idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.09.2017 12:14

Forschungsreise zu Luftqualität und Klimawandel rund um die Arabische Halbinsel erfolgreich beendet

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

    Internationales Team untersuchte erstmals Wechselwirkungen zwischen gasförmigen und partikulären Schadstoffen mit atmosphärischen Staub- und Meersalz-Aerosolpartikeln

    Nach gut zwei Monaten und knapp 20.000 Kilometern auf See ging Ende August eine spannende Expedition zu Fragen der Luftqualität und des Klimawandels zu Ende. Am 3. August legte das Forschungsschiff „Kommandor Iona“ im Hafen von Seyne sur Mer in Südfrankreich an und entließ die Teilnehmer der wissenschaftlichen Reise AQABA („Air quality and climate change in the Arabian Basin“) an Land. Ein internationales Forscherteam, das vom Max-Planck-Institut für Chemie (MPI für Chemie) in Mainz geleitet wurde, hatte rund zwei Monate lang erstmalig Daten über die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre auf der Seestrecke zwischen Europa und Kuwait gesammelt. Ziel des Forschungsprojektes war es, den Einfluss von Luftverschmutzung auf die öffentliche Gesundheit, das Klima und die Umwelt zu untersuchen. An dem gemeinschaftlichen Projekt waren neben dem MPI für Chemie auch Wissenschaftler des Kuwait Institute for Scientific Research aus Kuwait, des Cyprus Institute auf Zypern sowie aus Saudi-Arabien, Frankreich und den USA beteiligt.

    Die AQABA-Mission führte die Wissenschaftler von Europa rund um die Arabische Halbinsel bis nach Kuwait und traf dabei auf ein einzigartiges Spektrum unterschiedlichster Umweltbedingungen. Die intensive Sonnenstrahlung führte zu hochintensiver Fotochemie, sodass die abwechslungsreichen Konditionen eine Art „natürliches Labor“ darstellten. So durchfuhren sie im Arabischen Meer saubere, unberührte Luft, wohingegen im Roten Meer verschmutzte, staubige Luft aus Afrika die Forscher empfing. Im Nahen Osten trübten Abwinde aus den städtischen Gebieten sowie Schiffsabgase die Luft. Im Persischen Golf hingegen überwogen die Verschmutzungen durch die Emissionen der Petrochemie.

    Erste Messergebnisse der AQABA-Mission zeigen bereits, welche wichtige Rolle die Luftverschmutzung spielt: „Luftschadstoffe verändern die Chemie von natürlichem Staub in der Atmosphäre. Dies wiederum wirkt sich auf den Wasserkreislauf aus, da die Staubpartikel als Kondensationskeime von Wolkentröpfchen fungieren, die den Niederschlag und das Klima verändern können“, erklärt Prof. Jos Lelieveld, Leiter der Expedition. Außerdem können Flora und Fauna gestört werden, weil die Luftverschmutzung die mineralogische Zusammensetzung der Staubpartikel ändert, ergänzt der Direktor am MPI für Chemie und Professor am Cyprus Institute. Die Partikel werden mit reaktivem Stickstoff, Schwefel, Eisen, Phosphor und toxischen Substanzen angereichert, die sich im Ökosystem an Land und im Meer ablagern. Die AQABA-Messungen liefern zudem kritische Kontrollen für Computermodelle und Daten zur Berechnung von atmosphärischen Prozessen im Nahen Osten und bestimmen die Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, Nährstoffkreisläufe und den Klimawandel.

    Messungen vom Mittelmeer bis Kuwait

    Die Seereise führte die Forscher von Juni bis August 2017 von Südfrankreich über das Mittelmeer durch den Suezkanal nach Kuwait und zurück. Insgesamt legte das Team an Bord des Forschungsschiffs „Kommandor Iona“, das der Reederei Hays Ships in Großbritannien angehört, rund 20.000 Kilometer zurück.
    Die Messinstrumente waren dabei in fünf klimatisierten Laborcontainern auf dem Vordeck des Forschungsschiffs untergebracht. Sie detektierten Aerosolpartikel und Gase in direkter Nähe zu den am Bug liegenden Lufteinlässen. Erstmals wurden auch unbemannte Luftfahrzeuge (Drohnen), die vom Schiff aus gestartet wurden, eingesetzt. Diese untersuchten die vertikale Struktur der unteren Troposphäre in bis zu zwei Kilometern Höhe.

    Die AQABA-Instrumentierung stellte die bisher umfassendste Analytik für atmosphärische Chemie und Aerosol-Untersuchungen an Bord eines Schiffes dar und lieferte einzigartige Datensätze. Diese fließen in Studien über die Wechselwirkungen von Gasen und Aerosolen ein. Die Daten werden aber auch Untersuchungen verbessern, die sich mit der atmosphärischen Chemie von Staub und Meersalz und anderen natürlichen Emissionen aus Meer und Land und deren Interaktion mit Luftverschmutzung aus einer Vielzahl von Quellen beschäftigen.

    Kooperationspartner AQABA:
    Zu den Kooperationsinstitutionen gehören das Max-Planck-Institut für Chemie (Deutschland), das Kuwait-Institut für wissenschaftliche Forschung (Kuwait Institute for Scientific Research, KSIR), die Universität Kairo (Ägypten), die Zayed Universität (Vereinigte Arabische Emirate), die König Abdullah Universität für Wissenschaft und Technologie (King Abdullah University of Science and Technology, KSA), die Universität von Kalifornien, San Diego (USA), das Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung (Laboratory for Climate and Environmental Science, Frankreich) und das Cyprus Institute (Zypern).

    Hintergrundinfos zur Kampagne:
    Der Nahe Osten ist eine bevölkerungsreiche Region mit warmem und trockenem Klima. Hitzeextreme, fehlender Niederschlag und fotochemische Luftverschmutzung können die öffentliche Gesundheit gefährden. Zudem hat man beobachtet, dass die atmosphärische Staubkonzentration in den letzten 15 Jahren stark zugenommen hat. Die Umweltforschung in der Region ist auf aktuelle Messdaten angewiesen, insbesondere solchen zur atmosphärischen Zusammensetzung der Luft.


    Bilder

    Die Dunstglocke über Kuwait ist vom Schiff aus gut sichtbar.
    Die Dunstglocke über Kuwait ist vom Schiff aus gut sichtbar.
    Hartwig Harder
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Die Dunstglocke über Kuwait ist vom Schiff aus gut sichtbar.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).