idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
24.08.2017 14:54

Wie die Emotionen anderer den Geruchssinn beeinflussen

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Der emotionale Gesichtsausdruck anderer Menschen beeinflusst, wie positiv oder negativ wir selbst einen Duft empfinden. Grundlage für diesen Effekt scheint die Aktivität eines Hirnbereiches zu sein, der für das Riechen zuständig ist und schon vor der Wahrnehmung eines Geruches aktiv wird. Das berichten Neuropsychologen der Ruhr-Universität Bochum in der Fachzeitschrift Scientific Reports. „Wenn wir jemanden sehen, der ein angewidertes Gesicht macht, weil er einen schlechten Geruch in der Nase hat, kommt einem selbst der Geruch auch gleich unangenehmer vor“, sagt Dr. Patrick Schulze, einer der Autoren.

    Derselbe Geruch riecht immer anders

    Das Team um Patrick Schulze, Dr. Anne-Kathrin Bestgen und Prof. Dr. Boris Suchan untersuchte mithilfe der funktionalen Magnetresonanztomografie (fMRT), wie das Gehirn emotionale Informationen und Gerüche zusammen verarbeitet. Dazu zeigten sie ihren Probandinnen und Probanden zuerst ein Foto von einem Menschen mit glücklichem, neutralem oder angeekeltem Gesichtsausdruck und ließen die Versuchsteilnehmer im Anschluss einen von zwölf Gerüchen bewerten.

    Der Gesichtsausdruck wirkte sich auf die Wahrnehmung der Düfte aus. Probanden fanden denselben Geruch angenehmer, wenn sie vorher ein glückliches Gesicht gesehen hatten, als wenn ihnen vorher ein angeekeltes Gesicht gezeigt worden war. Das galt sowohl für Aromen wie Karamell oder Zitrone als auch für den Geruch nach Schweiß oder Knoblauch. Nur den Geruch nach Fäkalien konnte auch ein positiver Gesichtsausdruck nicht aufwerten.

    Erwartung beeinflusst Wahrnehmung

    Grund dafür, dass Menschen denselben Geruch unterschiedlich bewerten können, ist ein bestimmter Teil des Riechhirns – der piriforme Kortex. Er schaltet sich schon vor dem Wahrnehmen eines Geruchs ein. Der piriforme Kortex verarbeitet das, was wir sehen, und kreiert eine Erwartung, wie der Geruch riechen wird. Diese beeinflusst dann, wie wir den Duft tatsächlich empfinden. In den fMRT-Daten zeigte sich, dass die Zellen des piriformen Kortex aktiv wurden, noch bevor ein Geruch in der Luft lag.

    In früheren Studien hatten Forscher Gerüche und Bilder immer zeitgleich präsentiert. „Erst dadurch, dass wir das Zusammenspiel von Gerüchen und visuellen Informationen zeitlich getrennt voneinander untersucht haben, wurde sichtbar, dass der piriforme Kortex vor dem eigentlichen Riechen aktiv ist“, beschreibt Suchan das Besondere der Studie. Im nächsten Schritt wollen die Bochumer Neuropsychologen analysieren, welche Rolle der piriforme Kortex bei der Körperwahrnehmung spielt. „Wir vermuten eine soziale Komponente“, so Suchan.

    Förderung

    Die Studie entstand im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 874, der seit 2010 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für seine Forschung zu Gedächtnisbildung und Sinneseindrücken gefördert wird.

    Originalveröffentlichung

    Patrick Schulze, Anne-Kathrin Bestgen, Robert K. Lech, Lars Kuchinke, Boris Suchan: Preprocessing of emotional visual information in the human piriform cortex, in: Scientific Reports, 2017, DOI: 10.1038/s41598-017-09295-x

    Pressekontakt

    Prof. Dr. Boris Suchan
    Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie
    Institut für Kognitive Neurowissenschaft
    Fakultät für Psychologie
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 27575
    E-Mail: boris.suchan@rub.de

    Text: Judith Merkelt


    Bilder

    Wie Riechen und Emotionen zusammenhängen, untersuchte Boris Suchan mit seinem Team mittels Kernspintomografie.
    Wie Riechen und Emotionen zusammenhängen, untersuchte Boris Suchan mit seinem Team mittels Kernspint ...
    © RUB, Marquard
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Wie Riechen und Emotionen zusammenhängen, untersuchte Boris Suchan mit seinem Team mittels Kernspintomografie.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).