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17.08.2017 12:29

Strategien und Chancen für Berufsschulen

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

    BIBB sichtet Berufsschulkonzepte im bundesweiten Vergleich

    Demografischer Wandel, die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt, der Trend zu höheren Schulabschlüssen sowie eine zunehmend heterogene Schülerschaft: Diesen vielfältigen Herausforderungen hat sich die duale Berufsausbildung zu stellen – und die Berufsschule mit ihr. Grund genug für das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), zum Lernort Berufsschule eine Sichtung der aktuellen Situation und der unterschiedlichen Herangehensweisen in den Bundesländern sowie einen bundesweiten Vergleich vorzunehmen.

    Als wichtige Punkte zeigen sich dabei insbesondere zwei Bereiche: Die Rekrutierung und Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals sowie die Notwendigkeit einer intensiven Lernortkooperation, also einer guten Abstimmung zwischen den beiden Lernorten Betrieb und Berufsschule.

    Die BIBB-Untersuchung beruht auf vorhandenen Daten, Literaturrecherchen, Sekundäranalysen und Fallstudien mit Expertinnen- und Experteninterviews aus Kultusministerien und Berufsschulen. Sieben Berufe wurden exemplarisch für die genauere Betrachtung der Beschulungssituation ausgewählt: Maurer/-in, Konstruktionsmechaniker/-in, Verfahrensmechaniker/-in für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Fachinformatiker/-in, Hotelkaufmann/-frau, Revierjäger/-in und Modist/-in. Für diese Berufe wurden die Schülerzahlen nachgezeichnet, die Gestaltung des berufsbezogenen Unterrichts betrachtet sowie mögliche Formen einer Lernortkooperation ermittelt. Die Ergebnisse zeigen:

    - Der Rückgang der Schülerzahlen hat bereits zu Schließungen von Klassen und Berufsschulen geführt. Die Zahl dieser Schulen ist von 2006/2007 bis 2014/2015 um rund 6,6% auf 1.552 gesunken, die Zahl der Klassen um über 8.000 (9,7%) auf rund 75.200. Die Folge ist, dass je nach Ausbildungsgang eine wohnortnahe Beschulung zunehmend schwieriger wird. Insbesondere Berufsschulstandorte in Ostdeutschland sind hiervon betroffen.

    - Auch die verstärkte Differenzierung innerhalb von Ausbildungsberufen hat Folgen: Es wird zunehmend schwieriger, eine Beschulung nach Fachrichtungen im letzten Ausbildungsabschnitt zu gewährleisten.

    - Die sehr unterschiedliche Zusammensetzung der Berufsschulklassen, sei es mit Blick auf die schulische Vorbildung der Schüler/-innen, die unterschiedlichen Branchen sowie die unterschiedlichen Betriebsgrößen, in denen die Jugendlichen ausgebildet werden, stellt für die Berufsschulen eine zunehmende Herausforderung dar.

    Da sich die Situation in den Bundesländern aufgrund regionaler Unterschiede, der Besonderheiten in einzelnen Ausbildungsberufen sowie der unterschiedlichen Organisation des Berufsschulunterrichts unterscheidet, kann es pauschale Lösungsansätze nicht geben. Aus der BIBB-Untersuchung lässt sich aber übergreifend festhalten:

    - Ein enger Kontakt und eine gute Kooperation zwischen Betrieb und Berufsschule sind von entscheidender Bedeutung, um die Unterrichtsqualität durch aktuelle und realitätsnahe Aufgabenstellungen zu verbessern. Gerade vor dem Hintergrund der dynamischen technologischen Entwicklung in der Wirtschaft spielt die Lernortkooperation eine bedeutende Rolle.

    - Alle Länder stehen vor der Aufgabe, für einen qualitativ hochwertigen Unterricht entsprechendes Personal zu rekrutieren und dieses fachspezifisch und realitätsnah aus- und weiterzubilden. Insbesondere die Rekrutierung in gewerblich-technischen Berufen erweist sich als schwierig. Hier könnten, so die BIBB-Analyse, länderübergreifende Beschulungskonzepte hilfreich sein, um fachspezifischen Unterricht zu gewährleisten. Gleichzeitig gilt es, das Lehramt an Berufsschulen wieder attraktiver zu machen, Qualifizierungsbedarfe zu decken und den Personalmangel zu lindern.

    - Weitere Lösungsoptionen könnten möglicherweise die Gestaltung standortübergreifender Schulentwicklungsplanung, die Schaffung von Informations- und Kommunikationsstrukturen, moderne E-Learning-Angebote, die Einrichtung jahrgangsübergreifender Fachklassen und die Entwicklung individualisierter Unterrichtskonzepte sein.

    Das „Wissenschaftliche Diskussionspapier“ des BIBB mit dem Titel „Berufsschule im dualen System – Daten, Strukturen, Konzepte“ (WDP 185) steht unter http://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/show/8367 zum kostenlosen Download zur Verfügung.

    Ansprechpartnerin:
    Dr. Monika Hackel; E-Mail: hackel@bibb.de

    Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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