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19.10.2017 13:05

Psychische Stärke kann trainiert werden

Michael Brauns Pressestelle
Universität der Bundeswehr München

    Arbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer fallen aufgrund psychischer Belastungen immer länger aus, besagt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport. Und der Wettbewerbsdruck steigt: Ständige Erreichbarkeit und die Vereinbarkeit einer Vollzeitstelle mit Familie und Freizeit setzen zusätzlich unter Druck. Wie man sich leichter an stressige Herausforderungen anpasst, untersucht Bernhard Leipold, Professor an der Universität der Bundeswehr München.

    Psychologen sprechen bei seelischer Widerstandsfähigkeit von „Resilienz“. Geht man nach dem lateinischen Wortursprung, beschreibt der Fachterminus die Fähigkeit, wieder in seinen Ursprungszustand zurückzuspringen. „Wie ein Ball, der – nachdem er aufgeprallt ist oder zerknautscht wurde – wieder rund wird und vielleicht nur eine kleine Delle zurückbehält“, sagt Prof. Leipold, der seit vier Jahren an der Universität der Bundeswehr München lehrt und forscht.

    In der Psychologie werden unterschiedliche Formen von Stress unterschieden. Es gibt typische Stressauslöser, die alle Menschen betreffen (wie bspw. Gesundheitsprobleme des Alterns), und atypische, meist unvorhersehbare Ereignisse wie Lebenskrisen, Unfälle oder Verluste. Neben dem Stress mit positiv erlebten Konsequenzen, auch Eustress genannt, der motiviert und als Euphorie etwa bei Hochzeiten oder Geburtstagen empfunden wird, unter-scheidet man auch den Stress mit belastenden Konsequenzen (Distress).
    „Auch resiliente Menschen können aus der Bahn gebracht werden“, so der Professor für Entwicklungs- und Gesundheitspsychologie.

    „Sie erholen sich aber nach einer Phase der Verarbeitung oder Trauer wieder von der Krise und lernen, sich im Laufe ihres Lebens neuen Herausforderungen immer wieder anzupassen. Sie haben ihre persönliche Entwicklung selbst in der Hand, zumindest ein Stück weit.“ Resiliente Personen gehen Probleme handlungsorientiert an und lassen sie nicht einfach über sich ergehen. Sie vertrauen in ihre Fähigkeiten und geben sich nicht auf, wissen aber auch um ihre Grenzen und verbeißen sich nicht in Dinge, die sie nicht ändern können. Unterstützung bietet ihnen in Krisensituationen ein verlässliches soziales Netzwerk. „Hier zählt häufig nicht die Quantität, sondern die Qualität der Beziehungen“, betont der Forscher.

    Symptome wie Ursachen erkennen und behandeln
    „Oft haben wir mit der Zeit bestimmte Bewältigungsstrategien für den Umgang mit psychischen Belastungen entwickelt“, stellt Leipold fest. „Wir versuchen, das Problem oder die damit verbundenen negativen Gefühlen zu beseitigen. Im Falle einer Jobsuche kann ich zum Beispiel zunächst alle mir zu Verfügung stehenden Wege von der Optimierung meiner Bewerbungsunter-lagen bis hin zur Nutzung meiner persönlichen Kontakte ausschöpfen“. Um das Stressgefühl abzubauen, greifen viele Menschen auf Sport oder Entspannung zurück. Auch Musik kann helfen. „Nicht umsonst werden in Zahn-arztpraxen oft beruhigende, ablenkende Stücke im Hintergrund gespielt“, fügt der Professor mit einem Augenzwinkern hinzu.

    Die Perspektive wechseln
    „Gerade wenn man merkt, dass die Stressphase lange anhält, sollte man seine Gewohnheiten im Umgang mit Stress hinterfragen“, empfiehlt der Dozent. „Oft sind andere Bewältigungsstrategien nicht bekannt oder es mangelt noch an der Umsetzung.“ Ob und ab wann Stress als belastend wahrgenommen wird, ist abhängig von der persönlichen Wahrnehmung. „Mit dem Alter werden viele Menschen zudem gelassener, wenn sie lebenserfahren sind und ähnliche Situationen schon einmal erlebt haben“, so Leipold.

    In Studien stellt der Professor Probanden vor ein künstliches Problem. Erst sollen sie dieses mit Hilfe ihrer üblichen Herangehensweise lösen. In einem zweiten Schritt wird das Problem hinterfragt. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer überlegen, ob man das Problem auch anders bewältigen könnte – und setzen diese Methode im Idealfall auch im Alltag um.

    „Versuchen Sie offen und flexibel zu bleiben“, rät Leipold. „Wenn wir uns über ein unfreundliches Telefonat oder einen Arbeitskollegen aufregen, können wir lernen zu relativieren, indem man fragt: Was ist eigentlich wichtig?“ So wird das ein oder andere Alltagsärgernis schlagartig ganz klein.

    Michael Brauns
    Pressesprecher
    Universität der Bundeswehr München
    Tel.: 089/6004-2004
    E-Mail: michael.brauns@unibw.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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