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22.09.2017 11:33

Wasserläufer in Bernstein - Neu entdeckte Wanzenart ist der älteste bekannte Fund weltweit

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Frankfurt, den 22.09.2017. Senckenberg-Wissenschaftlerin Mónica M. Solórzano Kraemer hat gemeinsam mit einem internationalen Team zwei neue Wanzenarten in einem Bernstein entdeckt. Die zur Familie der Wasserläufer gehörenden Insekten stammen aus der Kreidezeit; der neue Fund ist der bisher älteste bekannte Nachweis dieser Gruppe. Dem Wissenschaftlerteam gelang die Bestimmung der neuen Arten durch den Einsatz eines Infrarotmikroskops. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „PeerJ“.

    Langbeinige Wasserläufer, die sich elegant über die Wasseroberfläche bewegen – so war es wohl auch zu Lebzeiten der Dinosaurier, in der Kreidezeit. Doch Fossilfunde dieser Insekten sind selten: zu filigran sind deren Gliedmaße, um bei der Fossilisation zerstörungsfrei erhalten zu bleiben. Auch die Erhaltung in versteinertem Harz ist unwahrscheinlich, da die wasserlebenden Tiere nicht häufig in der Nähe harzproduzierender Bäume anzutreffen sind.
    „Jede neue Entdeckung dieser Wanzenart ist daher spektakulär und hilft uns dabei die Ökologie der semi-aquatischen Tiere und ihre Bedeutung für das damalige Ökosystem zu verstehen“, erklärt Mónica M. Solórzano Kraemer vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt.

    Solórzano Kraemer hat gemeinsam mit einem spanisch-französischen Team zwei bisher unbekannte Wasserläufer-Arten in einem Spanischen Bernstein entdeckt. „Wir haben zwei Männchen und ein Weibchen der Wanzen-Familie Mesoveliidae, die in einem Bernstein der nordspanischen Fundstelle Peñacerrada eingeschlossen sind, neu beschrieben“, erläutert die Frankfurter Bernsteinforscherin und fährt fort: „Der Fund stammt aus der Kreidezeit und ist damit der älteste uns bekannte Nachweis dieser Insektengruppe.“
    Aufgrund des Vorhandenseins mehrerer Individuen in einem Bernstein geht das Forscherteam zudem davon aus, dass die feingliedrigen Insekten in Gemeinschaften lebten. „Der Fund ist der früheste Nachweis eines solchen ‚aggregativen Verhalten’ in der Erdgeschichte“, ergänzt Solórzano Kraemer.

    Möglich wurde die Bestimmung der neuen Arten erst durch den Einsatz eines Infrarotmikroskops in der Abteilung Paläontologie und Historische Geologie am Senckenberg Forschungsinstitut: Obwohl der Spanische Bernstein relativ hell und durchscheinend ist, erschweren Lufteinschlüsse und die dunkle Farbe der eingeschlossenen Tiere die Identifikation. „Mit unserem Infrarotmikroskop haben wir eine zerstörungsfreie Methode, mit der wir auch noch die kleinsten Details an den Bernstein-Einschlüssen erkennen können“, fügt Solórzano Kraemer hinzu.

    Zukünftig erhoffen sich Solórzano Kraemer und ihr Team noch weitere Nachweise von kreidezeitlichen Wanzen in den Spanischen Bernstein zu finden. „Wir gehen davon aus, dass die Wanzenfamilie sehr viel diverser war, als wir bisher belegen können. Weitere Funde werden uns helfen diese Tiergruppe besser zu verstehen und ihre Verwandtschaftsverhältnisse neu zu ordnen“, schließt Solórzano Kraemer.

    Kontakt
    Dr. Mónica M. Solórzano Kraemer
    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
    Tel.: 069-97075 1629
    Monica.Solorzano-Kraemer@senckenberg.de

    Judith Jördens
    Pressestelle
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Tel. 069- 7542 1434
    pressestelle@senckenberg.de

    Publikation
    Sánchez-García A, Nel A, Arillo A, Solórzano Kraemer MM. (2017) The semi-aquatic pondweed bugs of a Cretaceous swamp. PeerJ 5:e3760 https://doi.org/10.7717/peerj.3760

    Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass der genannte Urheber mit veröffentlicht wird. Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig.

    Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter www.senckenberg.de/presse

    Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen.

    Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.
    200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: www.200jahresenckenberg.de.


    Bilder

    Ein seltener Fund: Die neue Wasserläufer-Art, eingeschlossen in Spanischen Bernstein.
    Ein seltener Fund: Die neue Wasserläufer-Art, eingeschlossen in Spanischen Bernstein.
    © Senckenberg
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    Mit dem Infrarot-Mikroskop sind auch winzige Details der Insekten zu erkennen.
    Mit dem Infrarot-Mikroskop sind auch winzige Details der Insekten zu erkennen.
    © Senckenberg
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Ein seltener Fund: Die neue Wasserläufer-Art, eingeschlossen in Spanischen Bernstein.


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    Mit dem Infrarot-Mikroskop sind auch winzige Details der Insekten zu erkennen.


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