Erziehungswissenschaftler der Universität Jena legen neues Standardwerk zur Geschichte der Pädagogik vor
„Geschichte ist wie Science Fiction, nur rückwärts.“ Mit diesem Satz erklären vier Jenaer Wissenschaftler die Methode ihres Buches „Geschichte der Pädagogik“, das gerade erschienen ist und das Potenzial hat, die Erziehungswissenschaft hierzulande in den kommenden Jahren als Standardwerk zu prägen. Denn wie der Blick in die ferne Zukunft ist uns auch die Vergangenheit ein Spiegel, in dem wir uns, unser Wesen und unsere Kultur neu betrachten und verorten können.
Für das neue Buch gilt das ganz besonders, da es abweichend von üblichen Pfaden den Blick nicht nur auf Europa und den westlichen Kulturkreis richtet. „Normalerweise wird die Geschichte der Pädagogik in unseren Breiten sehr europazentriert erzählt“, sagt Prof. Dr. Dr. Ralf Koerrenz, der gemeinsam mit Dr. Karsten Kenklies, Dr. Hanna Kauhaus und Dr. Matthias Schwarzkopf das Buch geschrieben hat. „Das ist sicher einerseits nachvollziehbar, denn das Menschenbild, das uns unsere Erziehung mitgibt, ist sicher durch unseren kulturellen Hintergrund geprägt.“ Doch überall auf der Welt werden Kinder erzogen, gehen zur Schule und eignen sich Wissen an. Und überall herrsche damit auch ein solches Selbstverständnis, das Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Kulturen in sich birgt. Genau aus diesem Spannungsfeld heraus wollen die vier Autoren eine neue Perspektive auf die Erziehungswissenschaft bieten. „Historische Pädagogik und globale Bildung bedingen sich – und wir wollen diese Verbindungen anschaulich offenlegen“, erklärt Koerrenz den neuen Ansatz. Mit ihm wolle man in der eigenen Wissenschaftsdisziplin ein Statement setzen.
Eigenes Lehrmaterial geschaffen
Dabei hat die Motivation für das Buch auch einen ganz pragmatischen Grund: „Wir wollten das, was wir hier in Jena lehren, gern auch mit Literatur unterlegen“, erklärt Koerrenz. „Nur leider gab es diese – bis jetzt – noch nicht.“ Deshalb war es ihm und seinen Kollegen wichtig, das Buch sehr zugänglich zu gestalten und durchaus auch für Laien attraktiv zu machen.
Gleich zu Beginn der chronologischen Betrachtungen zeigen die Jenaer Autoren, dass sie den Begriff der Pädagogik nicht nur auf Schulbildung beschränken, sondern vielmehr sämtliche Bildungsprozesse, sowohl von außen als auch von innen gesteuert, mit einbeziehen. Exemplarisch führen sie anhand des Stadtstaates Mykene vor Augen, dass gerade der Erwerb und die Vermittlung von Kulturtechniken – wie Schrift und Mathematik – notwendig sind, um Hochkulturen entstehen und überdauern zu lassen. Wie diese Prozesse in anderen Teilen der Erde verlaufen sind, erklären die Autoren am Ende der Kapitel, die nach einzelnen zeitlichen Epochen angeordnet sind. So werfen sie im Abschnitt zur Antike einen Blick nach China auf die Lehren des Konfuzius und beleuchten den aufkommenden Hinduismus in Indien.
Das Buch endet schließlich mit einem Blick auf den Weltgipfel von 1992 in Rio de Janeiro. Hier wird deutlich, dass Bildung und Pädagogik inzwischen global gedacht werden müssen. Denn Ziel der aus dieser Konferenz hervorgegangenen Beschlüsse ist die Förderung nachhaltiger Lebensweisen. Ein umfassender Blick zurück unter diesen Voraussetzungen kann also auch den Weg in die Zukunft der Pädagogik weisen.
Bibliographische Angaben:
Ralf Koerrenz, Karsten Kenklies, Hanna Kauhaus, Matthias Schwarzkopf: Geschichte der Pädagogik, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2017, 322 Seiten, Preis: 22,99 Euro, ISBN 978-3-82-524524-5
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Ralf Koerrenz
Institut für Bildung und Kultur der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Planetarium 4, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945331
E-Mail: Ralf.Koerrenz[at]uni-jena.de
Cover der neuen Publikation.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Pädagogik / Bildung
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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