Geheimdienste bilden seit jeher die Projektionsfläche für zahlreiche Agentenfilme und Spionagethriller. Die Faszination ist groß: Denn als exklusiver, von der breiten Gesellschaft abgeschotteter Kreis handeln sie unter absoluter Geheimhaltung im Verborgenen. Soviel zum populären Bild. Geheimdienste sind aber auch Institutionen moderner Staatlichkeit, die fast in jedem Land zu finden sind. Doch warum? Welche Rolle spielen Geheimdienste für die Staatsmacht? Wie unterscheidet sie sich in Demokratien und Diktaturen? Am Leibniz-Zentrum Moderner Orient widmet sich ein neues Projekt diesen Fragen anhand eines Vergleichs von deutschen und arabischen Geheimdiensten in den letzten 50 Jahren.
„Learning Intelligence: The Exchange of Secret Service Knowledge between Germany and the Arab Middle East 1960-2010”. So lautet der Titel des neuen am ZMO angesiedelten Forschungsprojektes, das von Dr. Sophia Hoffmann, Politikwissenschaftlerin mit einem Schwerpunkt auf den internationalen Beziehungen des Nahen Ostens, geleitet wird.
Ziel des Projektes ist es, herauszufinden, ob und inwiefern ein Wissensaustausch zwischen den Ländern der Arabischen Welt und Deutschland (sowohl der BRD als auch der DDR) darüber stattfand, wie man das Alltagsgeschäft der Geheimdienste organisiert und institutionalisiert. Durch empirische Analysen von Archivmaterial, Literatur, sowie mithilfe von Zeitzeugen-Interviews mit ehemaligen Diplomaten, Exil-Politikern und auch Opfern geheimdienstlicher Verhöre und Verhaftungen sollen Erkenntnisse über den Einfluss des Austauschs auf den Aufbau, die Organisation, Verhaltensweisen und Politik deutscher und arabischer Dienste erlangt werden.
Das Projekt soll so zum einen konzeptuelle Grundlagen schaffen, für ein besseres Verständnis über die Rolle, die Geheimdienste für moderne Staatsmacht spielen. Zum anderen wird das Projekt neue Erkenntnisse über konkrete Fälle von internationalen Geheimdienstbeziehungen untersuchen - als Beispiel etwa zwischen der DDR und Syrien, oder der BRD und Ägypten - um diese, eher unbekannte Dimension der internationalen Beziehungen, besser zu beleuchten.
Das Projekt wird für fünf Jahre von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Freigeist-Fellowships gefördert. Die VolkswagenStiftung fördert mit diesem Programm „außergewöhnliche Forscherpersönlichkeiten, die sich zwischen etablierten Forschungsfeldern bewegen und risikobehaftete Wissenschaft betreiben möchten“.
Dr. Sophia Hoffmann hat an der SOAS der University of London über die Situation irakischer Flüchtlinge in Syrien promoviert, und in den letzten Jahren vor allem über Flucht und Humanitäre Hilfe im Nahen Osten geforscht. Ihr Buch "The Crisis before the Storm: Iraqi Migrants in Syria" ist 2016 bei Syracuse University Press erschienen.
Sophia Hoffmann steht für Interviews auf Deutsch und Englisch zur Verfügung. Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an yasser.mehanna@zmo.de.
https://www.zmo.de/forschung/projekte_2014_2019/hoffmann_intelligence_d.html
https://www.zmo.de/Mitarbeiter/Hoffmann_Sophia/cv_hoffman_sophia.html
https://www.volkswagenstiftung.de/aktuelles-presse/aktuelles/aktdetnewsl/news/de...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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