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13.06.2017 11:59

Brücken nach Osteuropa gebaut

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Öffentliche Verleihung der Ehrendoktorwürde an Osteuropa-Historiker Włodzimierz Borodziej und Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller am 20. Juni in der Universität Jena

Die Beziehungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena nach Osteuropa sind seit langem sehr eng. Dass sich das auch in den letzten 25 Jahren nicht geändert hat, ist neben vielen aktiven Jenaern auch besonderen Partnern zu verdanken. Zwei dieser Brückenbauer, die sich zudem in herausragender Weise um Geschichte und Literatur verdient gemacht haben, werden am 20. Juni gewürdigt: Der polnische Historiker Włodzimierz Borodziej und die deutsche Schriftstellerin Herta Müller erhalten in einem Festakt die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Jena. Die Veranstaltung, zu der die interessierte Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist, beginnt um 18.00 Uhr in der Aula im Universitätshauptgebäude (Fürstengraben 1).

Osteuropa-Historiker Włodzimierz Borodziej

Der langjährige (2010-2016) Co-Direktor des „Imre Kertész Kollegs Jena“, Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej, der noch heute dem Kertész-Kolleg als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats verbunden ist, wird ausgezeichnet „für seine herausragenden wissenschaftlichen Beiträge zur Geschichte Polens und Deutschlands in Europa und seine besonderen Verdienste um die zeithistorische Forschung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena“, so der Text der Promotionsurkunde.

Der produktive Wissenschaftler, der fließend Deutsch spricht und in seinen Büchern großes erzählerisches Geschick beweist, ist ein exzellenter Kenner der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Sein Werk und sein Wirken haben einer europäischen Geschichtskultur den Weg gewiesen. Borodziejs Interesse geht aber über historische Betrachtungen hinaus. Der 60-Jährige engagiert sich für die deutsch-polnische Aussöhnung und ein grundlegendes Verständnis der beiden Staaten im Prozess der europäischen Einigung.

Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller

Für ein grundlegendes Verständnis zwischen Deutschland und Osteuropa, genauer Rumänien bzw. dem Banat, setzt sich auch Dr. h. c. Herta Müller ein. Die in Siebenbürgen geborene Autorin, die 1987 vor den Repressionen des Ceausescu-Regimes nach Deutschland geflohen ist, hat in ihren Werken, Essays und engagierten Reden die komplexen Unterdrückungsmechanismen einer kommunistischen Diktatur aufgeschlüsselt und damit für das Schicksal politisch unterdrückter Menschen sensibilisiert. Die Ehrendoktorwürde wird der 63-Jährigen verliehen „in Anerkennung ihres umfangreichen literarischen Schaffens sowie ihres intensiven Engagements für die Auseinandersetzung mit den Grausamkeiten, die Menschen ihren Mitmenschen antun. Damit hat sie in sprachlich eindrucksvoller Weise einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der Situation politisch verfolgter Menschen in totalitären Regimen geliefert“.

Die 2009 für ihre sprachgewaltigen Werke über die Folgen der kommunistischen Diktatur in Rumänien mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnete Autorin streite für die Würde und Identität des Menschen und reflektiere zugleich die Bedeutung und Reichweite von Sprache, betont Prof. Dr. Stefan Matuschek, Dekan der Philosophischen Fakultät. Und – für eine Universität nicht unwichtig – „Herta Müller wirft immer wieder von neuem grundlegende Fragen der Literatur auf und gibt der Literatur- und Kulturwissenschaft wichtige Impulse“. Dies bewies Müller bereits 1994, als sie im Rahmen der „Jenaer Poetik-Vorlesungen“ über „Das Ticken der Norm“ und die Mechanismen der Diktatur und ihrer unmenschlichen Auswirkungen sprach.

Laudatoren Gesine Schwan und Michael Krüger

Diese beiden Geschichts- und Geschichten-Erzähler, Impulsgeber und Brückenbauer werden beim Festakt der Universität Jena auch selber zu Wort kommen. Die Politikwissenschaftlerin und ehemalige Präsidentin der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder), Prof. Dr. Dr. h. c. Gesine Schwan, wird eine Laudatio auf Prof. Borodziej halten. Die Würdigung Herta Müllers erfolgt beim musikalisch umrahmten Festakt, den Uni-Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal eröffnen wird, durch den Schriftsteller und Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Dr. h. c. Michael Krüger.

Kontakt:
Matthias Braun
Dekanat der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 27
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944003
E-Mail: philosophischefakultaet[at]uni-jena.de


Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de


Bilder

Ergänzung vom 15.06.2017

Im Text heißt es leider falsch, Herta Müller sei in Siebenbürgen geboren. Korrekt ist: Herta Müller wurde in Rumänien geboren. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch


 

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