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08.06.2017 12:45

Greifswalder Studie: Deutsche Schüler motivieren sich untereinander zum Lernen

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Deutsche Schüler motivieren sich selbst zum Lernen sowie über die Beziehung zu ihren Mitschülern. Das ist das Ergebnis der internationalen Studie Sozio-Emotionale Lernfaktoren (SELF) der Universität Greifswald. Dabei gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frage nach, welche Rolle jeweils die Mitschüler und die Lehrer im Motivationsprozess einnehmen. Die Studie wurde mit 510.000 Euro für fünf Jahre durch die VolkswagenStiftung finanziert und bis 2018 für drei Jahre verlängert.

    Die Ergebnisse der internationalen Ländervergleichsstudie http://www.self-projekt.de/self-studie/ zeigen, dass deutsche Schüler ihre Motivation zum größten Teil, 34 Prozent, aus der Beziehung zu ihren Mitschülern (peers) erhalten. Ein weiterer Teil der Schüler, 29 Prozent, motiviert sich selbst, also unabhängig von ihren sozialen Beziehungen zum Lehrer oder zu Mitschülern. Von ihren Beziehungen zu Lehrern und Mitschülern profitieren 27 Prozent aller befragten Schüler und nur zehn Prozent gaben an, dass ihre Motivation lehrerabhängig ist. Es konnte festgestellt werden, dass in Deutschland der Autonomiegedanke und die von Jugendlichen geforderte Selbstkontrolle Einfluss auf ihr Bindungsverhalten in Bezug auf schulische Motivation hat. Auch das Verhältnis zu ihren Lehrern ist häufig formeller und distanzierter als beispielsweise in Kanada.

    Die Mehrheit der der kanadischen Schüler, 57 Prozent, empfinden Mitschüler und Lehrer als motivierend; 20 Prozent motivieren sich unabhängig von Lehrern und Mitschülern. In Kanada steht die persönliche und soziale Kompetenzentwicklung im Zentrum des Schulgeschehens.

    Auch die Situation in Russland und auf den Philippinen wurde untersucht. In Russland gaben ebenfalls über 57 Prozent der befragten Schüler an, sowohl auf ihre Mitschüler als auch auf ihre Lehrer und deren Unterstützung angewiesen zu sein. In Russland gestaltet sich das Lernen im Klassenverbund über viele Jahre, so dass soziale Beziehungen zu den peers und Lehrern wachsen können. Auf den Philippinen gaben 85 Prozent der Schüler an, dass sie in ihrer Motivation autark von sozialen Beziehungen sind. Das mag daran liegen, dass der Wissenserwerb und die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen im Vordergrund stehen und sie sich konsequenterweise nicht abhängig von sozialen Beziehungen als Motivationsquelle machen.

    Die Motivation zu lernen, ist einer der wichtigsten Faktoren, wenn es um den Erwerb von Wissens und Fertigkeiten geht. Eine hohe Lernmotivation ist Voraussetzung für Kreativität und steigert die Problemlösungsfähigkeit. Zudem fühlt sie sich auch noch gut an!

    Die Untersuchung wurde in einer Kombination aus Fragebögen, Interviews und einer fMRT-Studie mit den Schülern durchgeführt. An der gesamten Studie nahmen 1.088 Schüler aus der 8. Klasse 2011 aus Brandenburg teil und ein zweites Mal am Ende des Schuljahres 2013.

    Im Ergebnis zeigten sich starke Unterschiede in der Wahrnehmung von Mitschülern und Lehrern im Motivationsprozess bei Sekundarschülern. Die gewonnenen Erkenntnisse zur schulischen Motivation von Jugendlichen in unterschiedlichen Unterrichtsmethoden liefern Ansätze für praktisches Handeln. Schüler, deren Motivation stark an soziale Bindungen gekoppelt ist, können beispielsweise von Grup-penunterricht profitieren. Hingegen kommen individualisierte Unterrichtstechniken wie Lernbüro, Forschendes Lernen, Lerntagebücher und Freiarbeit eher Schülern, die sich unabhängig von ihren Mitschü-lern und Lehrkräften motivieren.

    Langfassung der Medieninformation:
    http://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/aktuelles/detail/n/greifswalder-studie-deutsche-schueler-motivieren-sich-untereinander-zum-lernen/

    Weitere Informationen:
    Um Näheres über die Studie zu erfahren, können Interessenten die Homepage http://www.self-projekt.de besuchen oder Prof. Dr. Dr. Diana Raufelder diana.raufelder@uni-greifswald.de anschreiben.

    Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald
    Prof. Dr. Dr. Diana Raufelder
    Institut für Erziehungswissenschaft
    Lehrstuhl Schulpädagogik
    Franz-Mehring-Straße 47
    17489 Greifswald
    Telefon 03834 420 3710
    diana.raufelder@uni-greifswald.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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