idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.10.2017 15:29

Flüsse tragen Plastikmüll ins Meer / Große Flusssysteme sind hauptverantwortlich

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

    Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen Plastikmüll ins Meer – ein globales Umweltproblem mit nicht abzusehenden ökologischen Folgen. Um den Plastikeintrag reduzieren zu können, muss klar sein, über welchen Weg das Plastik ins Meer kommt. Bisher war darüber nur wenig bekannt. Dem ist nun ein interdisziplinäres Forscherteam unter Leitung des UFZ nachgegangen. Es konnte zeigen, dass Plastikmüll vor allem über große Flüsse ins Meer eingetragen wird. Publiziert sind die Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Environmental Science & Technology.

    Im Wasser fast aller Meere und Flüsse finden sich mittlerweile kleine Plastikpartikel. Das stellt ein ernstes und wachsendes globales Umweltproblem dar. Die jährlichen Einträge sind enorm, und Plastik verwittert nur sehr langsam. Durch die im Wasser schwimmenden kleinen Plastikpartikel können Meeresbewohner Schaden nehmen, beispielsweise wenn Fische, Seevögel oder Meeressäuger diese mit Futter verwechseln und fressen. „Die ökologischen Folgen sind bislang noch nicht abzusehen. Klar ist aber, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Dr. Christian Schmidt, Hydrogeologe am UFZ. „Da es aber unmöglich ist, die Ozeane vom bereits vorhandenen Plastikmüll zu befreien, müssen wir vorsorgen und den Eintrag von Plastik schnell und effizient reduzieren.“

    Um sinnvolle Maßnahmen zur Reduktion des Plastikeintrags zu treffen, muss aber zunächst geklärt werden: Wo kommt das Plastik überhaupt her? Und über welchen Weg gelangt es ins Meer? Diesen Fragen sind Schmidt und sein Team in einer Studie nachgegangen, die kürzlich in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Environmental Science & Technology“ erschienen ist. Dafür haben die Forscher verschiedene wissenschaftliche Studien analysiert, in denen die Plastikfracht – das ist die Menge des im Wasser transportierten Plastiks – in Flüssen untersucht wurde. Die Ergebnisse der Studien haben sie in miteinander vergleichbare Datensätze umgerechnet und mit der Menge des nicht fachgerecht entsorgten Abfalls des jeweiligen Einzugsgebietes ins Verhältnis gesetzt. „Wir konnten zeigen, dass hier ein eindeutiger Zusammenhang besteht“, sagt Schmidt. „Je mehr Müll im Einzugsgebiet nicht fachgerecht entsorgt wird, desto mehr Plastik landet letztlich im Fluss und gelangt über diesen Transportweg ins Meer.“ Dabei spielen große Flüsse offenbar eine besonders große Rolle – und das nicht nur, weil sie aufgrund ihres größeren Abflusses im Vergleich auch mehr Müll transportieren. Schmidt: „Die Plastikkonzentrationen, also die Plastikmenge pro Kubikmeter Wasser, sind in großen Flüssen deutlich höher als in kleinen. Die Plastikfrachten steigen daher mit der Größe des Flusses überproportional an.“

    Die Forscher haben zudem berechnet, dass die zehn Flusssysteme mit der höchsten Plastikfracht (acht davon in Asien, zwei in Afrika) – in denen zum Teil hunderte Millionen Menschen leben – für rund 90 Prozent des globalen Plastikeintrags ins Meer verantwortlich sind. „Wenn es in Zukunft gelingt, den Plastikeintrag aus den Einzugsgebieten dieser Flüsse zu halbieren, wäre schon sehr viel erreicht“, sagt Schmidt. „Dafür muss das Abfallmanagement verbessert und das Bewusstsein der Bevölkerung sensibilisiert werden. Wir hoffen, dass wir mit unserer Studie zu einer positiven Entwicklung beitragen können, damit das Plastikproblem der Ozeane langfristig eingedämmt werden kann.“

    In zukünftigen Untersuchungen will das UFZ-Team herausfinden, wie lange in einen Fluss gelangter Plastikmüll benötigt, bis er im Meer ankommt. Dauert es nur wenige Monate oder Jahrzehnte? „Das ist wichtig zu wissen, denn die Wirkung einer Maßnahme macht sich dann erst mit entsprechender Verzögerung bemerkbar, da zuerst noch viele Altlasten ins Meer gespült werden“, erklärt Schmidt. „Nur wenn wir den ungefähren Zeitrahmen der Verweilzeiten des Plastikmülls im jeweiligen Flusssystem kennen, kann eine Maßnahme zur Verbesserung des Abfallmanagements im Einzugsgebiet auch bewertet werden.“

    Publikation:
    Schmidt, C., Krauth, T., Wagner, S. (2017): Export of Plastic Debris by Rivers into the Sea. Environ. Sci. Technol. DOI: 10.1021/acs.est.7b02368 http://dx.doi.org/10.1021/acs.est.7b02368

    Ansprechpartner:
    Dr. Christian Schmidt
    UFZ-Department Hydrogeologie
    +49 341 235 1986
    christian.schmidt@ufz.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=34/2017


    Bilder

    Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen Plastikmüll ins Meer – ein globales Umweltproblem mit ökologischen Folgen.
    Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen Plastikmüll ins Meer – ein globales Umweltproblem mit ökologisc ...
    Foto: Richard Carey, fotolia
    None

    Flüsse als entscheidende Quelle für die Verschmutzung der Weltmeere.
    Flüsse als entscheidende Quelle für die Verschmutzung der Weltmeere.
    Grafik: Susan Walter, UFZ
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Chemie, Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen Plastikmüll ins Meer – ein globales Umweltproblem mit ökologischen Folgen.


    Zum Download

    x

    Flüsse als entscheidende Quelle für die Verschmutzung der Weltmeere.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).