idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
26.08.2003 10:10

Rückenschmerz am PC verhindern

Dr. med. Silvia Schattenfroh GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Rückenschmerz ist der häufigste Anlaß zur Krankschreibung in Deutschland und kostet die Kassen etwa 20 Milliarden Euro pro Jahr! Etwa 90 % der Rückenschmerzen sind auf Muskelverspannungen zurückzuführen, die durch Haltungsfehler mit Fehlbelastungen der Wirbelsäule zustande kommen. Besonders häufig sind Personen von Rücken- einschließlich Schulter-Nackenschmerz, betroffen, die an Bildschrirmarbeitsplätzen ihr Geld verdienen.
    Die ergonomische Arbeitsplatzausstattung bzw. -anpassung (Sitzhöhe, Anordnung von Tisch und Monitor, Fußstütze, Beleuchtung, Neigungswinkel der Tastatur oder Bildschirmhöhe) ist zwar in verschiedenen Richtlinien und Verordnungen des Arbeitsschutzes enthalten, jedoch meistens am Arbeitsplatz nur unzureichend umgesetzt. So stellte Frau Dr. M. Steffen vom Arbeitsmedizinischen Zentrum der Charité bei der Begutachtung von 60 Computerarbeitsplätzen in einer Landesverwaltung fest, dass die Vorschriften nur an einem einzigen Arbeitsplatz vollständig umgesetzt worden waren. Durch entsprechende Aufklärung werden allerdings die Betroffenen leicht selbst in der Lage versetzt, die korrekte Anpassung vorzunehmen und damit eine Prävention von arbeitsplatzbedingten Schmerzuständen zu betreiben.

    Auch gibt es zahlreiche Untersuchungen über den günstigen Einfluß von Trainingsprogrammen zur Minderung der Schmerzsymptomatik an Computerarbeitsplätzen. Bisher fehlte jedoch eine wissenschaftlich aussagefähige Aufschlüsselung, welche Effektivität speziellen Interventionen tatsächlich zukommt. Hier schafft nun eine Studie der Arbeitsgruppe von Frau Dr. Annett Reißhauer, geschäftsführender Direktorin der "Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation" der Charité, Abhilfe:
    In der Untersuchung wurden zwei Interventionsfahren verglichen, die ohne großen Aufwand am Arbeitsplatz von den Betroffenen täglich selbst durchgeführt werden können: Eine krankengymnastische Übungsbehandlung und ein Biofeedbackverfahren, das den Betroffenen eine Rückmeldung über die Muskelanspannung bei der Bildschirmtätigkeit gibt.
    An der sieben Wochen dauernden Studie nahmen insgesamt 104 Personen teil, aufgeteilt in eine unbeeinflußte Kontrollgruppe, eine weitere Gruppe, die mit Biofeedback arbeitete und eine, die täglich ein einfaches Übungsprogramm absolvierte.
    · Das Biofeedbackprogramm wurde mit Hilfe transportabler Geräte in der Größe einer Zigarettenschachtel (Hersteller:Thought Technology, Canada) durchgeführt. Elektroden, die während der Computertätigkeit dem Trapezmuskel angeheftet wurden, übertrugen die Stärke der Muskelspannung auf das Gerät. Der Betroffene erkannte am Aufleuchten verschiedenfarbener Lämpchen das Ausmaß der Spannung und lernte, es in einer täglichen Übungseinheit von 10 15 Minuten zu regulieren.
    · Die Gruppe, die das körperliche Übungsprogramm im Sitzen(!) ebenfalls für die Dauer von 10 bis 15 Minuten täglich absolvierte, führte dabei sechs Übungen durch, die insbesondere den Schulter-Nackenbereich durch Dehnung, Anspannung-Kräftigung und Lockerung beeinflußten. Die Anleitung dazu gaben Mitarbeiter der "Sektion Hochschulsport" der Humboldt-Universität zu Berlin.
    Die Auswertung ergab, dass beide Verfahren im Vergleich zur unbeeinflußten Kontrollgruppe sehr wirksam sind. Das Biofeedbackprogramm vermindert dabei am deutlichsten die Verspannung der Muskeln. Die Übungsbehandlung dagegen erhöht die Beweglichkeit vor allem der Halswirbelsäule und reduziert den Schmerz am effektivsten.("Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz").
    Für ihre Zukunft bevorzugten die Studienteilnehmer deutlich die Übungsbehandlung, vor allem deshalb, weil sie mehr oder weniger unbemerkt von anderen Büromitarbeitern durchführbar ist, das Biofeedbackverfahren aber auf Grund der Elektroden und der Lampensignale für andere erkennbar bleibt und die Bewegungsfreiheit einschränkt. Die Ergebnisse im Einzelnen stellte Frau Dr. Silke Jahr von der "Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation" der Charité auf dem 7.Jahreskongreß der "Biofeedback Foundation of Europe" (18.- 23. 2. 03 in Udine) vor. Zur Zeit ist Frau Dr. Reißhauer mit ihrer Arbeitsgruppe dabei, das Übungsprogramm für jedermann verfügbar zu machen. Einerseits wird es eine CD geben, die neben den körperlichen Übungen auch Anweisungen zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung enthalten wird. Außerdem wird erwogen, ein Programm für Computer als "Bildschoner" einzurichten, das womöglich den Computerarbeiter in bestimmten Zeitabständen an das Üben erinnert.
    (26.8.03) Silvia Schattenfroh


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).