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20.08.2003 16:14

Katharina Fricke: Spagat zwischen Leistungssport und Hochschulstudium

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Die Universität Heidelberg fördert Athleten, die Spitzensport
    und Studium unter einen Hut bringen wollen - Ein Portrait

    Die Liebe zum Rudern entdeckte Katharina Fricke,
    Leistungssportlerin und Studentin an der Universität Heidelberg,
    schon mit 13 Jahren. Den Einstieg in diese Sportart fand sie zwar
    noch über eine AG am Heidelberger Kurfürst-Friedrich-Gymnasium.
    Doch rasch begann sich Ehrgeiz bemerkbar zu machen, der ihr vor
    kurzem eine Medaille bei den U 23-Weltmeisterschaften in Belgrad
    einbrachte.

    "Natürlich dachte ich am Anfang, als ich 1996 Mitglied beim HRK,
    dem Heidelberger Ruderklub wurde, noch nicht an solche Erfolge. Ich
    hatte einfach Spaß am Rudern und konnte vielleicht gerade deshalb
    meine Leistungen allmählich steigern. Bald nahm ich nicht mehr nur
    an Wettbewerben auf Landesebene teil, sondern fuhr auch zu
    nationalen Regatten", erklärt die junge Sportlerin, die gerade ihren
    20. Geburtstag feierte. Im Jahr 2000 war sie schließlich auf
    Bundesebene Jugendmeisterin - der weitere Weg schien
    vorgezeichnet zu sein.

    "Dann jedoch kam eine kritische Phase", erzählt Katharina Fricke.
    "Denn in diesem Alter entscheidet es sich, ob man nun dabei bleibt
    und in den Erwachsenensport einsteigt, oder eben nicht. Na ja, ich
    habe es einfach versucht - und erstaunlicherweise hat es sogar
    geklappt", gibt die gebürtige Heidelbergerin bescheiden zu. Dabei
    hängt sie die Mühen, die ein permanentes Training mit sich bringt,
    nicht an die große Glocke. Der Lohn der Arbeit ließ indes nicht lange
    auf sich warten - im vergangenen Sommer gewann sie im
    Frauen-Vierer Gold bei den Meisterschaften in Essen.

    Leider jedoch bleibt ihr wenig Zeit, um sich über die Erfolge zu
    freuen. Denn mittlerweile studiert die Sportlerin an der
    Ruprecht-Karls-Universität Geographie, Physik und Politik, was oft
    genug zu terminlichen Spannungen führt. So begann diesen Sommer
    das - vom Deutschen Ruder-Verband in Ratzeburg organisierte -
    Trainingslager für die Meisterschaften in Belgrad bereits in den
    letzten Tagen des Sommersemesters. "Ich musste deshalb die
    Dozenten bitten, Klausuren nachschreiben zu dürfen. Das war zwar
    zum Glück kein Problem, doch stellte sich trotzdem eine gewisse
    Hektik ein. Denn vom Trainingslager flogen wir Ende Juli direkt nach
    Belgrad, wo einen Tag später auch schon die ersten Läufe
    stattfanden. Das war zeitlich alles sehr komprimiert."

    Doch am Ende schaffte es Katharina Fricke ins Finale - und belegte
    dort im Einer der Frauen einen beachtlichen dritten Platz hinter China
    und der Schweiz. "Das war natürlich ein wunderbares Erlebnis. Doch
    so rechte Feierstimmung kam nicht auf, standen doch sofort nach
    dem Rückflug die Klausuren an. Hoffentlich habe ich nach der Saison
    ein wenig Zeit, um mich über die Medaille zu freuen. Im Moment
    blicke ich nämlich eher nach vorne als zurück."

    Das muss sie wohl auch, denn Stillstand ist gerade im Leistungssport
    immer auch Rückschritt. Dass hierdurch mitunter enorme
    Belastungen entstehen, liegt auf der Hand. "Am meisten macht mir
    das brutale Umschalten zwischen dem Sport und der Kopfarbeit an
    der Uni zu schaffen", gibt die Medaillenträgerin von Belgrad
    unumwunden zu. Indes wird sich daran zumindest in den nächsten
    Wochen nichts ändern, fährt sie doch schon in den kommenden
    Tagen zur "offiziellen" WM nach Mailand.

    Zwar wird sie dort als "Ersatzfrau" wahrscheinlich nicht an den
    Wettbewerben teilnehmen. Doch sollte im Frauen-Doppel-Vierer eine
    Sportlerin ausfallen, könnte Katharina Fricke schon bald um die
    nächste Medaille kämpfen. Natürlich wünscht sie - auch wenn sie
    davon profitieren würde - niemandem ein solches Malheur. "Ich lasse
    das einfach auf mich zukommen, und denke und plane immer von
    Jahr zu Jahr. Momentan wäre ich schon damit zufrieden, über den
    Winter ein gutes Training absolvieren zu können, um vielleicht 2004
    nicht als Ersatzfrau, sondern in der Stammbesetzung zu
    internationalen Wettbewerben zu fahren. Und danach - wer weiß?"

    Das Studium soll bei all den sportlichen Erfolgen natürlich auch nicht
    zu kurz kommen, denn auch die längste Ruderer-Karriere währt nicht
    ewig. Dabei drängt sich sofort die Frage auf, wie sich die
    Doppelbelastung in den Griff bekommen lässt. Diese Antwort fällt
    Katharina Fricke indes leicht, und lachend verrät sie ihr Geheimnis,
    Sport und Studium unter einen Hut zu bringen: "Das geht nur mit guter
    Planung - eine ordentliche Organisation ist das A und O! Allerdings
    unterscheidet sich die Ruderei auch gar nicht so sehr vom Alltag an
    der Uni. In beiden Bereichen braucht man ja Disziplin, um sich über
    Wochen oder Monate auf eine Prüfung oder ein Rennen
    vorzubereiten. Wenn es dann aber soweit ist, muss alles passen. Im
    Wettkampf und in der Klausur muss ich dann genau das umsetzen
    und auf einen Punkt bringen können, was ich trainiert oder gelernt
    habe."

    Letzten Endes ist Katharina Fricke bereit, den Preis der
    Doppelbelastung zu zahlen. Sie denkt sogar schon daran, dem
    Diplom in Geographie eine Promotion folgen zu lassen. "So ein
    'Doppelleben' ist übrigens gar nicht so unüblich unter den Ruderern.
    So gut wie alle studieren neben dem Sport oder machen eine
    Ausbildung. Da ist es dann ganz normal, dass man seine Unterlagen
    mit ins Trainingslager nimmt, um für die nächste Klausur zu lernen.
    Natürlich ist das oft der pure Stress. Aber ich finde, dass sich die
    Mühe lohnt. Denn wenn man richtig dabei ist, nimmt man gerne in
    Kauf, dass es zuweilen hart zugeht." Der Ehrgeiz, der sich nach dem
    Eintritt in die Schul-AG bemerkbar machte, ist also noch längst nicht
    aufgebraucht. Und deshalb dürfte auch die in Belgrad errungene
    Medaille sicherlich nicht die letzte in der Karriere der Katharina
    Fricke gewesen sein.

    Heiko P. Wacker


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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