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01.09.2003 14:39

Wie kleine Firmen große Aufträge bekommen - Forschungsprojekt an der TU Dresden

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

    BMBF finanziert multidisziplinäres Forschungsprojekt an der TU Dresden über virtuelle Unternehmen

    Zur Entwicklung eines technologisch unterstützten Frühwarnsystems, welches die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit von virtuellen Unternehmen sichern hilft, hat ein interdisziplinäres Forscherteam an der Technischen Universität Dresden mehr als eine Million Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erhalten. Am Projekt beteiligt sind die Professoren Birgit Benkhoff (Personalwirtschaft), Martin Engelien (Angewandte Informatik), Klaus Meißner (Multimediatechnik), Peter Richter (Arbeits- und Organisationspsychologie) und deren wissenschaftliche Mitarbeiter. Im Rahmen des Forschungsprogramms "Gestaltung der Arbeit in virtuellen Unternehmen" werden die vier Projektgruppen bis zum Jahr 2007 gefördert, um gemeinsam Erfolgsfaktoren und Probleme dieser Form der befristeten Zusammenarbeit zu identifizieren.

    Unter virtuellen Unternehmen versteht man firmenübergreifende Netzwerke, zu denen sich in der Regel kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zusammenschließen, um einen großen Auftrag abzuwickeln. Wenn der Auftrag erledigt ist, trennen sie sich wieder. Virtuell werden diese Unternehmensnetzwerke deshalb genannt, weil sie nur dem Anschein und der Möglichkeit nach als feste organisatorische Einheit vorhanden sind. Die beteiligten Firmen treten gegenüber ihren Kunden wie ein Unternehmen auf. Diese nach außen wahrnehmbare Organisation verfügt aber weder über eine eigene Rechtsform, eigene Büroräume noch eine feste Hierarchie. Da die Firmen von verschiedenen Standorten aus kooperieren, sind sie zur Überwindung der räumlichen Distanzen auf verschiedene Informations- und Kommunikationstechnologien, vor allem das Internet, angewiesen.

    Die Attraktivität von virtuellen Unternehmen für kleinere Firmen liegt darin, dass nach Kundenauftrag komplexe Projekte oder Produkte übernommen werden, die die Möglichkeiten einer einzelnen beteiligten Firma übersteigen. Wenn man Geschäftspartner mit freien Kapazitäten findet, ist es überflüssig, eigene aufzubauen und zu entwickeln. Eine Kooperation dieser Art bietet den einzelnen Teilnehmern Chancen, z.B. Kosten für Erweiterungsinvestitionen einzusparen, während sie in ihrer Unabhängigkeit kaum eingeschränkt werden. Die Firmen können auf diese Weise Produkte schneller an den Markt bringen, Kapazitäten besser auslasten, Zugänge zu neuen Märkten erschließen und eigene Geschäftsfelder auf Kernkompetenzen begrenzen.

    Die Bundesregierung hat ein Interesse daran, die Effizienz derartiger Kooperationen zu fördern und Forschungsvorhaben zu diesem Zweck zu finanzieren, da durch virtuelle Unternehmen die Marktposition kleiner und mittlerer Unternehmen verbessert wird. Es besteht eindeutig Nachholbedarf. Untersuchungen zeigen, dass deutsche Unternehmen im Vergleich zu beispielsweise US-amerikanischen für das Internet-Zeitalter erst ungenügend

    gerüstet sind. Gerade KMU machen häufig von neuen technologischen Möglichkeiten keinen Gebrauch. Auch zögern sie, Kooperationen mit ihren Wettbewerbern einzugehen. Sie schotten sich lieber ab, da sie fürchten, zu viel Firmeninternes Preis geben zu müssen oder ihre Selbstständigkeit zu verlieren. Wollen sie aber mit den neu entstehenden Megakonzernen konkurrieren und Schritt halten, kommen sie nicht umhin, diese Ängste zu überwinden. Virtuelle Unternehmen stellen ein zukunftsweisendes Kooperationsmodell dar, das in Zeiten schnellen Wandels und globaler Vernetzung für KMU besonders geeignet erscheint.

    Die in Dresden ansässige Forschergruppe wird vor allem sächsischen KMU und Unternehmensverbünden unter die Arme greifen und dazu beitragen, den Wirtschaftsstandort Sachsen mit seinen vielen Kleinbetrieben zu fördern. Die Projektverantwortlichen streben nach praxisnahen Lösungen, die den Firmen unmittelbar zugute kommen. Das erreichen die Wissenschaftler, indem sie virtuelle Unternehmen begleiten und ihre Wirkungsweise aus verschiedenen Perspektiven analysieren.

    Im Zentrum steht ein reger Austausch mit Praktikern. Erste Firmen und Firmenverbünde, die mit dem Projekt vertraut gemacht wurden, sind von dem Vorhaben sehr angetan und werden in den kommenden Monaten und Jahren in das Projekt einbezogen. Das Team würde gerne noch weitere sächsische und auch überregionale Firmenverbünde untersuchen. Besonders interessiert sind die Wissenschaftler an Partnern, die auf vergangene und gegenwärtige Erfahrungen mit auftrags- bzw. projektbezogenen Kooperationen zurückblicken können. Sie suchen nach "best practice". Aber gerade auch Unternehmen, die von den Partnern im Rahmen einer Zusammenarbeit enttäuscht wurden oder mit den Ergebnissen unzufrieden waren, können den Forschern bei ihrer Arbeit weiter helfen und vor allem selbst von einer Kooperation mit dem Projektteam profitieren.
    Interessenten können sich unter der E-Mail-Adresse kontakt@atvirtu.de oder telefonisch bei der Projektmitarbeiterin Maja Laumann unter der Rufnummer 0351/463 39210 melden.

    (Autorin dieses Beitrages: Prof. Birgit Benkhoff, Lehrstuhlinhaberin für BWL-Personalwirtschaft an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der TU Dresden.)

    Informationen für Journalisten:
    Prof. Birgit Benkhoff (ab 08.09.2003), Tel. 0351 463-34085
    E-Mail: Birgit.Benkhoff@mailbox.tu-dresden.de
    Klaus Kühn, Tel. 0351 463-32190
    E-Mail: Klaus.Kuehn@mailbox.tu-dresden.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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