Workshop des Studienzentrums August Hermann Francke der Franckeschen Stiftungen
Schulbibliotheken der Frühen Neuzeit erstmals im Fokus eines wissenschaftlichen Workshops
26. – 27. Oktober 2017
Historisches Waisenhaus | Haus 1 | Amerika-Zimmer
Bibliotheken sind in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus geistes-, kultur- und wissensgeschichtlicher Forschungen gerückt. Historische Schulbibliotheken, ihre Geschichte und Bestände blieben – von einigen Einzelstudien abgesehen – dabei weitgehend unberücksichtigt. Dies hat mehrere Gründe: Die Grenzen zwischen protestantischen Stadt-, Kirchen- und Schulbibliotheken sind fließend; die Bestände sind häufig unvollständig überliefert, wurden zum Teil zerschlagen, veräußert, ausgelagert oder gänzlich zerstört, zum Teil in größere Bibliotheken oder regionale Archive mit unzureichender Dokumentation der Provenienzen abgegeben; die Sekundärliteratur ist häufig älter oder verstreut in schwer zugänglichem regionalen Schrifttum.
Die Idee, einen Workshop zu Historischen Schulbibliotheken in den Franckeschen Stiftungen durchzuführen, hängt mit der guten Über-lieferung in den Stiftungsbeständen zusammen. Bereits August Hermann Francke (1667–1727) gründete nicht nur eine Bibliothek am Waisenhaus, sondern auch eine Bibliothek am Pädagogium, der Schule für den Adel und das begüterte Bürgertum. Sein Urenkel und späterer Nachfolger im Direktorenamt der Franckeschen Stiftungen, August Hermann Niemeyer (1754-1828), plädierte in seinem Handbuch »Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts« für den landesweiten Ausbau von Schulbibliotheken und setzte diese Forderung programmatisch in den Franckeschen Stiftungen um.
Der Workshop hat nicht den Anspruch, umfassend dem Phänomen Schulbibliotheken der Frühen Neuzeit nachzugehen, sondern versteht sich als eine erste Annäherung an das bislang nur wenig systematisch untersuchte Thema. Es werden sowohl einzelne Bibliotheken unterschiedlicher Schultypen und Konfessionen vorgestellt als auch Schulbibliotheken und Unterrichtslektüren der Frühen Neuzeit in bildungs- sowie bibliothekshistorische Kontexte eingebunden und diskutiert.
13 Referenten und Referentinnen aus den Fachgebieten Erziehungs-wissenschaft, Geschichte, Literaturwissenschaften sowie aus Bibliotheken werden zu Workshop erwartet. Darüber hinaus werden Fachleute mitdiskutieren, darunter Prof. em. Dr. Peter Menck, eme-ritierter Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Siegen, Dr. Thomas Töpfer, Leiter des Schulmuseums in Leipzig, Felicitas Noeske, ehemalige Lehrerin des Christianeums in Hamburg und dort zuständig für die Schulbibliothek.
Eröffnung der neuen Kabinettsausstellung »Die Oratorische Bibli-othek des Königlichen Pädagogiums zu Halle. Eine Schulbiblio-thek um 1800« im Rahmen des Workshops
Der erste Workshoptag endet am Donnerstag, den 26. Oktober 2017, um 18 Uhr mit der Eröffnung der neuen Kabinettausstellung im ehemaligen Lesezimmer neben der Kulissenbibliothek. Die Kabi-nettausstellung »Die Oratorische Bibliothek des Königlichen Pädagogiums zu Halle. Eine Schulbibliothek um 1800« versucht, den Besuchern und Besucherinnen eine Schulbibliothek für den Deutschunterricht um 1800 näher zu bringen: Welche Werke waren für den Schulunterricht um 1800 relevant? Welche Bücher kamen durch Schenkungen in die Bibliothek? Wie wurden die Bücher genutzt? Zahlreiche wertvolle Erstausgaben deutscher Dichtung von u. a. Wieland, Goethe, Schiller, Kleist, Novalis und Seume zeigen, dass in der Oratorischen Bibliothek um 1800 wichtige Neuerscheinungen des literarischen Markts vorhanden waren und im Unterricht zum Einsatz kamen. Damalige Neuerscheinungen wie Lessings »Nathan der Weise« oder Schillers »Wallenstein« gehören heute zum Kanon der deutschen Literatur.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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