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25.09.2017 13:06

Kindliche Sehschwäche Computerspiele sollen die Amblyopie-Therapie verbessern

Lisa-Marie Ströhlein Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

    Berlin – Mehr als 5% aller Kinder in Deutschland leiden unter Amblyopie, eine häufige Form der Sehstörung. Wird diese Schwachsichtigkeit zu spät erkannt, droht Betroffenen später eine schwere Sehbehinderung, die sie beruflich wie gesellschaftlich beeinträchtigen kann. Im Rahmen eines EU-Projekts, an dem eine Forschungsgruppe der Frankfurter Universitätsaugenklinik teilnimmt, sollen neue Test- und Therapieansätze entwickelt und geprüft werden: Computerspiele sollen die Sehfähigkeit von Kindern verbessern. Auf der DOG 2017 vom 28. September bis 1. Oktober 2017 präsentieren Experten diese Methoden und zeigen, dass auch Jugendliche und junge Erwachsene von einer Amblyopie-Therapie profitieren.

    Bei der Standard-Therapie gegen Schwachsichtigkeit bekommt der Patient eine Brille gegen die Fehlsichtigkeit. Anschließend wird bei der so genannten Okklusionsmethode das sehstarke Auge mit einem Augenpflaster abgedeckt, um die Sehstärke des schwachen Auges zu trainieren. Mithilfe neurowissenschaftlicher Untersuchungen ist es Forschungsgruppen des EU-Projekts gelungen, Computerspiele zu entwickeln, die das schwachsichtige Auge und auch die beidäugige Zusammenarbeit stimulieren. Diese Spiele sollen in der Forschungseinheit „Sehstörungen des Kindesalters“ an der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Frankfurt am Main erstmalig in Deutschland erprobt werden.

    „Dieser neue Therapieansatz verspricht nicht nur eine bessere Wirksamkeit. Auch die Therapietreue der Patienten könnte durch anregende Spiele deutlich verbessert werden", erläutert Professor Dr. med. Thomas Kohnen, Präsident DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. Anders als bei der Okklusions-Methode wird bei der Therapie am Bildschirm das schwächere Auge durch Erhöhung des Bildkontrastes stimuliert, während das starke Auge gleichzeitig mit einem reduzierten Bildkontrast konfrontiert wird.

    Lange galt das Einschulungsalter von sechs bis sieben Jahren als Grenze der Therapierbarkeit für Kinder mit Amblyopie. „Der Grund ist die Reifung des Sehsystems. Je ausgereifter die Gehirnteile sind, die Sehreize verarbeiten, desto geringer ist der Therapieerfolg“, erklärt Privatdozentin Dr. med. Maria Fronius, Leiterin der Forschungsgruppe „Sehstörungen des Kindesalters“ am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. „Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zeigen uns jedoch, dass eine erfolgreiche Amblyopie-Therapie auch im Schulalter noch möglich ist.“ Zwar nimmt die Plastizität des Sehsystems bis zum 16. Lebensjahr ab. „Doch die Erkenntnis, dass die Sehstörung auch in der späteren Kindheit behandelt werden kann, eröffnet neue Möglichkeiten", so Fronius.

    Die Gruppe um Fronius widmet sich darüber hinaus neuartigen Tests zur Untersuchung des beidäugigen, dreidimensionalen Sehens. „Wir nutzen hierfür moderne Display-Technologien mittels Tablet-PC, 3D-Monitor oder Virtual-Reality-Brillen", erklärt die DOG-Expertin. Mit ihrer Forschung wollen die Wissenschaftler verhindern helfen, dass sehschwache Menschen von beruflichen Möglichkeiten wie einer Karriere als Pilot oder sozialen Aktivitäten wie Fernsehen, Kino und Computerspielen ausgeschlossen werden.

    Die Wissenschaftlerin warnt jedoch vor zu hohen Erwartungen und auch vor möglichen Risiken. „Die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen und die gewonnenen Erkenntnisse müssen in weiteren Studien erprobt werden“, sagt Fronius. Zugleich rät sie Patienten davon ab, sich im Internet alternativen Behandlungsmethoden ohne Rücksprache mit dem Arzt zu unterziehen. „Therapien sollten ausschließlich mit fachlicher Begleitung unter engmaschigen Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden“, betont die DOG-Expertin.

    Auf einer Pressekonferenz am 28. September 2017 in Berlin anlässlich der DOG 2017 erläutert Maria Fronius moderne Diagnostik und Therapien bei Schwachsichtigkeit.

    DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
    Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 7200 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

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    Terminhinweise:

    DOG-Symposium „Current trends in amblyopia treatment“
    Termin: Donnerstag, den 28. September 2017, 16.30 Uhr bis 17.45 Uhr
    Ort: Hotel Estrel, Berlin, Saal 2

    Pressekonferenz der DOG anlässlich des DOG 2017:
    Termin: Donnerstag, 28. September 2017, 12.30 bis 13.30 Uhr
    Ort: Estrel Congress & Messe Center Berlin, Raum Paris (Erdgeschoss)
    Anschrift: Sonnenallee 225, 12057 Berlin

    Themen und Referenten:

    Korrektur von Fehlsichtigkeiten/Alterssichtigkeit –
    neue Behandlungsmethoden in der refraktiven Chirurgie
    Professor Dr. med. Thomas Kohnen
    Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG),
    Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Frankfurt am Main

    Immer schonender, immer erfolgreicher:
    Fortschritte in der Hornhauttransplantation
    Professor Dr. med. Thomas Reinhard
    Geschäftsführender Ärztlicher Direktor der Klinik für Augenheilkunde
    am Universitätsklinikum Freiburg

    High-Tech-Bildgebung am Auge:
    Was Netzhaut und Sehnerv über MS und Alzheimer verraten
    Professor Dr. med. Wolf Lagrèze
    Leitender Arzt der Sektion Neuroophthalmologie, Kinderophthalmologie und Schielbehandlung, Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg

    Computerspiele & Co –
    moderne Diagnostik und Therapien für kindliche Schwachsichtigkeit
    Privatdozentin Dr. med. Dr. med. habil. Maria Fronius
    Leiterin der Forschungseinheit „Sehstörungen des Kindesalters“,
    Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Frankfurt am Main

    Minimalinvasive Glaukomchirurgie: Weltweit kleinste medizinische Implantate verhindern Erblindung
    Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer
    Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Mainz

    sowie
    Professor Dr. med. Christian Ohrloff
    Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)

    Moderation: Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DOG, Stuttgart

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    Kontakt für Journalisten:
    Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
    Pressestelle
    Kerstin Ullrich
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-641
    Telefax: 0711 8931-167
    ullrich@medizinkommunikation.org
    http://www.dog.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dog.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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