Info der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Nr. 10/98, 25.09.1998
Vom 5. bis 9. Oktober 1998 wird sich die 'Crème de la Crème' der Geodäten aus aller Welt in München an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften treffen. Ihr Ziel besteht darin, während dieser Konferenz zu Resolutionen zu kommen, dank derer alle derzeit existierenden geodätischen Beobachtungssysteme zusammengeführt werden könnten zu einem integrierten und weltweit gültigen System. Diese Resolutionen wiederum möchte die Sektion 'Advanced Space Technology' der einladenden 'International Association of Geodesy' (IAG) im Anschluss an die Konferenz den Ländern dieser Welt zur Annahme und Durchsetzung vorschlagen.
Der Begriff 'Geodäsie' kommt aus dem Griechischen und bedeutete ursprünglich 'Erdteilung'. Im alten Ägypten wurde dieser Begriff für die alljährlich nach den Nilüberschwemmungen fällig werdende Neuaufteilung des Landes eingeführt. Heute versteht man unter Geodäsie die Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche. Zum einen Teil besteht sie aus der sogenannten Ingenieurvermessung, deren Ziele die Erstellung von Karten, das Vermessen von Strassen oder auch von Grundstücken zum Zwecke eines Festlegens von Eigentumsverhältnissen sind. Zum anderen Teil besteht sie aus der Geowissenschaft - d.h. der Erdwissenschaft -, mit deren Hilfe man die wirkliche Figur der Erde bestimmen will. Grob vereinfacht, ist die Erde eine abgeplattete Kugel; doch ist ihr 'Rand' sehr unregelmässig mit beträchtlichen Abweichungen, die man kennen muss, wenn man beispielsweise den exakten Verlauf eines Flusskanalbettes oder einer Eisenbahntrasse planen will.
In beiden Fällen kommt es auf eine sehr hohe Genauigkeit an, die heute durch die Inanspruchnahme von Satelliten auch ermöglicht wird. So konnten die Geodäten bis zum Ende der 60er Jahre nur erdgebunden messen; doch nutzten sie bereits den ersten um die Erde kreisenden Satelliten, um mit Hilfe der von ihm ausgesandten Frequuenzen bestimmte Positionen auf der Erde exakt zu bestimmen.
Bei der Konferenz in München, die von dem Deutschen Geodätischen Forschungsinstitut der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und dem Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie der TU München organisiert wird, stehen vier Themenschwerpunkte im Mittelpunkt, durch deren Diskussion man hofft, zu einem integrierten und globalen Beobachtungssystem kommen zu können. Zum einen soll es um Referenzsysteme bei der Bestimmung von Punktpositionen gehen. Für Bayern beispielsweise war lange Zeit der Nordturm der Marienkirche der lokale und für alle Punkte im Freistaat massgebliche Referenzpunkt. Für die Satelliten allerdings sind solche regionalen Bezugspunkte ungeeignet, so dass man jetzt die lokalen und die globalen Referenzsysteme zusammenfassen will in ein einziges, weltweit gültiges System. Dadurch würde z.B. ein weltweit einheitlicher Verkehrswegebau möglich, was vor allem beim Brücken- und Tunnelbau auch über Landesgrenzen hinweg nicht ganz unwichtig wäre.
Darüber hinaus möchte man in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften über die Stärken und Schwächen der existierenden Mess- und Beobachtungsmethoden sprechen - wiederum mit dem Ziel einer Vereinheitlichung und optimalen Ausnutzung -, man wird sich der Frage zuwenden, welche Bedeutung die neuen Raumtechniken für die Erdwissenschaften (wie die Geologie, Geophysik, Ozeanographie, die Meteorologie) haben, und es wird über die derzeitigen 'Schwerefeld-Missionen' diskutiert werden. Zwar haben die Geodäten bereits zur Zeit der ersten Satelliten in den 60er Jahren das Erdschwerefeld bestimmt; doch ist derzeit dank neuer Techniken eine millimetergenaue Bestimmung in den Bereich des Möglichen gerückt. Wenn es den aktuell geplanten drei Schwerefeld-Missionen gelingen sollte, dies zu erreichen, könnte man beispielsweise definitiv sagen, ob die Pole nun abschmelzen und der Meeresspiegel sich dadurch hebt oder nicht. Eine solche Bestimmung hätte also konkrete Auswirkungen u.a. auf die Klimaforschung.
Hinweis: Als Vertreter der Medien möchte ich Sie zu dieser Konferenz in die Bayerische Akademie der Wissenschaften, Marstallplatz 8 in München, recht herzlich einladen. Natürlich gilt diese Einladung auch für den fünften Tag der Veranstaltung - den 9. Oktober 1998 -, an dem es eine Exkursion zur Geodätischen Raumbeobachtungsstation nach Wettzell in den Bayerischen Wald geben wird. Weitere Informationen können Sie im Internet unter der Adresse http://dgfi.badw-muenchen.de/~iggos erhalten. Falls es Ihnen nicht möglich sein sollte, an der gesamten Tagung teilzunehmen, so kann ich Ihnen ein Pressegespräch am Donnerstag, dem 8. Oktober 1998, von 12.45 bis 13.45 Uhr anbieten. Dieses Pressegespräch wird unmittelbar vor der endgültigen Beschlussfassung und somit nach den vorgesehenen Diskussionen stattfinden und von Prof. Dr. Hermann Drewes, dem Direktor des Deutschen Geodätischen Forschungsinstitutes (DGFI) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, geleitet werden. Drewes möchte Sie dabei über die Ergebnisse der Konferenz und die Relevanz der zu erwartenden Beschlüsse informieren. Bitte melden Sie sich bei einer Teilnahme an diesem Pressegespräch am Donnerstag, dem 8. Oktober 1998, im Sekretariat des DGFI bei Frau Schreiber oder Frau Claassen an (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Marstallplatz 8, in der Münchener Residenz, Erdgeschoss, Zimmer Nr. 5). Sie werden dann in den entsprechenden Raum geleitet. Wenn Sie einen individuellen Gesprächstermin vereinbaren wollen oder Rückfragen haben sollten, wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Drewes (Tel. 089/230 31-106), sein Sekretariat (Tel. 089/230 31-107) oder Dr. Wolfgang Bosch (Tel. 089/230 31-115).
Myriam Hönig, Pressereferentin
http://dgfi.badw-muenchen.de/~iggos/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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