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26.09.2017 13:24

Wie gehen Städte und Gemeinden mit Finanzkrisen um?

Dr. Romy Müller UNI Services
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

    Die letzte Finanz- und Wirtschaftskrise gibt der Wissenschaft die Möglichkeit, mehr darüber zu erfahren, wie die öffentliche Verwaltung mit finanziellen Schocks umgeht. Sanja Korac, Assistenzprofessorin am Institut für Öffentliche Betriebswirtschaftslehre, hat gemeinsam mit internationalen Kolleginnen und Kollegen anhand von 12 Fallstudien in Österreich, Italien und England untersucht, wie es um die Resilienz von Gemeinden in Krisenzeiten bestellt ist. Die Studie erschien kürzlich in der renommierten Zeitschrift „Public Administration“.

    Krisen können ganze Länder erschüttern. Aus Krisen kann man aber auch gestärkt hervorgehen: Dies ist unter anderem abhängig von der Widerstandsfähigkeit, also der Kompetenz, Krisen zu bewältigen und diese – basierend auf externen und internen Ressourcen – auch für die Weiterentwicklung zu nutzen. Resilienz versteht sich dabei als Fähigkeit von Gesellschaften, Organisationen oder Personen, sich von Krisen zu erholen, oder sich auf die dadurch veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Sanja Korac und Iris Saliterer vom Institut für Öffentliche Betriebswirtschaftslehre haben gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus England und Italien die globale Finanzkrise als Ausgangspunkt genommen, um die „finanzielle Resilienz“ von Städten und Gemeinden, zu untersuchen, d.h. ihre Fähigkeit, Krisen zu antizipieren, abzufedern und darauf zu reagieren.

    Dazu haben die Forscherinnen und Forscher die Reaktionen von 12 Städten und Gemeinden in Österreich, Italien und England untersucht. Sie führten Interviews mit Amtsleiterinnen und Amtsleitern, Finanzleiterinnen und Finanzleitern der kommunalen Verwaltungen durch und analysierten Medienberichte sowie offizielle Dokumente zu den Städte- und Gemeindefinanzen. „Die ausgewählten Länder repräsentieren verschiedene Verwaltungstraditionen und höchst unterschiedliche finanzielle Verwundbarkeiten“, so Sanja Korac. „Insgesamt ging es unserem Forschungsteam darum, aus den Analysen der einzelnen Länder generelle Handlungsmuster ableiten zu können.“, ergänzt Iris Saliterer. Die entsprechende Analyse zum noch recht unerforschten Konzept der finanziellen Resilienz stellten die Autorinnen und Autoren nun in einer Publikation in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift „Public Administration“ vor.

    Ergebnis ihrer Untersuchung sind fünf verschiedene Muster der finanziellen Resilienz: die Autarken, die eingezwängten Adaptierer, die reagierenden Adaptierer, die zufriedenen Fatalisten und die machtlosen Fatalisten. Diese sind das Ergebnis der Interaktion und Entwicklung von verschiedenen internen und externen Dimensionen. „Die autarken Städte und Gemeinden zeigen ein geringes Maß an finanzieller Verwundbarkeit, hohe antizipatorische Fähigkeiten und entsprechend gute Bewältigungsstrategien. Die Antizipation beruht auf gut entwickelten Kontroll- und Planungssystemen, die für Vorhersagen und Simulationen genutzt werden, sowie auf der vorausschauenden Bildung von ausreichenden finanziellen Reserven. Solche Städte und Gemeinden zeigen auch hohe Kompetenzen, potenzielle Risiken unter Kontrolle zu halten“, erläutert Sanja Korac die Eigenschaften dieses Musters der finanziellen Resilienz. Das andere Extrem sind die so genannten machtlosen Fatalisten: „Sie sind beispielweise durch hohe Schulden finanziell schon angeschlagen, und fühlen sich dem Schock oder der Krise somit machtlos ausgeliefert. Sie zeigen aber meist nur eingeschränkte Planungs- und Monitoringmechanismen, und versuchen tendenziell eher, kritische Themen in die Zukunft zu verschieben. Gleichzeitig steigt aber auch deren finanzielle Verwundbarkeit durch die Krise, und sie können diese schlechter bewältigen.“, so Korac. Die Publikation zu den Mustern der finanziellen Resilienz, und den Wechselwirkungen von unterschiedlichen Fähigkeiten und Umfeld- und Rahmenbedingungen hat großes Interesse in der internationalen Wissenschaft geweckt und kürzlich weitere Analysen angestoßen.

    Barbera, C., Jones, M., Korac, S., Saliterer, I. & Steccolini, I. (2017). Governmental financial resilience under austerity in Austria, England and Italy: How local governments cope with financial shocks? Public Administration, 1-28, http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/padm.12350/full.


    Weitere Informationen:

    http://www.aau.at


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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