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11.08.2003 10:10

Lebensqualität von Krebspatienten erhöhen

Dr. med. Eva M. Kalbheim Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

    Speichelersatzmittel soll Karies und Mundtrockenheit verhindern

    Berlin (nh) - Bei der Behandlung von Krebspatienten steht der Heilungserfolg an erster Stelle. Doch es gilt auch, nach der Therapie eine möglichst hohe Lebensqualität zu gewährleisten. Trotz erfolgreicher Behandlung leiden jedoch viele Betroffene unter zum Teil schwerwiegenden Nebenwirkungen. So haben Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren oft erhebliche Probleme nach der Bestrahlung in diesem Bereich: "Sie klagen über dauerhafte Mundtrockenheit und leiden an so genannter Strahlenkaries. Beides beeinträchtigt erheblich die Lebensqualität", sagt Dr. Hendrik Meyer-Lückel vom Universitätsklinikum Berlin. "Bis jetzt gibt es in Europa kein geeignetes Speichelersatzmittel, um die erhöhte Kariesbildung zu verhindern", so der Zahnmediziner. In einem neuen Forschungsprojekt entwickelt er jetzt ein Mittel, das sowohl die Mundtrockenheit verringern als auch Karies vorbeugen soll. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 150.000 Euro.

    "Kauen und Schlucken sind für mich sehr unangenehm. Ich leide unter einem ständigen Durstgefühl und meine Zähne sind besonders anfällig für Karies", so beschreiben viele Patienten die belastenden Folgen der Mundtrockenheit nach einer Bestrahlung von Tumoren in der Kopf-Hals-Region. Der Grund: Durch die Strahlentherapie werden die empfindlichen Schleimhäute und Speicheldrüsen im Mund geschädigt. Der Speichel wird dickflüssiger und verringert sich, es kommt zur dauerhaften Mundtrockenheit - mit weitreichenden Folgen: Ohne genügend Speichel nehmen Karies und Zahnverlust erheblich zu. Denn der Speichel hat nicht nur die Aufgabe, den Mund feucht zu halten. Er sorgt auch für ein bakterienhemmendes Milieu im Mund und fördert die Mineralisierung der Zähne. Karies, die durch Mundtrockenheit nach einer Bestrahlung entsteht, wird als "Strahlenkaries" bezeichnet.

    Die Bestrahlung ist neben der Operation und der Chemotherapie eine der drei Hauptsäulen in der Krebsbehandlung. Die ionisierenden Strahlen sollen die Teilung der Tumorzellen verhindern und die bösartigen Zellen dadurch zerstören. Um gesundes Gewebe weitgehend vor den Strahlen zu schonen, wird die Strahlendosis genau berechnet und das zu bestrahlende Körper-
    areal möglichst eingeengt. Trotzdem kann nicht verhindert werden, dass auch gesunde Zellen bestrahlt werden. Dies führt zu den unerwünschten Nebenwirkungen. "Dennoch ist diese Art der Behandlung für den Heilungserfolg notwendig", so der Projektleiter Dr. Meyer-Lückel, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Paradontologie des Universitätsklinikums der Freien Universität Berlin.

    "Die ausgeprägte Trockenheit im Mund kann mit künstlichem Speichel gelindert werden. Doch das Kariesproblem ist nicht so leicht in den Griff zu bekommen", betont der Zahnmediziner. Fluoride stärken die Zähne und machen sie unempfindlicher gegen Karies. Daher enthalten die meisten Zahncremes diese Substanz. Doch bei besonders kariesgefährdeten Personen, zu denen Patienten nach einer Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich zählen, reicht die Gabe von Fluoriden nicht, um die Zähne ausreichend vor Karies zu schützen. "Bis jetzt gibt es in Europa noch kein Speichelersatzmittel mit kariesverhindernder Wirkung. Die verabreichten Mittel erhöhen die Kariesbildung sogar, da sie eine entkalkende Wirkung auf die Zahnhartsubstanz haben", warnt Dr. Meyer-Lückel.

    Ziel des von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projektes ist es daher, den menschlichen Speichel so nachzubilden, dass er gleichzeitig zwei Aufgaben übernimmt: Zum einen soll der Speichelersatz die Mundtrockenheit abmildern, dadurch das allgemeine Wohlbefinden der Krebspatienten steigern und somit den Heilungsprozess unterstützen. Zum anderen soll er als nebenwirkungsfreie Kariesprophylaxe dienen. Dabei sei es entscheidend, dass der künstliche Speichel sowohl die Zähne als auch die Mundschleimhaut anhaltend benetzt. "Wenn es uns gelingt, ein wirkungsvolles Speichelersatzmittel zu entwickeln, könnten es die Betroffenen zusätzlich zur täglichen Zahnpflege anwenden", sagt Dr. Meyer-Lückel.

    Infokasten: Krebserkrankungen der Kopf-Hals-Region
    Bösartige Tumoren der Kopf-Hals-Region umfassen maligne Neubildungen der Mundhöhle, des Nasen-Rachen-Raums und des Kehlkopfs. Jährlich erkranken etwa 7.800 Männer und 3.000 Frauen neu an Tumoren der Mundhöhle und des Rachens; Kehlkopfkrebs tritt jährlich bei 2.500 Männern und 400 Frauen neu auf. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören insbesondere Tabak- und Alkoholkonsum, aber auch eine ungesunde Ernährung. Raucher erkranken bis zu sechs Mal häufiger als Nichtraucher. Die allgemeinverständlichen Broschüren "Rachen- und Kehlkopfkrebs", "Krebs im Mund-, Kiefer-, Gesichtsbereich" und "Strahlentherapie" der Deutschen Krebshilfe klären auf über die Krebserkrankungen, Diagnose und Therapie. Sie können kostenlos im Internet unter www.krebshilfe.de oder per Post bei der Deutschen Krebshilfe, Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn, angefordert werden.
    Projekt-Nr.: 70-3117

    Interviewpartner auf Anfrage!


    Weitere Informationen:

    http://www.krebshilfe.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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