mathematik zu verbessern, stehen sie der Einführung von Ganztagsschulen eher skeptisch gegenüber.

    In Kooperation mit dem Sächsischen Lehrerverband wurde von Chemnitzer Wissenschaftlern und Studierenden ein Fragebogen entwickelt, in dem die Lehrer sich zu den Ursachen für die schlechten PISA-Ergebnisse und zu Verbesserungsvorschlägen für Unterricht, Förderung und Erziehung äußern konnten. Nach Einschätzung der Lehrer steht das "problematische Freizeitverhalten" der Schüler und der mangelhafte Umgang mit logischen Problemen ganz oben auf der Defizitliste des deutschen Schulwesens. Nicht viel besser wird die finanzielle Ausstattung der Schulen und die häufig zu große Klassenstärke bewertet. Um bessere Ergebnisse im Mathematik-Unterricht zu erzielen, sehen die Lehrer sich selbst in der Bringschuld: so sei es besonders wichtig, mehr Übungszeit für schwache Schüler einzuräumen und einen stärkeren Praxisbezug herzustellen. Bei der Verbesserung der Lesekompetenz wird dagegen eine größere Eigeninitiative seitens der Schüler gefordert: aus Sicht der Pädagogen sollten Schüler viel häufiger in der Freizeit zu einem Buch greifen und mehr zum selbständigen Denken angeregt werden.

    Bei der Frage nach Förderung und Motivation der Schüler wird eine pädagogische Ganztagesbetreuung nicht befürwortet. Statt einer stärkeren außerunterrichtlichen Präsenz der Lehrer komme es stärker darauf an, Grundkompetenzen und den richtigen Umgang mit den Massenmedien zu vermitteln. Zudem sei eine bessere Kommunikation zwischen Lehren und Eltern sinnvoll, um positiv auf die Erziehung der Kinder einzuwirken. Die Möglichkeit zu direkten Sanktionen wird von dem Gros der befragten Lehrer abgelehnt.

    "Das Urteil der sächsischen Lehrer zu den möglichen Ursachen des schlechten Abschneidens der deutschen Schüler in der PISA-Studie fällt durchaus differenziert aus, das gleiche gilt für ihre Verbesserungsvorschläge", bewertet Prof. Dr. Peter Sedlmeier, Professor für Forschungsmethodik und Evaluation in der Psychologie der TU Chemnitz, die Ergebnisse der Befragung. "Es ist nicht so, wie manchmal vermutet, dass die Ursachen nur außerhalb der Schule gesucht werden. Vielmehr zeigt sich, dass die Lehrer bereit sind, sich für die Verbesserung der Situation vermehrt zu engagieren."

    Weitere Informationen gibt Prof. Dr. Peter Sedlmeier, Professor für Forschungsmethodik und Evaluation in der Psychologie der TU Chemnitz, unter Telefon (03 71) 531 64 31 oder per E-Mail peter.sedlmeier@phil.tu-chemnitz.de . Die ausführliche Studie im Internet unter http://www.tu-chemnitz.de/phil/psych/professuren/method/EVA-Studien.html .


    Weitere Informationen:

    http://www.tu-chemnitz.de/phil/psych/professuren/method/EVA-Studien.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Mathematik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Physik / Astronomie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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