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04.07.2017 12:46

Kein wissenschaftliches Fehlverhalten von Britta Nestler: Sie erhält Leibniz-Preis nachträglich

Marco Finetti Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Untersuchung entlastet Karlsruher Materialwissenschaftlerin / Feierliche Übergabe auf Festveranstaltung im Rahmen der DFG-Jahresversammlung in Halle (Saale)

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat Prof. Dr. Britta Nestler vom Vorwurf des wissenschaftlichen Fehlverhaltens entlastet und wird der Materialwissenschaftlerin vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2017 nachträglich verleihen. Die Verleihung des wichtigsten deutschen Forschungsförderpreises an Nestler war im März ausgesetzt worden, nachdem der DFG kurz vor der Preisverleihung anonyme Hinweise im Zusammenhang mit den Forschungsarbeiten von Nestler bekannt gemacht worden waren; sie wird nun im Rahmen der laufenden DFG-Jahresversammlung in Halle (Saale) feierlich nachgeholt.

    Die Entlastung Nestlers vom Vorwurf des wissenschaftlichen Fehlverhaltens wurde am Dienstagmittag im Hauptausschuss der DFG bekannt gegeben, der ebenfalls im Rahmen der Jahresversammlung der größten Forschungsförderorganisation und zentralen Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland in Halle tagte. Die Generalsekretärin der DFG und Vorsitzende des Ausschusses zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens, Dorothee Dzwonnek, sagte dabei:

    „Die uns gegenüber anonym und äußerst kurzfristig bekannt gemachten Vorwürfe gegenüber Frau Nestler mussten intensiv geprüft werden. Deshalb blieb uns im Frühjahr keine andere Möglichkeit, als die Verleihung des Leibniz-Preises auszusetzen. Auch wenn uns diese Entscheidung sehr schwer fiel: Sie geschah im Interesse sowohl von Frau Nestler als auch der DFG und des Leibniz-Preises. Wir haben danach unter Hochdruck die Vorwürfe in jeder Hinsicht geprüft, Frau Nestler ausführlich angehört und zudem einen externen Gutachter hinzugezogen, bevor schließlich auch der Ausschuss zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens mit der Angelegenheit befasst wurde. Auf der Grundlage dieser intensiven Prüfung hat sich kein Hinweis auf ein wissenschaftliches Fehlverhalten von Frau Nestler ergeben. Deshalb kann die DFG ihr nunmehr und mit großer Freude den Leibniz-Preis übergeben.“

    Die nachträgliche Verleihung des Leibniz-Preises an Nestler findet kurzfristig ebenfalls an diesem Dienstag im Rahmen der abendlichen Festveranstaltung auf der DFG-Jahresversammlung in Halle (Saale) statt. An der um 19 Uhr im Festsaal der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina beginnenden Veranstaltung nehmen unter anderem der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka und die Bremer Wissenschaftssenatorin und Vorsitzende der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, teil. „Der DFG ist sehr daran gelegen, dass Frau Nestler den Preis in einem feierlichen Rahmen und im Beisein politischer Entscheidungsträger erhält“, unterstrich Dzwonnek.

    Nestler war der Preis im Dezember 2016 zusammen mit neun weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Hauptausschuss der DFG zugesprochen worden. Sie wurde damit für ihre maßgeblichen, international anerkannten Forschungsarbeiten in der computergestützten Materialforschung und zur Entwicklung neuer Materialmodelle mit multiskaligen und multiphysikalischen Ansätzen gewürdigt. Nestlers Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie äußerst flexible und leistungsfähige Simulations¬umgebungen zur Mikrostruktursimulation von Materialien und Werkstoffen für den Einsatz auf Höchstleistungsrechnern entwickelt. Grundlage hierfür sind Nestlers quantitative Modelle für die Beschreibung von Mehrkomponentensystemen. Damit konnte sie bei der thermomechanischen Simulation von Werkstoffen oder auch bei der Simulation von Erstarrungsvorgängen eine neue Qualität der Mikrostrukturrepräsentation erzielen und so die Vorgänge erstmals durch realistische 3-D-Simulation wiedergeben. Mit ihrer kreativen Anwendung und Weiterentwicklung der Phasenfeldmethode hat Nestler herausragende grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse erzielen können, die auch große praktische Relevanz haben. Ihre Simulationsrechnungen helfen etwa bei der Vorhersage der Rissausbreitung in Konstruktionswerkstoffen wie Bremsscheiben und ermöglichen so, deren Lebensdauer zu verlängern.

    Britta Nestler studierte Physik und Mathematik in Aachen, wo sie auch promoviert wurde. Forschungsaufenthalte führten sie ins englische Southampton und nach Paris. Im Jahr 2001 trat Nestler eine Professur an der Fakultät für Informatik der Hochschule Karlsruhe an, 2009 übernahm sie zusätzlich ihren jetzigen Lehrstuhl am KIT.

    Der Leibniz-Preis wird seit 1986 von der DFG verliehen. Er ist mit inzwischen 2,5 Millionen Euro dotiert, die die Preisträgerinnen und Preisträger in einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren mit größtmöglicher Flexibilität für ihre Forschungsarbeiten einsetzen können, und gilt als einer der renommiertesten Auszeichnungen für Forscherinnen und Forscher weltweit.

    Weiterführende Informationen

    Medienkontakt:
    Marco Finetti, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2230, Marco.Finetti@dfg.de

    Zu den Leibniz-Preisen 2017 siehe auch die DFG-Pressemitteilung zur Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger unter:
    www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2016/pressemitteilung_nr_54

    Zur Verleihung der Preise am 15. März 2017 und zur Aussetzung der Verleihung an Prof. Dr. Nestler siehe unter:
    www.dfg.de/gefoerderte_projekte/wissenschaftliche_preise/leibniz-preis/2017

    Ausführliche Informationen zum Gesamtkomplex „Gute wissenschaftliche Praxis“ finden sich in einem Dossier unter:
    www.dfg.de/foerderung/grundlagen_rahmenbedingungen/gwp

    Diese und alle weiteren Pressemitteilungen zur DFG-Jahresversammlung finden sich unter:
    www.dfg.de/dfg_profil/reden_stellungnahmen/archiv/jahresversammlung_2017


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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