idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.07.2017 09:33

Breitbandlichtquellen mit flüssigem Kern

Dr. Anja Schulz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Photonische Technologien e. V.

    Jenaer Forschern ist es gelungen breitbandiges Laserlicht im mittleren Infrarotbereich mit Hilfe von flüssigkeitsgefüllten optischen Fasern zu erzeugen. Mit den Fasern lieferten sie zudem experimentelle Beweise für eine neue Dynamik von Solitonen – zeitlich und spektral stabile Lichtwellen – die aufgrund der besonderen Eigenschaften des Flüssigkerns entsteht. Die Ergebnisse der Arbeiten publizierte das Jenaer Wissenschaftler-Team vom Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT), dem Fraunhofer-Insitut für Angewandte Optik und Feinmechanik, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Helmholtz-Insituts im renommierten Fachblatt Nature Communications.

    Aus einem ultraschnellen intensiven Laserpuls, den sie in die Faser einkoppeln, erzeugen die Wissenschaftler ein, für das menschliche Auge nicht sichtbares, sehr breites Lichtspektrum im nahen bis mittleren Infrarotbereich (1,1 bis 2,7 µm). Aufgrund der besonderen Eigenschaften des flüssigen Faserkerns, bricht der Lichtpuls in eine Vielzahl von Lichtwellen verschiedener Wellenlänge, den Solitonen, auf. Sie bilden das extrem breitbandige Laserlicht, das als Superkontinuum-Lichtquelle für Anwendungen in der medizinischen Bildgebung, Messtechnik und Spektroskopie unverzichtbar ist.

    Kohlenstoffdisulfid zeigt nicht-lineare optische Effekte und hohe Transmission

    Der eingekoppelte Lichtpuls bricht in der optischen Faser nur dann in Solitonen auf, wenn er nicht-linear mit Materie wechselwirkt. Im Fall der Flüssigkernfasern bedeutet dies, dass sich die optische Dichte der Flüssigkeit im Kern stark mit der Intensität des eingestrahlten Lichts ändert. Nur wenige Materialien zeigen nicht-lineare optische Effekte und besitzen gleichzeitig eine gute Lichtdurchlässigkeit im Infrarotbereich. Mario Chemnitz, Mitarbeiter am Leibniz-IPHT und Erstautor der Veröffentlichung, erklärt den ungewöhnlichen Effekt: „Im Faserkern befindet sich Kohlenstoffdisulfid, eine flüssige chemische Verbindung, die das Licht sehr stark bricht. Strahlen wir nun polarisiertes Laserlicht ein, richten sich die Kohlenstoffdisulfid-Moleküle im elektromagnetischen Feld des Lichts aus. Durch diese molekulare Orientierung hängt die optische Dichte und damit die Lichtausbreitung in der Faser von der Intensität des Laserlichts ab.“

    Optischer Memory-Effekt

    Eine Besonderheit bei Kohlenstoffdisulfid ist, dass sich die Moleküle mit einer bestimmten Zeitverzögerung ausrichten. Ist der eingestrahlte Laserlichtpuls viel kürzer als die Zeit, die die Moleküle zur Orientierung im optischen Feld benötigen, beobachten die Wissenschaftler eine besondere, verzögerte Dynamik der entstehenden Solitonen. Sie wurde bereits im Jahr 2010 vorhergesagt, doch erst jetzt gelang den Jenaer Forschern der experimentelle Nachweis und die exakte theoretische Beschreibung der Prozesse. Mario Chemnitz beschreibt das Phänomen als einen optischen „Memory-Effekt“ der Flüssigkeit. Diese einzigartige Eigenschaft der Flüssigkernfasern sorgt dafür, dass die spektrale Bandbreite des in den Fasern erzeugten Lichts weniger fluktuiert. Damit bilden sie eine stabilere Alternative zu bisher bekannten breitbandigen Lichtquellen, die auf optischen Fasern aus Spezialgläsern basieren.

    Die Originalveröffentlichung mit dem Titel "Hybrid soliton dynamics in liquid-core fibres" von Mario Chemnitz, Martin Gebhardt, Christian Gaida, Fabian Stutzki, Jens Kobelke, Jens Limpert, Andreas Tünnermann und Markus A. Schmidt erschien in Nature Communications.
    DOI: 10.1038/s41467-017-00033-5


    Weitere Informationen:

    https://www.nature.com/articles/s41467-017-00033-5.epdf
    http://www.leibniz-ipht.de


    Bilder

    Schematische Darstellung eines ultrakurzen Lichtpulses, der in der Faser in Solitonen aufbricht.
    Schematische Darstellung eines ultrakurzen Lichtpulses, der in der Faser in Solitonen aufbricht.
    Quelle: IPHT Jena
    None


    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Chemie, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Schematische Darstellung eines ultrakurzen Lichtpulses, der in der Faser in Solitonen aufbricht.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).