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13.08.2003 12:40

Mannheimer Feuerexperte plädiert für Brandüberwachungsflüge über dem Schwarzwald

Dr. Peter Wittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geographie (DGfG)

    Angesichts des weiter steigenden Risikos von Waldbränden rät der Mannheimer Geograph und Feuerökologe Dr. Christophe Neff jetzt dringend zu Überwachungsflügen auch in Süddeutschland. Die größte Gefahr eines Großbrandes sieht Neff nicht so sehr in den extrem trockenen Wälder am Oberrhein, sondern in den großen Wäldern wie dem Pfälzer Wald oder dem Schwarzwald.

    Die Trockenwälder im Oberrheingraben seien zwar auch "extrem feuergefährdet", für ein wirkliches Großfeuer reiche aber die Waldfläche nicht aus. Gefährlicher sei die Situation im Pfälzer Wald zwischen Grünstadt und Bad Dürkheim und insbesondere im Schwarzwald zwischen Kinzig und Brigach in der Umgebung von Schramberg. Dort überwiegen zwar Tannenmischwälder, die oft als weniger brandanfällig eingestuft werden. Doch Neff, der seit zehn Jahren die Entstehung und Folgen von Waldbränden erforscht, weiß, dass jeder Wald brennen kann. Entscheidend sei das so genannte "Fuelloading", die Menge brennbaren Pflanzenmaterials. Und die ist gegenwärtig in Süddeutschland außergewöhnlich groß - "sozusagen ideal für einen potenziellen Großbrand". Neff weist darauf hin, dass die größten Waldbrände nicht im Mittelmeergebiet, sondern in den borealen Wäldern des hohen Nordens (Alaska und Sibirien) und in den Küstenwäldern der nordamerikanischen Pazifikküste (im kanadischen British Columbia sowie den US-Bundesstaaten Oregon, Montana und Washington) wüten - dort also, wo es viel Brennmaterial gibt.

    In dieser Hinsicht, aber auch klimaökologisch, ist der Schwarzwald um Schramberg den nordamerikanischen Pazifikwäldern sehr ähnlich. Im Kaltbrunner Tal zwischen Freudenstadt und Schramberg gibt es beispielsweise einen der höchsten Weißtannenbestände in Mitteleuropa. Und nicht von ungefähr hat die Familie Junghans vor über 100 Jahren nordamerikanische "Baum-Exoten" nach Schramberg gebracht, die heute noch als Baumriesen im Stadtpark und am Sonnenberg zu bewundern sind.

    Deshalb plädiert Neff unbedingt für "Feuerüberwachungsflüge" über dem Schwarzwald Bei einer solchen Gefährdungslage ist eine schnelle und punktgenaue Alarmierung das wichtigste. Denn die Erfahrungen zeigen, dass es innerhalb der ersten 30 Minuten gelingen muss, den Entzündungsherd unter Kontrolle zu bringen. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass das Feuer nicht mehr beherrschbar ist. Zudem gibt es zwischen Kinzig und Brigach kaum natürliche oder künstliche Schneisen wie breite Flüsse oder Autobahnen, entlang denen man eine Großfeuer wirkungsvoll bekämpfen könnte.

    Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder große Waldbrände im Schwarzwald. Zuletzt brannte im April 1997 eine größere Waldfläche entlang der Schwarzwaldbahn zwischen Triberg und Hornberg. Auslöser des Feuers war eine defekte Zugbremse. Damals war es längst nicht so trocken wie jetzt - trotzdem konnte die Feuerwehr den Brand nur mit großer Mühe löschen.

    Die für Mitte der Woche angekündigten Gewitter machen laut Neff die Situation nicht besser - im Gegenteil: "Blitzeinschläge sind die natürliche Brandursache in fast allen Ökosystemen der Welt". Die großen Feuer der letzten Tage in im kanadischen British Columbia wurden auch fast alle durch Blitzschlag ausgelöst.

    Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
    Dr. Christophe Neff
    Universität Mannheim, Lehrstuhl für Physische Geographie und Länderkunde
    Telefon: 0621/181-1968 und 06359/860804
    E-Mail: neff@rumms.uni-mannheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Organisatorisches
    Deutsch


     

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