Bromcyan ist ein gefährlicher Stoff, extrem giftig, ätzend und bei kleinster Verunreinigung explosiv. Trotzdem kann die chemische Industrie auf das Reagens nicht verzichten, etwa bei der Herstellung eines neuen Alzheimer-Medikaments. Besondere Herausforderungen stellen Transport und Lagerung dar. Univ.-Prof. Dr. Oliver Kappe, Chemiker an der Universität Graz, hat nun mit seinem Team eine Lösung für dieses Problem gefunden. Den ForscherInnen ist es erstmals gelungen, Bromcyan in einem kontinuierlichen Verfahren zu erzeugen und gleich weiterzuverwenden. Die Methode ermöglicht, Bromcyan bei Bedarf überall dort zu produzieren, wo es benötigt wird. Die Entwicklung wurde zum Patent angemeldet.
In kontinuierlichen Verfahren – englisch „Flow Chemistry“ – werden die für eine Synthese benötigten Substanzen durch Reaktionskammern im Mikroliterbereich gepumpt, in denen die einzelnen Prozesse nacheinander ablaufen. „Da in jeder Kammer immer nur eine geringe Menge einer Verbindung vorhanden ist und das Gemisch nicht wie beim herkömmlichen Batch-Verfahren nach jedem Schritt entnommen und für den nächsten aufbereitet werden muss, minimiert sich die Gefahr“, erklärt Kappe. Gleichzeitig können extreme Temperatur- und Druckbedingungen dafür sorgen, dass die Reaktionen um ein Vielfaches schneller ablaufen.
Bromcyan ist eine Verbindung aus Brom und Zyankali. „Da auch der Umgang mit Brom ein hohes Sicherheitsrisiko darstellt – Brom verdampft bereits bei Raumtemperatur und die Gase sind sehr giftig –, stellen wir auch dieses Element in Flow her“, berichtet der Chemiker. „Dazu braucht man Bromid und Bromat, zwei harmlose, anorganische Salze des Broms.“ In der Flow-Chemie sind alle Schritte, von der Synthese des Broms bis zur Weiterverwendung des Bromcyans, in einem Durchfluss möglich. Publiziert wurde das Verfahren jetzt online vom Fachjournal Angewandte Chemie.
Die Publikation ist die erste aus dem COMET K-Projekt CC FLOW (Center for Continuous Flow Synthesis and Processing) unter der Leitung von Oliver Kappe. COMET (Competence Centers for Excellent Technologies) ist eine Initiative der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. CC FLOW ist am K1-Kompetenzzentrum RCPE (Research Center Pharmaceutical Engineering) angesiedelt.
Publikation:
Integration of Bromine and Cyanogen Bromide Generators for the Continuous-Flow Synthesis of Cyclic Guanidines
G. Glotz, R. Lebel, D. Dallinger, C. O. Kappe
Angew. Chem. Int. Ed. 2017, 56, DOI:10.1002/anie.201708533
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/anie.201708533/full
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Oliver Kappe
Institut für Chemie der Karl-Franzens-Universität Graz
Tel.: 0316/380-5352
E-Mail: oliver.kappe@uni-graz.at
Web: http://goflow.at
Über die RCPE GmbH:
Das COMET K1-Kompetenzzentrum RCPE betreibt Spitzenforschung im Bereich der pharmazeutischen Prozess- und Produktoptimierung. Ziel ist, dass neue Medikamente schnell und sicher dort ankommen, wo sie am meisten gebraucht werden: bei den PatientInnen. An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie begleitet das RCPE seine Partner bei jedem Schritt des Herstellungsprozesses – entwickelt werden neue Darreichungsformen für Medikamente sowie die zugehörigen Produktionsprozesse und deren Überwachungsmethoden. Innovative Lösungen sollen den Wettbewerbsvorteil und wirtschaftlichen Erfolg der Partner des RCPE auch in Zukunft sichern.
Das RCPE befindet sich im Eigentum der TU Graz (65 %), der Karl-Franzens-Universität Graz (20 %) und der Joanneum Research GmbH (15 %). Das Kompetenzzentrum wird im Rahmen von COMET – Competence Centers for Excellent Technologies durch BMVIT, BMWFW und Land Steiermark gefördert. Das Programm COMET wird durch die FFG abgewickelt.
Weitere Informationen unter http://www.rcpe.at
Im kontinuierlichen Verfahren wird das synthetisierte Bromcyan direkt anschließend zur Synthese des ...
Abbildung: Uni Graz/Kappe
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Im kontinuierlichen Verfahren wird das synthetisierte Bromcyan direkt anschließend zur Synthese des ...
Abbildung: Uni Graz/Kappe
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