Von Peter Waldmann herausgegebene Neuerscheinung in den Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg --
Unter dem Titel "Diktatur, Demokratisierung und soziale Anomie" sind jetzt in einem von Prof. Dr. Peter Waldmann herausgegebenen Band die Beiträge eines gleichnamigen Symposiums erschienen, das im November 2000 im Kontext des vergleichenden Forschungsprojekts "Diktatur und Anomie" an der Universität Augsburg stattgefunden hat. Vom Herausgeber im abschließenden "Versuch einer Bilanz" zusammengefasst, befassen sich die 13 Aufsätze mit der Erzeugung von Anomie durch Diktaturen und mit deren längerfristigen Auswirkungen auf anschließende Demokratisierungsprozesse.
Das Konzept "soziale Anomie" wurde von Emil Durkheim Ende des 19. Jahrhunderts in die Soziologie eingeführt. Es diente ihm dazu, Zustände der Orientierungslosigkeit und Normauflösung zu erfassen, die er im Zuge des beschleunigten Wandels Europas von einer agrarischen zu einer urbanen, industrialisierten Gesellschaft beobachtete. Anomie kann aber auch das Ergebnis von Machtstrategien sein, die darauf abzielen, die normativen Grundlagen eines Gemeinwesens auszuhöhlen und eine schrankenlose Herrschaft zu errichten.
Im vorliegenden Band werden beide Gesichtspunkte miteinander kombiniert. Zum einen werden Diktaturen auf die von ihnen ausgehenden anomischen Effekte hin untersucht. Zum anderen wird der Frage nachgegangen, inwieweit der Wechsel von diktatorischen zu demokratischen Regierungssystemen mit normativer Verunsicherung und vorübergehenden oder dauerhaften Orientierungsproblemen verbunden ist.
Die Fallbeispiele sind durchweg der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entnommen und weisen eine breite geografische Streuung vom Iran bis Polen und von Chile bis China auf; dem wiederholten Wechsel von der Diktatur zur Demokratie in Deutschland ist mit dem letzten ein eigener Abschnitt des Bandes gewidmet.
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Peter Waldmann (Hg.), Diktatur, Demokratisierung und soziale Anomie (= Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg, Nr. 70), Verlag Ernst Vögel, München 2003, 432 Seiten, ISBN 3-89650-159-3
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INHALT
Vorbemerkung
Teil I - Theoretische Perspektiven
* Peter Waldmann: Diktatur und Anomie - ein Forschungsprojekt und seine ersten Ergebnisse
* Helmut Thome: Das Konzept sozialer Anomie als Analyseinstrument
Teil II - Diktaturen, die sich selbst reproduzieren
* M.R.F. Hamzeh'ee: Soziale Anomie im Iran in der Schah-Ära
* Hans-Jürgen Frieß: Gesellschaftliche Doppelmoral und politische Stabilität. Das Castro-Regime auf Kuba
Teil III - Transition und Anomie: Das Ende autoritärer Regime
* Walther L. Bernecker: Demokratisierung und Desorientierung: Spanien nach 1975
* Detlef Nolte: Angst vor Anomie statt Anomie: Verunsicherung und Zukunftsangst nach der Ablösung des Pinochet-Regimes in Chile
* M. Soledad Lagos de Kassai: Literarische Produktion der chilenischen und spanischen trancisión
Teil IV - Anomie unter totalitärer Herrschaft und nach deren Sturz oder Auflösung
* Dariusz Aleksandrowicz: Normative Labilität im Sozialismus und im Systemumbruch
* Taciana Fisac / Leila Fernandez-Stembridge: Uncertainty and Social Change in the People's Republic of China
* Peter Birle: Transformation und Anomie - Der Fall Polen
* Tibor Dömötörfi: Demokratisierung und soziale Anomie in Ungarn
Teil V - Der Wechsel von der Diktatur zur Demokratie in West- und Ostdeutschland
* Michael Schoierer: Demokratisierung und soziale Anomie nach der NS Diktatur
* Helmut Fehr: Krisen des Übergangs. Überlegungen zur Integrations- und Legitimationsproblematik vor und nach dem revolutionären Umbruch von 1989
Peter Waldmann: Versuch einer Bilanz
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie, Recht, Religion
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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