Hämorrhagische Fieber sind gefährliche Viruskrankheiten, die oft tödlich ausgehen. Forschende der Universität Basel haben nun Botenstoffe des Immunsystems identifiziert, welche bei infizierten Mäusen zu Schockzuständen führen. Diese Resultate eröffnen neue Möglichkeiten zur Entwicklung von lebensrettenden Therapien. Sie wurden in der Fachzeitschrift Cell Host & Microbe veröffentlicht.
Das Lassavirus aus der Familie der Arenaviren wird von Nagetieren in Westafrika auf den Menschen übertragen und verursacht jährlich mehrere zehntausend Todesfälle durch hämorrhagisches Fieber, ähnlich dem Ebolavirus. Im Endstadium kommt es dabei oft zu Schockzuständen. Die Mechanismen, welche zu tödlichem Kreislaufversagen führen, waren bislang aber nur unzureichend bekannt.
Wie eine Forschergruppe um Prof. Daniel Pinschewer vom Departement Biomedizin der Universität Basel nun berichtet, liegt eine wichtige Ursache des Kreislaufversagens nach Arenavirusinfektionen in der überschiessenden Entzündungsreaktion, welche durch das Virus hervorgerufen wird.
Entscheidende Botenstoffe identifiziert
Bei Virusinfektionen bilden T-Zellen eine zentrale Komponente unserer Körperabwehr. In früheren Arbeiten hatte die Gruppe um Prof. Pinschewer aber herausgefunden, dass die Immunzellen bei der Infektion mit dem Lassavirus paradoxerweise zur Krankheitsentstehung beitragen können. In der vorliegenden Studie wurden nun anhand eines verwandten Arenavirus die zugrundeliegenden Mechanismen entschlüsselt.
Übereifrige T-Zellen stimulieren offenbar Fresszellen dazu, dass sie grosse Mengen von Stickstoffmonoxid (NO) produzieren. Dies ist zwar ein wichtiger Abwehrmechanismus bei bakteriellen Infektionen, hilft aber nicht gegen Viren. Bei Arenavirus-infizierten Tieren erweiterte NO aber die Blutgefässe, führte zum Ausschwitzen von Flüssigkeit ins Gewebe und dadurch zur Verminderung des effektiven Blutvolumens und schliesslich zum Kreislaufkollaps.
Wie die Forscher weiter herausfanden, bedarf die NO-Produktion durch Fresszellen des Botenstoffes Interferon-gamma, wie er von T-Zellen produziert wird. Wenn dieser Botenstoff medikamentös blockiert wurde, blieben die Mäuse zwar anfällig für die Virusinfektion, doch erlitten sie keinen Kreislaufkollaps und überlebten weitgehend unbeschadet.
Hoffnung auf neue Therapieansätze
Die Therapiemöglichkeiten bei einer Lassavirus-Infektion und anderen viralen hämorrhagischen Fiebern bleiben unzulänglich. Medikamente zur Blockierung von Interferon-gamma beziehungsweise seiner Wirkung werden im Menschen bereits angewandt. Prof. Pinschewer hofft, dass die Resultate der vorliegenden Studie dazu beitragen werden, diese Medikamente allenfalls erfolgreich zur Behandlung von hämorrhagischem Fieber einzusetzen.
Originalbeitrag
Melissa M. Remy, Mehmet Sahin, Lukas Flatz, Tommy Regen, Lifen Xu, Mario Kreutzfeldt, Benedict Fallet, Camille Doras, Toni Rieger, Lukas Bestmann, Uwe-Karsten Hanisch, Beat A. Kaufmann, Doron Merkler, Daniel D. Pinschewer
Interferon-γ-Driven iNOS: A Molecular Pathway to Terminal Shock in Arenavirus Hemorrhagic Fever
Cell Host & Microbe (2017), doi: 10.1016/j.chom.2017.07.008
Weitere Auskünfte
Prof. Dr. Daniel Pinschewer, Universität Basel, Departement Biomedizin, Tel. +41 61 267 32 70, E-Mail: daniel.pinschewer@unibas.ch
https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Haemorrhagische-Fieber.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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